Warum dieser OWL-Politiker aus Frust acht Stunden mit dem Rad nach Düsseldorf fährt

Herford/Düsseldorf. Christian Obrok ist ein ruhiger und sympathischer Mensch. Kein Lautsprecher, der viel lamentiert. Da passt es irgendwie ins Bild, dass der 47-jährige SPD-Politiker aus Herford seinen Frust nicht einfach so herausbrüllt, sondern ihn auf andere Art und Weise transportiert: durch eine ungewöhnliche Aktion, die acht Stunden gedauert hat – und Schlagzeilen macht. Obrok ist am Montag mit dem Rennrad von Bünde nach Düsseldorf gefahren. Für die 200 Kilometer lange Strecke hat der studierte Diplom-Pädagoge 8,5 Stunden gebraucht – mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 23,5 Kilometern pro Stunde. Positiver Nebeneffekt: Durch die Aktion hat Obrok stolze 6.500 Kalorien verbraucht. Kann man mal machen, muss man aber nicht. Also: Wozu das Ganze? Obrok sitzt seit Sommer 2022 für die SPD im Düsseldorfer Landtag. Seitdem ist der Familienvater viel im Land unterwegs – und nutzt dafür vor allem Bus, Bahn und Fahrrad. Inzwischen könne er &bdquo;ganze Bücher“ füllen mit Gründen, warum Züge der Deutschen Bahn spontan mal wieder ausgefallen sind. Das Gefühl, am Bahnsteig zu stehen und sich mächtig zu ärgern, kennt Obrok inzwischen gut. Ärger über ÖPNV-Ausbau führt zur Rennrad-Idee &bdquo;Ich ärgere mich einfach über den ÖPNV-Ausbau insgesamt“, sagt Obrok im Gespräch mit dieser Redaktion. &bdquo;Als Pendler merkt man nahezu täglich, dass die Infrastruktur über Jahrzehnte hinweg auf Verschleiß gefahren wurde.“ Dafür zahlten Millionen Pendler nun &bdquo;die Zeche“, sagt Obrok. Immer wieder komme es in seinem Arbeitsalltag vor, dass Zugverbindungen &bdquo;komplett“ gestrichen würden. Vor einiger Zeit, als der Zug mal wieder aufgrund diverser Störungen auf der Strecke nach Düsseldorf pausiert habe, entstand die Idee für Obroks ungewöhnliche Aktion. &bdquo;Ich habe zu Bekannten gesagt, dass man bei dem Tempo ja fast schon mit dem Fahrrad nebenher fahren könnte – und schneller wäre“, berichtet Obrok. &bdquo;Ach, das würdest du doch eh nicht machen“, hätten ihm seine Bekannten entgegnet – und so den sportlichen Ehrgeiz des 47-Jährigen geweckt. Also machte sich der Vater zweier Töchter am Montagmorgen mit seinem Rennrad auf den Weg. Zunächst führte es ihn durch den Kreis Gütersloh nach Münster und von dort aus Richtung Ruhrgebiet. Vorbei an Castrop-Rauxel, Herne, Gelsenkirchen, Essen, Heiligenhaus – und schließlich nach Düsseldorf. Nur wenig gefährliche Situationen im Straßenverkehr Die Strecke sei &bdquo;wirklich gut“ gewesen, sagt Obrok, der vor einigen Jahren Pressesprecher der NRW-SPD war. Obrok habe lediglich zwei-, dreimal vom Radweg aus auf die Straße ausweichen müssen, da Teile des Wegs aufgrund von Wurzeln nicht befahrbar gewesen seien. &bdquo;Es gab auch ein, zwei etwas knifflige Situationen mit anderen Verkehrsteilnehmern. Aber unterm Strich war das wirklich gut.“ Somit kam Obrok bei herbstlichen Temperaturen in 8,5 Stunden an – normalerweise braucht er von Bünde bis Düsseldorf 2,45 Stunden, wenn er mit dem Rad zum Bünder Bahnhof fährt – und von dort aus mit dem Zug Richtung Landeshauptstadt fährt. Im Gespräch wirkte der SPD-Mann kurz nach seiner Ankunft vollends zufrieden. &bdquo;Mir geht es herausragend gut; das muss der Überschuss an Endorphinen sein“, vermutete Obrok und lachte. Seine Aktion stieß innerhalb kurzer Zeit auf reges Interesse. Für Obrok standen am Abend noch Termine mit Radio- und mit Fernsehsendern an, die auf sein Fahrrad-Abenteuer aufmerksam geworden sind. Einen Plan für die weitere Abendgestaltung hatte Obrok auch schon im Gepäck: &bdquo;Ich werde gleich erst mal eine richtig heiße Dusche nehmen, zwei Teller Nudeln essen – und ein großes Bier trinken.“

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