OWL Crime – mit Podcast

Der Maschseemörder: Als ein Spaziergänger einen abgetrennten Oberkörper findet

Zerstückelte Leichenteile im Maschsee, ein Täter mit Nazi-Hintergrund und neue Aufmerksamkeit in Social Media: Der True-Crime-Podcast „OstwestFälle“ rollt den Fall Svenja K. erneut auf.

Ende Oktober 2012 findet ein Spaziergänger den Oberkörper einer Leiche. Die Polizei nimmt einen Tatverdächtigen fest. Im August 2013 beginnt der Prozess vor dem Landgericht Hannover. | © Sebastian Kahnert/dpa

Josefin Stein
04.12.2025 | 04.12.2025, 02:00

Hannover. Es ist kurz vor Halloween im Jahr 2012. Ein Mann spaziert um den beliebten Maschsee in Hannover (Niedersachsen). Dort macht er eine schreckliche Entdeckung: Er findet den Oberkörper einer Frau, verpackt in eine Mülltüte. Sofort verständigt er die Polizei, die den See und das nähere Umfeld absucht.

Wenige Tage später findet die Polizei weitere Körperteile der Frau. Ein Oberschenkel und ein Bein werden in der Nähe des Bootsverleihs entdeckt. Ermittler finden am Grund des Sees die abgetrennten Arme und den Kopf der Leiche sowie eine Flex, die vermutlich zur Zerstückelung der Leiche genutzt wurde. Im näheren Umfeld liegen die Kleidung des Opfers sowie weitere Werkzeuge mit Spurenanhaftungen.

In der neuen Folge von „OstwestFälle“, dem True-Crime-Podcast der Neuen Westfälischen, spricht Moderatorin Birgitt Gottwald mit NW-Redakteur Lukas Brekenkamp. Er gibt Einblicke in die Tat und erklärt, warum der Fall heute wieder für Aufsehen sorgt.

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Der Maschseemord an Svenja K. – der Fall im Überblick

  • Svenja K. ist in der Drogen- und Prostituiertenszene unterwegs, dort lernt sie einen 24-jährigen Mann kennen.
  • Ende Oktober 2012 nehmen sie in seiner Wohnung gemeinsam Drogen, während er von seiner Begeisterung über die NS-Zeit erzählt.
  • Daraufhin lacht Svenja K. ihn aus, er ersticht sie mit einer Machete und zerstückelt ihre Leiche.
  • Gemeinsam mit seiner Ex-Freundin entsorgt er die Leichenteile in Mülltüten verpackt im Maschsee (Hannover).
  • Der Täter wird zu zwölf Jahren Haft im Maßregelvollzug (psychiatrische Klinik) verurteilt und medial als der Maschseemörder bekannt.

Opfer und Täter lernten sich in Hannover kennen

Während den Ermittlungen ist der Polizei schnell klar: Bei dem Opfer handelt es sich um eine 44-jährige Frau – Svenja K. (alle Namen geändert), gebürtig aus Ibbenbüren in NRW. K. hat einige Zeit in Bielefeld gewohnt, bis sie kurz vor der Tat nach Hannover zieht. Dort lernt sie ihren späteren Mörder kennen. Vermutlich haben sich die beiden in der Drogenszene, im sogenannten Vergnügungsviertel, in Hannover kennengelernt. Svenja K. soll als Gelegenheitsprostituierte gearbeitet haben.

Am Abend der Tat sollen Svenja K. und der damals 24-Jährige in seiner Wohnung gemeinsam Drogen genommen haben. Beim Gespräch soll er über seine rechtsextreme Gesinnung gesprochen haben, über die K. sich lustig macht. Vermutlich war das der Auslöser für die Tat und den Mord.

Begeisterung für die NS-Ideologie schon früher aufgefallen

Seine Begeisterung für den Nationalsozialismus soll schon vorher bekannt gewesen sein. Nicht nur berichtet sein Mitbewohner von vielen rechtsextremen Äußerungen und meldet ihn sogar beim Verfassungsschutz und der Polizei, sondern er war auch als Nazi-Rapper bekannt. Seine Texte handeln unter anderem von blutigen Gewaltfantasien.

