So heftig setzt der Frost dem Landbau in OWL zu

Bielefeld. T-Shirt-Wetter jenseits der 20 Grad herrschte noch vor rund 14 Tagen in Ostwestfalen-Lippe. Doch seither ist es im wahrsten Sinne frostig geworden – zum Leidwesen vieler Landwirte. &bdquo;Kritisch“, mit diesem Wort beschreibt Karsten Otte, Obstbauer aus Hiddenhausen (Kreis Herford), die Situation angesichts der frostigen Nächte in den vergangenen Tagen. Sogar ein paar erfrorene Erdbeeren hat Otte beim Rundgang über die Anbauflächen ausgemacht. &bdquo;Man macht alles, um die Frostauswirkungen zu mindern“, sagt er. Am Boden, das heißt bis in eine Höhe von maximal fünf Zentimetern, sind die Temperaturen in OWL in der Nacht zu Dienstag auf eisige minus 6 Grad gefallen, berichtet Friedrich Föst, Meteorologe aus Lübbecke. Die Lufttemperatur sei im Warburger Raum auf minus vier, in Paderborn auf minus drei und in Bielefeld und Herford auf minus zwei Grad abgesunken. Um Obstbäume zu schützen, könne man laut Otte entweder die Blüten mit Wasser besprühen. Der entstehende Eispanzer hält die Blüte bei null Grad. Manche Landwirte, so zuletzt im Kreis Soest, stellten Feuerschalen unter den Obstbäumen auf. &bdquo;Der warme Rauch legt sich zwischen die Bäume“, erklärt der Warburger Landwirt Antonius Tillmann, Chef des Landwirtschaftlichen Bezirksverbandes in Ostwestfalen-Lippe. Das Verfahren helfe aber nur bedingt und sei recht aufwendig. &bdquo;Da muss man die ganze Nacht aktiv sein.“ &bdquo;Wir haben massive Schäden im Raps“ Wie groß die Auswirkungen der jüngsten Nachtfröste am Ende auf die Obsternte 2024 sein werden, kann Otte noch nicht genau einschätzen. &bdquo;Das ist derzeit im Blackbox-Bereich.“ Immerhin steige die Frosttoleranz der Bäume jeden Tag, da die Blütezeit in diesem Jahr rund drei Wochen früher eingetreten sei als in anderen Jahren. Wesentlich größere Sorgen als die Obstbauern treiben die OWL-Landwirte um, die in bestimmten Regionen Rapsanbau betreiben. &bdquo;Wir haben massive Schäden im Raps durch den Schnee am vergangenen Sonntag, bis hin zum Totalausfall“, sagt Tillmann. &bdquo;Der Raps ist zum Teil abgeknickt“, beschreibt Janek Güthoff, Landwirt aus Beverungen (Kreis Höxter), die Lage auf seinen Feldern. &bdquo;Aktuell sprechen wir von 50 Prozent Ertragsausfall.“ Ein Problem sei auch, dass die Stängel vieler Rapspflanzen aufgeplatzt seien, da sie ja Wasser führten. Es könne sogar sein, dass der Raps in der Folge nun auch noch Pilzkrankheiten bekommt, sagt Güthoff. 700 Euro Investitionen pro Hektar seien durch den jüngsten Schnee-Einbruch nun schlicht weg, da man auf den Äckern nicht kurzfristig umsteuern könne bei der Anpflanzung. Rund fünf Prozent der Anbaufläche in OWL werden derzeit mit Raps bestellt, weiß Tillmann. Dieser werde zu Öl verarbeitet. &bdquo;Was übrig bleibt, wird an Tiere verfüttert.“ &bdquo;Das Getreide wird sich wieder erholen“ Raps sei auch gut für Bienen und in der Folge die Produktion von Honig, ergänzt Tillmann. &bdquo;Es gibt nichts Schöneres im Frühjahr.“ Doch wenn ihn der Schnee herunterdrücke, sei dies ausgesprochen schlecht. &bdquo;Unsere Werkbank ist unter freiem Himmel.“ Immerhin gibt es auch positive Aussichten für die Feldwirtschaft. &bdquo;Das Getreide wird sich wieder erholen“, sagt Güthoff. Als Nächstes stünden nun der erste Grünlandschnitt und die Aussaat von Mais und Zuckerrüben an. Dafür müssen allerdings die Felder erst noch etwas abtrocknen. &bdquo;In den nächsten Tagen wäre das gut“, sagt Tillmann. Die Aussichten dafür sind nicht ganz schlecht. &bdquo;Es kommt nicht mehr viel“, sagt Föst für die kommenden Tage voraus. Mit einzelnen Schauern müsse man aber schon rechnen. Eine Überraschung hat Föst bei der Vorhersage für die Temperatur parat: &bdquo;Es kommt wieder Sommer.“ Die Wetterlage drehe sich komplett; OWL erreichen wieder Luftmassen aus dem Mittelmeerraum und Afrika. &bdquo;Die 20 Grad sind wieder in Reichweite, nächste Woche wohl auch drüber.“ Das dürfte das Wachstum auf den Feldern und in der Natur wieder mächtig ankurbeln. Fösts Tipp für die Bekleidungswahl: &bdquo;Der Wintermantel kann wieder in den Schrank, das T-Shirt raus.“

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