Köln/Duisburg (dpa/AFP/lb). Trotz vieler Polizeieinsätze ist die Silvesternacht in mehreren Großstädten Nordrhein-Westfalens nach ersten Erkenntnissen der Polizei überwiegend glimpflich verlaufen. In einer vorläufigen Einschätzung der Landesleitstelle war am Morgen gegen 8.20 Uhr von einer „silvestertypischen Nacht“ die Rede. Dennoch kam es zu Übergriffen, unter anderem wurden in Bielefeld Böller auf Sicherheitskräfte geworfen.
In Köln sagte ein Sprecher, dass viele Beamte im Einsatz gewesen seien. Herausragende Ereignisse habe es nicht gegeben. In Düsseldorf war die Innenstadt etwa am Rheinufer gegen Mitternacht zunächst sehr gut gefüllt. Nach etwa 20 Minuten habe es sich aber schnell geleert, sagte ein Sprecher am frühen Morgen. In Essen war es laut einer Sprecherin „überwiegend friedlich“. Auch in Dortmund verlief die Silvesternacht laut Polizei „ohne größere Zwischenfälle“. Allerdings bewarfen dort vier Jugendliche einen schlafenden Obdachlosen mit Silvesterböllern. Er wurde leicht verletzt. Die Jugendlichen erhielten Anzeigen wegen gefährlicher Körperverletzung.
Mehrfach berichteten Polizeibehörden von Pyrotechnik, die in Richtung von Einsatzkräften gezündet wurde. Zu einem größeren Einsatz kam es dabei in Solingen, wo Kräfte der Feuerwehr und Polizei bei einem Brandeinsatz mit Raketen und Böllern angegriffen wurden. Auch unbeteiligte Passanten wurden beworfen. Die Polizei geht von 30 bis 40 Straftätern aus, die zunächst unbekannt blieben. Mehr als 60 Polizisten waren im Einsatz.
Einsätze in Bielefeld „typisch Silvester“
Auch in Duisburg gab es Angriffe auf Polizei und Feuerwehr. Zwei Personen wurden festgenommen und erhielten Anzeigen wegen gefährlicher Körperverletzung.
In Bielefeld wurden Einsatzkräfte des Ordnungsamtes und der Polizei mit Pyrotechnik beworfen. Ein Mann wurde in Gewahrsam genommen, berichtete ein Sprecher. Zudem habe man bei einem weiteren Einsatz eine Schreckschusspistole sichergestellt: Ein Mann soll damit vom Beifahrersitz aus einem fahrenden Auto in die Luft geschossen haben. Weitere Einsätze bezeichnete der Sprecher als „typisch Silvester“. Im Kreid Minden-Lübbecke gab es derweil zwar keine Übergriffe gegenüber Sicherheitskräften, man habe jedoch eine Beleidigung gegenüber einer Polizeibeamtin festgestellt. „Ansonsten war es eine typische Nachtschicht an Silester“, sagte ein Sprecher.
Auch in Münster Böllerwurf
Ruhig soll es laut Polizeiangaben derweil auch im Kreis Herford geblieben sein. Auch ein Sprecher der Paderborner Polizei sprach von einer „auffällig ruhigen Nacht“ im Kreisgebiet. So habe man insgesamt nur drei Personen in Gewahrsam genommen, die Zahl der verletzten Personen durch Fremdverschulden belaufe sich nach vorläufigen Kenntnissen auf zwei. Ebenfalls ruhig war es laut Polizeiangaben im Kreis Gütersloh. „Böllerwürfe oder Übergriffe auf Polizeikräfte gab es hier nicht“, sagte ein Sprecher.
In Münster zündeten Unbekannte aus einer Gruppe heraus derweil einen Böller und eine Rakete gegen einen Polizeiwagen. Schaden entstand dabei laut Polizei nicht.
Tote in Koblenz und Regensburg
Zu einem tragischen Vorfall kam es derweil im rheinland-pfälzischen Koblenz: Ein 18-Jähriger ist beim Zünden eines Böllers tödlich verletzt worden. Der junge Mann sei am Silvesterabend trotz Reanimationsmaßnahmen gestorben, teilte die Polizei mit. Nähere Angaben zum Unglückshergang machte sie nicht. Die Kriminalpolizei Koblenz habe Ermittlungen aufgenommen.
In der Oberpfalz in Bayern ist ebenfalls ein 18-Jähriger in der Silvesternacht durch die Explosion eines Böllers getötet worden. Wie die Polizei in Regenburg mitteilte, warf der junge Mann in Eschlkam im Landkreis Cham den Knallkörper in ein Plastikrohr. Der Böller explodierte im Inneren, während der 18-Jährige seinen Kopf über das Rohr hielt. Der Jugendliche erlitt nach Angaben der Beamten tödliche Verletzungen im Kopfbereich.
Nach zahlreichen Attacken mit Böllern und Raketen auf Polizisten und Rettungskräfte in der Silvesternacht 2022/23 war die Zahl der Einsatzkräfte erhöht worden. Landesweit sollten zum Jahreswechsel 2023/24 laut Innenministerium mehr als 6.600 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz sein.
Terrorwarnung kurz vor Silvester
Nach einer Terrorwarnung wurde der Jahreswechsel am Kölner Dom unter hohen Sicherheitsmaßnahmen gefeiert. Dabei lief alles weitgehend ruhig ab. „Ein paar Böllerwerfer, einige Ingewahrsamnahmen, nichts Ungewöhnliches“, sagte ein Polizeisprecher am frühen Montagmorgen gegen 1.30 Uhr. Die meisten Feiernden hätten sich auch an das Böllerverbot in Teilen der Kölner Innenstadt gehalten. Auf der Domplatte und dem Bahnhofsvorplatz sei es weitgehend friedlich zugegangen.
Am Sonntagabend hatte die Polizei erklärt, dass drei weitere Verdächtige festgesetzt worden seien - und zwar in Duisburg, Herne und in Nörvenich im Kreis Düren. Dort seien auch Wohnungen durchsucht worden. Ein Anschlag habe mit einem Auto verübt werden sollen, sagte der Kölner Polizeipräsident Johannes Hermanns. Es habe sich herausgestellt, dass der schon an Heiligabend in Gewahrsam genommene Tadschike Teil eines größeren Netzwerkes sei, das sich auch auf andere Bundesländer und andere europäische Staaten erstrecke.
Die Polizei hatte kurz vor Weihnachten Hinweise auf einen möglichen islamistischen Anschlagsplan auf den Kölner Dom erhalten, der sich auf Silvester bezog. Der 30-jährige Tadschike war daraufhin an Heiligabend in Wesel „zur Gefahrenabwehr“ in Gewahrsam genommen worden.