Noch keine Entwarnung

Unwetterschäden in mehreren Bundesländern – Gewitter auch heute in NRW möglich

Über OWL gehen am Dienstag kräftige Regenschauer nieder. Der Deutsche Wetterdienst warnt bis in die Nacht vor Starkregen.

Die vorhergesagten Unwetter sorgten für heftigen Regen. | © Sarah Jonek Fotografie

Überflutete Straßen, gestrandete Bahnreisende und geschlossene EM-Fanzonen: Die angekündigte Gewitterfront ist am Dienstagnachmittag und -abend über Teile Deutschlands und OWL hergezogen. In der Nacht zum Mittwoch beruhigte sich das Wetter wieder. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hob alle Unwetterwarnungen auf. Größere Schäden wurden nicht gemeldet. Die Gefahr ist aber noch nicht gebannt: Örtlich können weitere starke Gewitter auftreten.

In Stieghorst steht der Lidl-Parkplatz am Dienstagabend unter Wasser. - © Moritz Trinsch
In Stieghorst steht der Lidl-Parkplatz am Dienstagabend unter Wasser. | © Moritz Trinsch

Laut DWD erreichen die Temperaturen an diesem Mittwoch in OWL dann maximal 23 Grad bei meist mäßigem Wind. Zum Nachmittag lockert es in den meisten Teilen auf und die Sonne kommt hervor. Einzelne Gewitter können aber auch in der Wochenmitte noch auftreten.

Auf dem Regenradar des DWD war den Dienstag über zu sehen, wie das ausgedehnte Gewittertief „Wibke“ aus westlicher Richtung über OWL gen Osten zog. Anders als im Norden der Region blieben die Kreise Paderborn und Höxter am Dienstagabend von längeren Regenschauern verschont. In Bielefeld war für den Abend durchgehend Regen angesagt. Letztlich kam Deutschland bei den Gewittern vergleichsweise glimpflich davon. Auf den Straßen gab es vereinzelt Unfälle, weil Wasser auf den Fahrbahnen war.

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Das Wetter in Herford

Bereits gegen 15 Uhr setzten im Westen von OWL Gewitter mit starkem Regen ein. Die Temperaturen waren in den Mittagsstunden auf 20 bis 21 Grad geklettert. Am Abend fielen sie auf 14 Grad.

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Tiefdruckgebiete bringen feuchte Luft nach OWL

Das derzeit herrschende unbeständige Wetter wird ausgelöst durch Tiefdruckgebiete auf dem Atlantik und bei Großbritannien, die warme und feuchte Luft nach NRW bringen und damit für unbeständiges Wetter sorgen, erklärt der DWD.

Mehrere Fanzonen in NRW geschlossen

Wegen des drohenden Unwetters blieben die offiziellen Fanzonen in den nordrhein-westfälischen EM-Standorten am Dienstag geschlossen. Das teilten die Städte Düsseldorf, Dortmund, Gelsenkirchen und Köln mit.

Am Dienstag fand eine von zwei Partien in NRW statt: In der Gruppe F traf ab 18 Uhr (RTL und Magenta TV) die Türkei in Dortmund auf Georgien. „Fans ohne Ticket werden ausdrücklich gebeten, nicht nach Dortmund zu reisen“, schrieb die Stadt Dortmund vorab, wo sowohl die Fanzone am Friedensplatz als auch das Public Viewing im Westfalenpark nicht geöffnet wurden.

Kräftige Regenfälle hatten bereits am Nachmittag in Dortmund für ungefähr 20 Einsätze der Feuerwehr gesorgt. Mehrere Straßen seien überflutet worden, auch eine U-Bahn-Station sei mit rund zehn Zentimetern Wasser vollgelaufen, sagte ein Sprecher der Feuerwehr Dortmund. Im Stadion versuchten die Ordnerinnen und Ordner, die Auswirkungen des Regens vor dem EM-Spiel der Türkei gegen Georgien möglichst gering zu halten: Sie fegten das Wasser, das sturzbachartig von den Dächern fiel und die Treppen hinunterfloss, in offene Gullys. Auch bei dem Marsch der georgischen Fans zum Stadion gingen teils heftige Regenfälle nieder. Auf der A42 sei im Autobahnkreuz Herne die Fahrbahn in Richtung Dortmund überflutet worden, berichtete zudem ein Sprecher der Polizei Münster.

