So schütze ich mich vor Starkregen

Brakel/Kreis Höxter. Dass Starkregenereignisse verheerende Folgen haben können, wurde spätestens im Juli vergangenen Jahres im Ahrtal sichtbar. Auf versiegelten Straßen oder Hofflächen kann sich das Wasser aufstauen und von außen in Gebäude eindringen. Die Schäden können fatal sein, von der Vernichtung der Habseligkeiten bis zur kompletten Beschädigung ganzer Räume oder des Hauses. Anlässlich des Jahrestages der großen Flut informierte die Verbraucherzentrale NRW in Kooperation mit dem DRK und der Stadt Brakel in einem Online-Seminar, wie man sich vor Folgen von Starkregenereignissen schützen kann. Fatma Özkan, Referentin des Projekts Klimafolgen und Grundstücksentwässerung (KluGe) der Verbraucherzentrale NRW verdeutlicht die Gefahren von Starkregen. &bdquo;Hochwasser ist schwer vorhersehbar. Fast jede Stadt hat kleine Bäche, die bei starkem Regen zu hundert Meter breiten reißerischen Flüssen werden können.“ Selbst bei geringen Wasserhöhen gebe es ein hohes Schadenspotenzial, wenn das Wasser ins Haus eindringt. Ganz zu schweigen von dem Risiko für Leib und Leben. Bei einer Wasserhöhe von einem Meter und einer ein Meter breiten Tür müsse man bereits 0,5 Tonnen an Masse stemmen, um die Tür aufzubekommen. &bdquo;Früher hat man mich komisch angeguckt, wenn ich das erzählt habe. Heute, nach den vielen Toten, gibt es da nicht mehr viel zu erklären“, sagt Özkan. Ein Grund, die Sache ernst zu nehmen. Besonders überflutungsgefährdete Häuser befinden sich in Geländetiefpunkten, Hanglagen oder in der Nähe von Bächen, Flüssen und Seen. Ein Rückstaurisiko sei dann gegeben, wenn der Kanal aufgrund des Regens voll wird, sodass das Wasser entgegen Kanalrichtung zurückgedrückt wird. Das Wasser breitet sich durch die Kanäle und Rohranlagen so lange aus, bis es die Straßenoberfläche erreicht. Diese Grenze werde auch &bdquo;Rückstauebene“ genannt. &bdquo;Das heißt, im Falle eines Rückstaus würde der Kanal bis zur Rückstauebene volllaufen“, sagt Özkan. &bdquo;Es sei denn, man hat eine Rückstausicherung.“ Es gibt zwei Schutzmöglichkeiten Es gebe zwei Möglichkeiten, sich vor einem Rückstau und damit einer Überflutung des Kellers zu schützen. Dabei komme es drauf an, welche Sanitäranlagen sich im Keller befinden würden. Bei einer Toilette unterhalb des Straßenniveaus biete eine Hebeanlage den besseren Schutz. &bdquo;Das ist nichts anderes als eine Pumpe, die im Rohrsystem zur Toilette angebracht ist. Diese Hebeanlage nimmt das Abwasser auf und pumpt es weg“, sagt Özkan. Aber nicht die Anlage sei der Schutz vor Starkregen, sondern die angebrachte Rohrschleife, die oberhalb der Rückstauebene ragt. Die Hebeanlage pumpt das Wasser also über die Straßenoberfläche zurück, wo es sich einpendeln kann. &bdquo;Im Falle eines Rückstaus, kann die Toilette also weiterhin genutzt werden.“ Für fäkalienfreies Abwasser biete sich dagegen eine Rückstauklappe an. Sie werde ebenfalls in den Rohren verbaut und lässt das Abwasser passieren, hält mit beweglichen Klappen zurückgestautes Wasser jedoch ab. &bdquo;Die Schotten sind dann dicht“, sagt die Starkregenexpertin. Das bedeutet aber auch, dass man die Sanitäranlagen im Fall eines Rückstaus nicht mehr benutzen kann, da man sonst selbst eine Überflutung auslösen würde. Fäkalhaltiges Abwasser aus der Toilette verfängt sich in den Klappen und hindert sie am Schließen. Für diesen Fall gibt es elektrische Rückstauklappen, die die Klappen mit Motorkraft zudrücken kann. &bdquo;Diese Rückstauklappen können natürlich nur bei zweitrangigen Sanitäranlagen eingebaut werden. In Souterrainwohnungen, wo auch das Hauptbad unter der Oberfläche liegt, sind sie dagegen nicht zulässig.“ Barrieresysteme können helfen Aber auch Barrieresysteme am und um das Haus kann vor Starkregen schützen. &bdquo;Wenn man das Haus neu baut, sollte man ein Gefälle von Gebäudeeingängen und Zutrittswegen weg vom Haus anlegen. Das angefallene Wasser darf jedoch nicht zum Nachbarn geleitet werden“, sagt Özkan. Das Wasser muss auf dem Grundstück bleiben. Boden- und Türschwellen, Aufkantungen, Überdachungen von Kellertreppen und drucksichere Fenster können vor den Wassermassen schützen. Auch Geländemulden und Bodensenken sind möglich. Mit Sandsäcken oder Umrandungen kann der Zufluss verhindert und zufließendes Wasser vom Gebäude ferngehalten werden. Ob das eigene Grundstück besonders von Starkregen gefährdet ist, kann jeder leicht herausfinden. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANVU NRW) hat für jeden eine Starkregenhinweiskarte öffentlich gemacht, bei der für jede Adresse in NRW aufgeführt ist, wie stark die Folgen von Starkregen ausfallen können. &bdquo;Es ist wichtig, sich zu schützen, aber nicht jeder ist gleich betroffen. Damit kann jeder herausfinden, wie hoch das Risiko für einen selber ist“, sagt Tobias Kemper vom LANVU NRW. Die Karte ist unter www.klimaanpassung-karte.nrw.de/zugänglich.

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