Paderborn. Der Fall Robert Hoyzer erschüttert im Jahr 2004 den deutschen Fußball. Die Manipulationen des Schiedsrichters kommen zwei Jahre vor der Weltmeisterschaft im eigenen Land zur Unzeit. Im Mittelpunkt steht ein Pokalspiel, das im Paderborner Hermann-Löns-Stadion über die Bühne geht.
Der Regionalligist SC Paderborn schlägt den Bundesligisten Hamburger SV mit 4:2. Wenige Monate später kommt heraus, dass es bei dieser Pokalsensation nicht mit rechten Dingen zuging. Denn die Partie des 21. August 2004 ist verschoben worden. Hoyzer pfeift zwei höchst umstrittene Elfmeter für die Paderborner und schickt den Hamburger Emile Mpenza mit einer Roten Karte frühzeitig vom Feld.
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So gleichen die Hausherren die 2:0-Führung des HSV noch vor der Halbzeit aus, schießen nach dem Seitenwechsel in Überzahl zwei weitere Treffer und ziehen in die zweite Pokalrunde ein.
Der Fall Robert Hoyzer - Alle Fakten im Überblick
- Der deutsche Fußball wird 2004 durch den Schiedsrichter Robert Hoyzer erschüttert, der Spiele manipuliert, darunter ein Pokalspiel zwischen dem SC Paderborn und dem Hamburger SV im Paderborner Hermann-Löns-Stadion
- Hoyzer beeinflusst das Spiel durch zwei fragwürdige Elfmeter und eine Rote Karte gegen HSV-Spieler Emile Mpenza, was im Januar 2005 zur Aufdeckung der Manipulation führt
- Hoyzer gesteht die Taten und wird für insgesamt elf Manipulationsversuche verantwortlich gemacht, mit dem höchsten Wettgewinn von 695.000 Euro beim Paderborn-Spiel; der Schaden beläuft sich auf über zwei Millionen Euro.
- Paderborns Kapitän Thijs Waterink ist ebenfalls in die Machenschaften verwickelt, verteilt 10.000 Euro an sein Team und wird nach Bekanntwerden des Skandals vom SC Paderborn freigestellt, während der Verein trotzdem in die 2. Bundesliga aufsteigt.
- Hoyzer wird vom DFB lebenslang gesperrt und 2005 zu einer Haftstrafe verurteilt, später wird er vorzeitig entlassen und die Sperre teilweise aufgehoben; der HSV erhält eine Entschädigung und ein Länderspiel
Im Januar 2005 aber wenden sich mehrere Unparteiische an den Deutschen Fußball-Bund (DFB) und äußern den Verdacht, dass ihr Schiedsrichterkollege Robert Hoyzer Spiele manipuliert. Der gebürtige Berliner streitet zunächst alles ab. Ende Januar 2005 aber legt der Mann, der zuvor als eines der größten Schiedsrichtertalente Deutschlands galt, ein Geständnis ab. Gemeinsam mit drei ebenfalls in Berlin ansässigen kroatischen „Wettpaten“ hat Hoyzer insgesamt elf Manipulationsversuche unternommen.
Beim Spiel in Paderborn ist der Wettgewinn am höchsten. Der Haupttäter erzielt einen Gewinn von 695.000 Euro. Der Gesamtschaden bundesweit beläuft sich auf mehr als zwei Millionen Euro. In die krummen Machenschaften rund um das Pokalspiel ist auch ein Paderborner Akteur involviert.
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Kapitän Thijs Waterink erhält am Morgen vor dem Spiel vom Haupttäter 10.000 Euro, die er später an die Mannschaft verteilt. Waterink, der definitiv vom Manipulationsversuch wusste, wird nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen Hoyzer vom SC Paderborn freigestellt.
Der HSV erhält eine sechsstellige Entschädigung und ein Länderspiel
Das übrige Team aber lässt sich im Meisterschaftsrennen nicht beirren und steigt im Frühjahr 2005 in die 2. Bundesliga auf. Der HSV wird vom DFB mit 500.000 Euro entschädigt. Zudem vergibt der Dachverband für den Oktober 2005 ein lukratives Länderspiel nach Hamburg. Zu diesem Zeitpunkt ist Hoyzer, der für die Manipulation in Paderborn von der Wettmafia mit 25.000 Euro und einem Plasma-Fernseher entlohnt wurde, vom DFB bereits lebenslang gesperrt worden.
Er darf nun weder als Schiedsrichter noch als Trainer oder Spieler fungieren. Im November 2005 wird Hoyzer zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten ohne Bewährung verurteilt und nach Verbüßung der Hälfte der Strafe wegen guter Führung vorzeitig entlassen. 2011 hebt auch der DFB die Sperre teilweise wieder auf.
Das Wort „Hoyzern“ als Begriff für bewusste Fehlentscheidungen eines Unparteiischen jedoch ist längst in den Sprachgebrauch eingegangen.