Böllerwurf auf Polizei, Festnahmen, Brände: Bielefeld erlebt turbulente Silvesternacht

Bielefeld. Wenn das Jahr zu Ende geht, dann sind fast alle Bürger in Feierlaune. Leider nicht alle können sich dabei benehmen oder sie vergessen im Trubel einfache Sicherheitsregeln. Die Folge sind eine ganze Reihe von Unfällen und Einsätzen für Polizei, Rettung und Feuerwehr. Die Silvesternacht ist für sie auch in Bielefeld traditionell die härteste Nacht des Jahres. Eine Bilanz. Es war noch nicht einmal Mitternacht, da rückte die Feuerwehr das erste Mal zu einem Brand aus. An der Straße Hohes Feld hatte vermutlich Feuerwerk eine Mülltonne in Brand gesetzt. Der starke Wind hatte für ungewöhnlich viele Brandeinsätze gesorgt, sagte ein Feuerwehrsprecher am Morgen. Glühende Böllerreste wurden durch den böigen Wind wieder angefacht, im Nu entstanden Flammen, die dann um sich griffen. &bdquo;Wir hatten wirklich viel zu tun. Wir waren zwar darauf vorbereitet. Dass es stürmisch sein würde, war uns klar. Aber das galt wohl nicht für jeden, der seine Böller gezündet hatte“, hieß es in der Leitstelle der Berufsfeuerwehr. So sei es zu sehr vielen Hecken- und Müll- sowie Mülltonnenbränden gekommen. Der Lagedienst der Bielefelder Feuerwehr meldete schließlich 950 Notrufe in den 24 Stunden rund um die Silvesternacht – verglichen mit dem Jahreswechsel im ebenfalls stürmischen Jahr 2022/23 mit 740 Leitstellen-Anrufen nochmals eine deutliche Steigerung. News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld Böllerwürfe auf Streifenwagen in Bielefeld 270 Einsätze waren für die Feuerwehr und den Rettungsdienst in dieser Nacht zu bewältigen. Seit 0 Uhr sei das Einsatzgeschehen in die Höhe gegangen und habe bis zum frühen Morgen nicht mehr nachgelassen, so der Lagedienst. Insgesamt 53 Brandeinsätze hatten die Feuerwehrleute (im Einsatz waren die Berufsfeuerwehr und nahezu alle Freiwilligen Feuerwehren) seit Mitternacht abzuarbeiten. Hinzu kamen noch drei Hilfeleistungen. Im Vorjahr waren nur 20 Brände gemeldet worden. Zwei Jahre zuvor hatten SilvesterFeuerwerk und starker Wind immerhin 49 Brandeinsätze ausgelöst. Auch die Polizei war schnell gefordert. Betrunkene, die im Alkoholrausch aneinandergeraten, Häusliche Gewalt, Prügeleien. Es gibt in dieser Nacht nichts, was es nicht gibt. Gegen 0.30 Uhr wird ein Streifenwagen sogar mit besonders explosionsfähigen &bdquo;Polenböllern“ beworfen. Die Beamten verstehen hier wenig Spaß. Mehrere Streifenwagen eilen deshalb zur Heeper Straße (Höhe Haltestelle Lohbreite), um den Kollegen zur Seite zu stehen und durchzugreifen. Denn mehrere junge Männer und Jugendliche reagieren auf die Polizisten sehr aufgebracht. Die Werfer lassen sich nach Angaben der Polizei-Leitstelle aber nicht mehr eruieren. Das Video aus der Silvesternacht in Bielefeld Ähnliche Vorfälle bereits ein Jahr zuvor in Bielefeld Um die Situation vor Ort aber zu beruhigen, erhalten die aufgebrachten Männer einen Platzverweis. Sie sollen für diese Nacht die Heeper Straße verlassen. Offensichtlich ist das für zwei junge Männer nicht denkbar. Sie reagieren besonders aggressiv, wehren sich, stoßen Beleidigungen aus. Weil sie dem Platzverweis partout nicht nachkommen wollen, nehmen die Einsatzkräfte die beiden in Gewahrsam. Für sie ist die Silvesterparty abrupt beendet, sie landen beide in einer Polizeizelle. Leider ist das Geschehen an der Heeper Straße kein Einzelfall. Auch in der Neujahrsnacht vor einem Jahr hatte hier eine Gruppe von Männern Böller gegen Fahrzeuge und Passanten geworfen. Auch damals schreckten die Werfer nicht davor zurück, die eintreffende Polizei in gleicher Weise zu attackieren, berichtete damals ein Sprecher der Bielefelder Polizei. Der Hauptaggressor sei danach in Gewahrsam genommen worden, gegen zwei Mitstreiter seien Strafverfahren eingeleitet