Hunderte Verstöße in OWL: Behörden zeigen Tierhalter an

Bielefeld. Bei Kontrollen bei Haltern von Kühen, Hühnern und Co. in OWL sind in den vergangenen Jahren Hunderte Mängel festgestellt worden. Zum Teil sind die Verstöße so gravierend, dass sie zu einer Anzeige durch die Behörden geführt haben. Das ergab eine Umfrage unter allen sechs OWL-Kreisen sowie der Stadt Bielefeld. Tierrechtler fordern ein Umdenken, Landwirte halten dagegen. So berichtet etwa der Kreis Herford von 215 Kontrollen seit Anfang 2023. Bei den meisten kontrollierten Personen oder Betrieben dürfte es sich generell um Landwirte und ihren Hof handeln, doch auch Hobbyhalter können darunter fallen. Dabei erfasste das Veterinäramt 76 Verstöße. In Bielefeld waren es im gleichen Zeitraum 113 Kontrollen (hier sind deutlich weniger entsprechender Tierhalter ansässig) sowie 60 Verstöße. Im Kreis Gütersloh waren es darüber hinaus mit 939 Kontrollen die meisten in ganz OWL. Die Bilanz: nur 51 Verstöße, die teils aber gravierend gewesen seien. Schwein mit erheblichen Schmerzen – Anzeige gegen Halter So berichtet ein Kreissprecher von einem Fall aus dem Jahr 2023. Im Kreis sei bei einer Kontrolle ein hochgradig lahmendes Schwein vorgefunden worden, das aber nicht dem Tierarzt vorgestellt worden sei. Lesen Sie auch: Unternehmen Tönnies aus dem Kreis Gütersloh will Millionen für mehr Tierwohl investieren Das Tier sei eingeschläfert worden, nachträgliche Untersuchungen haben demnach ergeben, dass das Tier mindestens zehn Tage &bdquo;unter erheblichen Schmerzen“ gelitten haben muss, Grund waren massive Entzündungen. Der Kreis stellte Strafanzeige, der Halter erhielt eine Geldstrafe. Schon kleine Mängel sind ein Verstoß Generell fallen unter Verstöße bei solchen Kontrollen kleinere, schnell behebbare Mängel oder simple Fehler in der Dokumentation bis hin zu Hygienemängeln oder gar strafrechtlich relevanten Verstößen, beispielsweise gegen den Tierschutz. Von solchen drastischen Verstößen berichten gleich mehrere Kreise in OWL. Im Kreis Minden-Lübbecke stellte das Veterinäramt seit 2023 sechs Strafanzeigen – bei 293 Beanstandungen, die das Amt im Rahmen der Kontrollen (780) festgestellt hat. Der Kreis Lippe stellte in fünf Fällen Strafanzeige – bei 873 Kontrollen. Aber: Bei den Kontrollen wurden auch 225 Mängel festgestellt. Der Kreis Paderborn erstattete zudem 17-mal Anzeige wegen extrem gravierender Verstöße. Diese wurden bei 689 Kontrollen festgestellt. Im Kreis Höxter waren es 23 Anzeigen bei 810 Kontrollen. Wie viele Mängel in den beiden Kreisen erfasst wurden, blieb unklar. Tierrechtler fordert mehr Kontrollen Jan Peifer, Vorsitzender der Tierrechtsorganisation Aninova, überschlägt: &bdquo;Die Verstoßquote in OWL liegt konstant bei etwa 25 Prozent, also etwa jeder vierte kontrollierte Betrieb weist tierschutz- oder seuchenrechtliche Mängel auf.“ Trotz Kontrollen bleibe das Problem konstant. Er sieht ein &bdquo;strukturelles Problem“ in der Tierhaltung, das über Einzelfälle hinausgehe. Lese Sie auch: Tönnies im Kreis Gütersloh erschüttert: Ermittlungen wegen Tierquälerei bei Zulieferer Peifer ist der Meinung, dass die Zahl der Kontrollen zwar hoch wirke, aber viel zu selten stattfinde. &bdquo;Teilweise wird ein Betrieb nur alle paar Jahre kontrolliert. Das muss intensiviert werden, dafür brauchen die zuständigen Ämter aber dringend mehr Personal.“ Für ihn aber ein viel größeres Problem: die gesetzlichen Haltungsbedingungen. &bdquo;Die Vorgaben führen dazu, dass ein Tier leidet – zum Beispiel, weil ihnen zu wenig Platz zusteht. Daraus ergeben sich dann logischerweise auch Tierschutzprobleme, die bei Kontrollen beanstandet werden.“ Hier müsse die Politik dringend umdenken und die entsprechende Verordnung überarbeiten. Bauernpräsident: &bdquo;Tierwohl liegt uns am Herzen“ Hubertus Beringmeier, Präsident des Westfälisch-Lippischen Bauernverbands, widerspricht Peifer. &bdquo;Die Mängelquote hat nur wenig Aussagekraft. Darunter können bereits Schilder fallen, die abgefallen sind, oder eine falsche Bezeichnung aufweisen.“ Komme es zu Verstoßen gegen den Tierschutz, dann müsse das auch konsequent untersucht werden, sei aber keineswegs strukturell. Er betont: &bdquo;Das Tierwohl liegt uns sehr am Herzen. Wir entwickeln uns immer weiter. Und schon jetzt haben wir in Deutschland Haltungsstandards, die die EU-Richtlinien weit übertreffen.“ Und auch zur Häufigkeit der Kontrollen hat der Landwirt aus Hövelhof im Kreis Paderborn eine ganz andere Meinung: &bdquo;Neben den Kontrollen durch das Veterinäramt haben Landwirte im Jahr mehrere andere Begutachtungen und Prüfungen.“ Dabei gehe es beispielsweise um die Produktqualität. &bdquo;Alleine durch diese können schon Rückschlüsse auf die Zustände der Tiere gezogen werden.“

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