Ausbruch aus Bielefelder JVA: Gesuchter Insasse flüchtete im Taxi ins Ruhrgebiet

Bielefeld. Immer mehr Details zur Flucht eines 39-jährigen Straftäters aus der offenen Justizvollzugsanstalt Bielefeld-Senne werden bekannt. So erfuhr diese Redaktion, dass der Mann offenbar per Taxi aus Bielefeld flüchtete. Seine Spur führt erst ins Ruhrgebiet, dann ins Ausland. Der Flüchtige – nach Informationen dieser Redaktion heißt er Ahmet A. und lebte zuletzt in Essen – floh Dienstagmorgen aus dem Gefängnis im Bielefelder Süden. Laut Behördenangaben nutzte er gegen 7.35 Uhr seine Chance, kurz vor seiner Verlegung in ein anderes Gefängnis. Er soll erst einen Bediensteten umgestoßen haben und anschließend zwei meterhohe Absperrungen überwunden haben. Anschließend flüchtete er über ein Feld in Richtung A33. Trotz umfangreicher Suchmaßnahmen mit Hubschrauber, Drohne und etlichen Einsatzkräften verlor sich dort die Spur des Mannes, der wegen Verkehrsdelikten eine mehrjährige Haftstrafe absitzen sollte. Allerdings erfuhr diese Redaktion: Ahmet A. stieg offenbar keine 1.000 Meter Luftlinie von der JVA in ein Taxi. Das zumindest berichtet ein Mitarbeiter des Taxiunternehmens – ein Kollege des Angestellten habe den Straftäter in seinem Wagen mitgenommen. Taxi mehr als vier Stunden nach der Flucht gerufen Demnach habe der Mann mit der Hilfe von Passanten gegen 12 Uhr – also mehr als vier Stunden nach seiner Flucht – ein Taxi gerufen. Bei den Personen könnte es sich womöglich um Bauarbeiter handeln. Bei einem Ortsbesuch dieser Redaktion wollten sich diese nicht äußern, gaben aber an, wegen des Geflüchteten Kontakt zur Polizei gehabt zu haben. Lesen Sie auch: Aus Bielefelder JVA geflohener Straftäter meldet sich im Livestream bei TikTok Was A. zwischen Flucht und möglicher Abreise per Taxi gemacht hat, ist offen – womöglich hielt er sich versteckt. Er soll gegenüber dem Fahrer angegeben haben, nach Minden fahren zu wollen. Die Passanten notierten sich offenbar das Kennzeichen des Taxis und informierten die Polizei. Eine Bestätigung seitens der Polizei blieb aus – weder die Polizei Bielefeld noch die mittlerweile zuständige Polizei in Essen äußerte sich. Zielort Minden – dann plötzlich doch das Ruhrgebiet Der Mitarbeiter des Taxiunternehmens berichtet, dass ihn die Polizei kontaktiert habe. Er habe mitgeteilt, dass der Flüchtige angegeben habe, nach Minden zu wollen. Was der Mitarbeiter jedoch nicht gewusst habe: Zu dem Zeitpunkt soll der 39-Jährige dem Fahrer bereits ein anderes Ziel genannt haben – erst Essen, dann Oberhausen. Der Mitarbeiter, der mittlerweile gewusst habe, wer bei seinem Arbeitskollegen im Auto gesessen habe, will den Fahrer aus Sorge nicht konkret gewarnt haben. &bdquo;Ich wusste nicht, wie gefährlich der Mann sein könnte. Oder ob er eine Waffe hat.