Messeranschlag in Bielefeld: Syrer sympathisiert mit Terrororganisation IS

Bielefeld. Der mutmaßliche Messerangreifer von Bielefeld sympathisiert eigenen Angaben zufolge mit der Terrororganisation &bdquo;Islamischer Staat“ (IS). Das erfuhr diese Redaktion aus Ermittlerkreisen. Zudem pflegte er offenbar Kontakte zu Islamisten. Weil den Ermittlern auch weitere Hinweise für ein religiöses Motiv vorliegen, befasst sich mittlerweile der Generalbundesanwalt (GBA) mit der Tat. Nach Informationen dieser Redaktion soll der 35-jährige Mahmoud M. kurz nach seiner Festnahme per Übersetzungsapp seine Zuneigung für den IS bekundet haben. Beamte des Spezialeinsatzkommandos (SEK) sollen ihn zuvor ebenfalls per App auf dem Smartphone belehrt haben. Einer der Beamten musste offenbar anschließend eine Aussage bei der Haftvorführung des Mannes vor Gericht machen. Den Behörden soll M. bis zur Tat unbekannt gewesen sein. Das sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Mittwoch in einer Aktuellen Stunde im Bundestag. Er sei Polizei und Staatsanwaltschaft nie aufgefallen und es habe keine Hinweise auf eine islamistische Radikalisierung gegeben. Ebenso soll M. keine &bdquo;einschlägige“ Moschee besucht haben. Tatverdächtiger von Bielefeld hatte Kontakte in islamistische Szene Recherchen dieser Redaktion hatten zuvor aufgedeckt, dass M. Kontakte in die islamistische Szene pflegte. Polizisten sollen bei der Durchsuchung seiner Unterkunft in Harsewinkel beispielsweise eine Telefonnummer eines behördenbekannten Islamisten aus dem Kreis Gütersloh gefunden haben. Zudem könnte er auch Verbindungen zu dem Umfeld zweier Personen haben, gegen die in der Vergangenheit Terrorismus-Verfahren liefen. Lesen Sie auch: Messeranschlag in Bielefeld: So fand die Polizei den Tatverdächtigen Wie diese Redaktion aus Ermittlerkreisen erfuhr, stellten Beamte auch einen Block sicher, auf dem sich M. handschriftliche Notizen gemacht habe. Diese sollen nach einer ersten Prüfung andeuten, dass sich der 35-Jährige mit salafistischen Inhalten befasste. Über diese Information berichtete auch das Magazin &bdquo;Der Spiegel“. Islamwissenschaftler werten die Notizen aus. Verdächtiger von Bielefeld - IS-Zeichen gemalt? Nach Informationen dieser Redaktion ebenfalls auf dem Block: ein selbstgemaltes schwarzes Banner, wie es auch terroristische Gruppen wie der IS nutzen. Offiziell herrscht über die Motivlage der Tat noch Unklarheit. Die Gesamtschau der vorliegenden Hinweise lässt die Ermittler aber ein islamistisches Motiv vermuten, also einen möglichen Anschlag. Andernfalls hätte die GBA die Ermittlungen nicht übernommen. Auch ein Mitbewohner des mittlerweile in Untersuchungshaft sitzenden Syrers hatte dieser Redaktion gesagt, M. sei Befürworter der Terrororganisation IS und habe sich in den vergangenen Monaten radikalisiert. Mit Personen aus Syrien, Ägypten und dem Irak habe er sich demnach unter anderem über &bdquo;Töten“ und &bdquo;Abschlachten“ ausgetauscht. Ermittler sind vorsichtig bei Bielefelder Messerangreifer Aus Ermittlerkreisen hieß es jedoch auch, dass M. nach jetzigem Stand nicht &bdquo;durchradikalisiert“ sei. Zeugenaussagen zufolge sei der 35-Jährige bei der Tat alkoholisiert gewesen. Zudem sei nicht davon