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Um 21 Uhr (ARD und Magenta TV) ging es für das Team aus Portugal mit Superstar Cristiano Ronaldo in Leipzig gegen Tschechien los. Auf dem Leipziger Augustusplatz wurde die EM-Fanzone am Nachmittag wegen des erwarteten Unwetters vorübergehend geschlossen.

Schäden in mehreren Bundesländern

Während OWL am Dienstag glimpflich davongekommen ist, hat die Unwetterfront andernorts Schäden angerichtet und örtlich für teilweise erhebliche Behinderungen gesorgt. Größere Auswirkungen gab es nach Angaben von Behörden und Wetterdienst dabei insbesondere Sachsen und Thüringen.

In der sächsischen Kleinstadt Gröditz beschädigten extreme Winde nach Angaben der Stadtverwaltung Gebäude und knickten Strommasten um. Nach Angaben der Gröditzer Stadtverwaltung waren etwa 150 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, Polizei und anderen Organisationen nach dem Unwetter in dem Ort im Einsatz. Es könnte auch sein, dass in der Kleinstadt Gröditz ein Tornado gewütet hat. Die Feuerwehr habe mithilfe von Drohnenaufnahmen eine Schneise erkannt, die auf einen Tornado hinweisen könnte, teilte die Sprecherin der Stadtverwaltung Gröditz am Mittwochmorgen mit.

Laut Deutschen Wetterdiensts (DWD) sorgte am Dienstagabend unter anderem auch eine Gewitterzelle über dem südlichen Thüringen für Probleme. Im Bereich Hildburghausen etwa ging massenhaft großer Hagel nieder, der zentimeterhoch Straßen blockierte.

In Thüringen verunglückte auf regennasser Fahrbahn ein Gefahrgutlastwagen auf der Autobahn 4 bei Weimar und geriet in Brand. Laut Autobahnpolizei musste die Fahrbahn in Richtung Dresden wegen der „enormen Rauchentwicklung“ für rund fünfeinhalb Stunden gesperrt werden. Der Laster war demnach von einem Auto gerammt worden, das während des Starkregens durch „unangepasste Geschwindigkeit“ auf der nassen Fahrbahn ins Schleudern kam.

Ein 58-jähriger Mann, der bei einem Unwetter im Süden Brandenburgs verletzt wurde, schwebt in Lebensgefahr. Das sagte ein Sprecher der Polizei am Mittwoch. Ein Baum war auf ein Auto gefallen und hatte den Mann und den 60-jährigen Fahrer eingeklemmt. Beide Männer waren am Dienstag während des Unwetters mit einem Kastenwagen einen Waldweg in der Nähe von Großthiemig entlanggefahren, als der Baum auf das Auto fiel. Auch der 60-Jährige verletzte sich dabei schwer.

Umgestürzter Baum bremst Eurocity aus

In Brandenburg strandeten wegen eines Oberleitungsschadens Fahrgäste eines Eurocitys nach Prag. Ein Baum sei auf die Oberleitung gestürzt, sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn. Die Fahrgäste mussten den Zug demnach bei Elsterwerda verlassen und wurden auf Busse verteilt. Die Strecke zwischen Dresden und Berlin blieb am Mittwoch wegen der Reparaturen gesperrt - noch ohne Prognose, wie lange dies dauern werde, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn am Mittwochmorgen. Züge werden umgeleitet.

Möglicherweise Tornado in Hessen

In Grevenbroich stehen ein Van und ein kleiner Frontlader nach heftigen Regenfällen auf einer überfluteten Straße. - © Feuerwehr Grevenbroich/dpa
In Grevenbroich stehen ein Van und ein kleiner Frontlader nach heftigen Regenfällen auf einer überfluteten Straße. | © Feuerwehr Grevenbroich/dpa

Im nordrhein-westfälischen Grevenbroich musste die Feuerwehr nach eigenen Angaben in zwei Fällen Menschen retten, die mit ihren Autos in überfluteten Straßenunterführungen stecken geblieben waren. In mehreren Stadtteilen liefen demnach Hauskeller bis zu einem Meter hoch voll Wasser. Auch eine Regionalbahnstrecke war nach dem Unwetter zeitweise gesperrt.

In Kirtorf im hessischen Vogelsbergkreis sind rund 30 Häuser durch ein Unwetter beschädigt worden. Ob es sich bei dem Wetterereignis um einen Tornado gehandelt hat, konnte der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach am Mittwoch zunächst nicht bestätigen, schloss es aber auch nicht aus.

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