“ Womöglich nicht ganz unbegründet, denn diese Redaktion weiß: Wegen Gewaltdelikten ist A. zumindest polizeibekannt. .responsive23-b5enrghnYm07QlRa-map-ausbruch-aus-bielefelder-jva { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-b5enrghnYm07QlRa-map-ausbruch-aus-bielefelder-jva { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-b5enrghnYm07QlRa-map-ausbruch-aus-bielefelder-jva { padding-top: 142.86%; } } Fahrer aus Sorge nicht direkt gewarnt Der Mitarbeiter habe vielmehr auf anderem Wege versucht, seinen Kollegen dazu zu bringen, den Gesuchten aus dem Taxi zu schmeißen. &bdquo;Er sollte für die Fahrt nach Oberhausen einen Festpreis von 300 Euro zahlen. Aber es ist ja klar, dass er als Ex-Inhaftierter nicht so viel Geld bei sich hat“, erklärt der Mitarbeiter. Er habe seinen Kollegen telefonisch angewiesen, den Mann nicht weiterzufahren, sollte er das Geld nicht bei sich haben. Lesen Sie auch: Gefängnisausbruch in Bielefeld: Wie der Gewalttäter aus der JVA entkam Allerdings: Sein Kollege habe sich auf eine Zusicherung von A. verlassen. Er würde sein Geld von einer Angehörigen des Gesuchten erhalten, berichtet der Angestellte weiter. Den vereinbarten Betrag habe dieser dann auch am Zielort erhalten. Polizei will sich nicht äußern Die Polizei, die zeitweise mittels GPS-Ortung des Wagens von dem Standort des Mannes gewusst haben soll, kam jedoch offensichtlich zu spät. Der Gesuchte war bereits an seinem Ziel in Oberhausen ausgestiegen und ist von dort offenbar weiter geflüchtet. Der Taxifahrer, den die Polizei auf seinem Rückweg in Dortmund angehalten haben soll, soll jedoch noch mehrere Stunden gegenüber der Polizei Angaben gemacht haben. Die Polizei Essen wollte sich zu den Informationen zu der Taxi-Flucht nicht äußern und diese auch nicht bestätigen. Auch Angaben zu möglichen Maßnahmen im Rahmen der Fahndung oder der möglichen Flucht ins Ruhrgebiet machte ein Sprecher nicht. Aus ermittlungstaktischen Gründen im Zuge der laufenden Ermittlung macht die Polizei aktuell keine weiteren Angaben. &bdquo;Die Polizei geht aktuell allen Hinweisen nach“, sagt ein Polizeisprecher. Zumindest für die Flucht per Taxi erhielt diese Redaktion später aus Sicherheitskreisen aber eine Bestätigung. Im Video: Polizeisprecher äußert sich zu Gefängnisausbruch Foto zeigt A. offenbar in Brüssel Wohin es A. nach seiner möglichen Flucht per Taxi verschlagen hat, ist derweil offen. Spuren in sozialen Medien geben Hinweise, dass er in der Nacht in einem Auto unterwegs gewesen sein könnte. Am Mittwochmorgen verbreitete er zudem auf einem seiner verschiedenen Kanäle ein Bild, das offenbar am Flughafen in Brüssel entstanden ist. Auf dem Foto ist zu sehen, dass der Gesuchte sein Aussehen verändert hat und seinen Bart (die Polizei erwähnte diesen in einer Fahndung explizit) mittlerweile abrasiert hat – sofern dieses Bild tatsächlich aktuell ist. In einem Livestream, den A. Dienstagnacht bei TikTok hielt, war er ebenfalls ohne Bart zu sehen. Der Polizei sind die Aufnahmen wie diese bekannt, sie werden auf Echtheit geprüft, teilte ein Polizeisprecher mit. Ahmet A. wurde Anfang Juni von Spezialkräften in Essen festgenommen. Er soll zuvor in zwei TikTok-Livestreams mit einer Waffe gedroht haben, Polizisten zu töten. Er wurde in die JVA Essen gebracht, von dort wurde er etwa eine Woche später – am 11. Juni – in das Bielefelder Gefängnis verlegt. Am 16. Juni sollte er in die JVA Geldern verlegt werden, wo er schließlich final eine Haftstrafe wegen Verkehrsdelikten zu verbüßen sollte. Doch A. flüchtete, ehe er in den Gefangenentransporter stieg.

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