auszugehen, dass der mutmaßliche Täter den Angriff auf die Feiernden von langer Hand geplant und Örtlichkeiten zuvor ausgespäht habe. Mehr zum Thema: Polizisten loben Arminia-Fans nach Messer-Anschlag: &bdquo;Ohne Euch hätte es Tote gegeben“ Ein weiterer Faktor: Der Attentäter von Solingen (steht ab dieser Woche wegen des Anschlags im August 2024 vor Gericht) hatte nachweislich Kontakt zu der Medienabteilung des IS und schickte dieser Bekennervideos. Das sei im aktuellen Fall wohl nicht so, heißt es aus Ermittlerkreisen. Auch mehr als 72 Stunden danach hat der IS die Tat nicht für sich reklamiert oder sich dazu geäußert. Möglich aber, dass dies nach Bekanntwerden seiner Sympathie für die Terrororganisation noch passiert. .responsive23-9SPHzARmvVph1QtS-map-mordkommission-ermittelt-vor-dem { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-9SPHzARmvVph1QtS-map-mordkommission-ermittelt-vor-dem { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-9SPHzARmvVph1QtS-map-mordkommission-ermittelt-vor-dem { padding-top: 142.86%; } } Mahmoud M. soll am frühen Sonntagmorgen mit einem spitzen Gegenstand wahllos mehrere Menschen vor der Bielefelder Bar &bdquo;Cutie“ angegriffen haben. Fünf Personen wurden teils lebensgefährlich verletzt, sind mittlerweile aber auf dem Weg der Besserung. Zeugen griffen in das Geschehen ein und verletzten den Angreifer, der schließlich flüchtete. In Tatortnähe fanden Polizisten einen Rucksack mit Personaldokumenten, die auf den 35-jährigen Syrer hindeuteten. Die Sicherheitsbehörden starteten umgehend mit der Großfahndung. Offenbar noch Stunden nach der Tat in Bielefeld Am späten Montagabend klickten schließlich die Handschellen im Kreis Mettmann: Mahmoud M. konnte in einer Wohnung in Heiligenhaus verhaftet werden. Weil er sich wehrte, wurde er leicht verletzt. Auch interessant: Nach dem Messeranschlag dankt das Bielefelder &bdquo;Cutie“ dem schwer verletzten Lebensretter Recherchen dieser Redaktion ergaben, dass sich M. in den rund elf Stunden nach der Tat offenbar noch in Bielefeld aufhielt. Erst am Sonntagnachmittag gegen 15 Uhr soll er einen Zug in Richtung Ruhrgebiet genommen haben, heißt es in Sicherheitskreisen. Die Tat vor dem &bdquo;Cutie“ ereignete sich gegen 4.20 Uhr. Den Ermittlern liegen offenbar Videoaufnahmen aus dem hiesigen Bahnhof vor, zudem soll er auf seinem Weg von Bielefeld nach Heiligenhaus mittels öffentlicher Verkehrsmittel auch von Zeugen gesehen worden sein, die den Gesuchten aufgrund der Fahndungsbilder erkannten. Bei der Suche nach dem Täter waren auch Polizeihunde im Einsatz. In Berlin wurde am Mittwoch gesagt, dass bis zu 300 Beamte an der Ermittlung und den Fahndungen beteiligt waren. Zugriff in Wohnblock bei Düsseldorf Für die Ermittler verdichteten sich am Ende offenbar die Hinweise auf M.s Aufenthaltsort. Sie durchsuchten zwei Wohnungen. In einem Wohnblock im Westen der Stadt bei Essen fanden sie ihn schließlich. 2016 meldeten Medien, dass in diesem Haus die Stadt insgesamt 35 Wohnungen für Flüchtlinge gemietet hat. Auch M. ist Flüchtling und kam Ende 2023 über die Türkei nach Europa und später nach Deutschland. Hier hat er eine bis 2027 befristete Aufenthaltsgenehmigung.

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