Wieso die Polizei nichts tun konnte: Mitbewohner warnte vor dem Maschseemörder

Außerdem hat er verschiedene Nazi-Tattoos, unter anderem ein Porträt von Adolf Hitler. Ob er diese Tattoos noch immer besitzt, ist unklar. Während seiner Kindheit und Jugend, die er größtenteils auf der Straße und in Kinderheimen verbrachte, soll er bereits strafrechtlich aufgefallen sein.

Ex-Freundin des Täters sagt vor Gericht aus

Anfang August 2013 beginnt der Prozess vor dem Landgericht in Hannover, der für viel Aufsehen in den Medien sorgt. Zehn Verhandlungstage sind angesetzt und mehr als 30 Zeugen geladen. Einer dieser Zeugen ist die Ex-Freundin des 24-Jährigen. Sie sagt vor Gericht aus, dass sie kurz nach der Tat in seine Wohnung gegangen sei. Dort soll er sie mit einem Messer bedroht und sie gezwungen haben, ihm bei der Beseitigung der Leiche von Svenja K. zu helfen.

Polizisten suchen den Maschsees in Hannover (Niedersachsen) nach mehr Leichenteilen ab. - © picture alliance / dpa
Polizisten suchen den Maschsees in Hannover (Niedersachsen) nach mehr Leichenteilen ab. | © picture alliance / dpa

Während ihrer Aussage vor Gericht fallen Sätze, die laut Lukas Brekenkamp im Kopf bleiben: „Durch die Tüte konnte man den Kopf sehen. Ich glaube, ihre Augen waren zu.“ Die Zeugin berichtet auch, dass sie, gemeinsam mit ihrem damaligen Partner, zwei Mal mit den Mülltüten zum Maschsee laufen musste, um die Leichenteile zu entsorgen. Sie liefert außerdem den entscheidenden Hinweis zur Tatwaffe: Die Polizei findet die Machete ein Jahr nach der Tat in einem Gebüsch nahe des Maschsees.

Der Angeklagte beschuldigt seine Ex-Freundin

Die Einlassung des Angeklagten ist vor Gericht ganz anders. Er beschuldigt seine Ex-Freundin, die aus Eifersucht gehandelt haben soll. Demnach hat diese ihn mit Svenja K. beim Geschlechtsverkehr erwischt und sie anschließend ermordet. Allerdings hat seine Ex-Freundin ein Alibi für die Tatzeit. Der Angeklagte verhielt sich vor Gericht so unruhig, dass der Richter ihm sogar gedroht hat, ihn aus den Verfahren auszuschließen. Weiter soll er während der Verhandlungen Kreuzworträtsel gelöst und nur wenig Reue gezeigt haben.

Der Angeklagte wird zu 12 Jahren Haft im Maßregelvollzug verurteilt. - © dpa
Der Angeklagte wird zu 12 Jahren Haft im Maßregelvollzug verurteilt. | © dpa

Aufgrund einer attestierten Persönlichkeitsstörung spricht man bei dem Täter von einer verminderten Schuldfähigkeit, die für eine geringere Strafe sorgt. Somit wird er wegen Mordes zu zwölf Jahren im Maßregelvollzug (psychiatrische Klinik) verurteilt. 2021 wird er in die normale Haft verlegt und im Mai 2025 entlassen. Aktuell steht er unter Führungsaufsicht. Nach seiner Entlassung hat er angegeben, dass er wieder zurück nach Ostwestfalen-Lippe zieht. Dadurch war die Polizei Bielefeld alarmiert und hat sich ein Maßnahmen-Paket überlegt.

Was nach seiner Haftentlassung passierte: Den „Maschseemörder“ zieht es nach OWL

Der Maschseemörder erregt Aufsehen in den sozialen Medien

Im Frühsommer 2025 erfuhr er besonderes Aufsehen durch die sozialen Medien wie TikTok und Instagram. Dort veröffentlichte er regelmäßig Videos, startete Live-Streams und verloste seine eigenen Fanartikel. Auf einem T-Shirt steht: „Ich überlebte ein Date mit dem Maschseemörder.“ Auf der Rückseite steht in blutiger Schrift: „Problem gelöst.“

Auch in seinen Musikvideos spielt er mit seinem Image als Maschseemörder und präsentiert sich mit einer Horrormaske aus dem Film „Schweigen der Lämmer“. Neben seiner Fangemeinde standen auch viele negative Kommentare unter seinen Beiträgen. Nach einiger Zeit wurden seine Profile jedoch gelöscht und sind aktuell nicht mehr auffindbar.