worden. Böllerbeschuss und Schusswaffen am Bielefelder Kesselbrink Gegenseitige Attacken mit Feuerwerk gab es hingegen am Kesselbrink: Wie eine Sprecherin des Ordnungsamtes mitteilte, befanden sich rund um den Jahreswechsel rund 500 Feiernde hier auf dem großen Platz – viele junge Leute, aber auch Familien mit ihren Kindern. Als plötzlich mehrere Personen Böller und Raketen in die Menge warfen und schossen, mussten Polizei und Ordnungsamt auch hier eingreifen. Nach Angaben des Ordnungsamtes kam es hier zu gegenseitigen Böllerwürfen. Eine der Personen musste deshalb den Kesselbrink bis 7 Uhr verlassen (Platzverweis). Wahrscheinlich wegen des nasskalten Wetters leerte sich der Platz aber schon gegen 0.30 Uhr. Eine Stunde später feierten hier nur noch 100 Menschen. Gegen 0.45 Uhr fielen laut Stadt trotzdem noch zwei Personen negativ auf, weil sie auf dem Kesselbrink mit Schreckschusspistolen hantierten. Die Ertappten zeigten sich nach Angaben von Ayse Özel vom Ordnungsamt kooperativ. Die Außendienstmitarbeiter nahmen ihnen die Waffen ab und übergaben das Duo sowie die Pistolen der Polizei. Gegen Sie wird wegen des Verstoßes gegen das Waffengesetz ermittelt. Silvester in Bielefeld: Feuerwerk sorgt für Wohnungsbrand Gleichzeitig melden Bewohner eines Wohnhauses an der Oldentruper Straße, dass gegen 0.45 Uhr Feuerwerk auf dem Balkon im Obergeschoss gelandet ist und dort plötzlich zu einem Brand ausgewachsen ist. Das Problem: Die noch brennende Rakete und der stetig pustende Wind hatten für einen Anfachen der Flammen und schließlich für einen ausgedehnten Brand gesorgt, der zunächst die Balkonmöbel und dann auch den Gasgrill in Brand setzte. Auch interessant: Unbekannter wirft in Bielefeld brennende Feuerwerksbatterie in Auto Das Feuer wurde dadurch so groß, dass die Flammen vom Balkon aus auf die darüber liegende, mit Holz vertäfelte Fassade des Giebels übergriff. Die Feuerwehr (Kräfte der Berufsfeuerwehr sowie der Löschabteilungen Ubbedissen und Hillegossen) musste zwei Drehleitern in Stellung bringen, um von außen gegen die Flammen anzukämpfen. Der dichte schwarze Rauch drang in die Wohnung im Obergeschoss. Ein Teil der Wohnung brennt ab. Am Einsatzort hieß es, dass die Dachgeschosswohnung nicht mehr bewohnbar ist. Das Böllern hatte an verschiedenen Stellen unterschiedliche Auswirkungen: Zweimal musste die Feuerwehr zu Stadtbahnhaltestellen ausrücken. In der unterirdischen Haltestelle Siegfriedstraße und an der Beckhausstraße hatte der Rauch Brandmeldeanlagen ausgelöst. &bdquo;Es hatte nichts gebrannt. Aber wir müssen da immer hinfahren und nachsehen“, berichtet der Feuerwehrsprecher. Um 2.22 Uhr riefen Bewohner eines Mehrfamilienhauses am Schlehenweg in Baumheide die Feuerwehr. Dort hatten Bewohner Böller im Treppenhaus gezündet. Der Fluchtweg war kurzzeitig voller Rauch. Die Lage ließ sich relativ schnell von den Freiwilligen Feuerwehren Milse und Heepen klären. Brand in Bielefeld: Ein Carport geht in Flammen auf In der Regel nehmen die Notrufe mit dem Fortschreiten der Neujahrsnacht nach und nach ab. Aber für die Feuerwehrleute kommt es gegen 5.30 Uhr doch noch zu einer weiteren Kraftanstrengung. An der Landsberger Straße in Stieghorst wird ein brennender Carport gemeldet. Als die Einsatzkräfte dort eintreffen, steht der Carport bereits in vollen Flammen. Wenig später hatten die Flammen auch bereits auf das angrenzende Wohnhaus übergegriffen und zumindest ein Zimmer und die Fassade durch Rauch und Hitze schwer beschädigt. Auch die Bewohner des Ein-Familien-Hauses mussten nach dem Löschen des Brandes in eine Notunterkunft umziehen, heißt es von der Feuerwehr. Im Einsatz waren hier Kräfte der Hauptfeuerwache und der Löschabteilung Hillegossen. Dem Vernehmen soll sich hier zunächst Unrat entzündet haben - womöglich handelte es sich auch hier um Feuerwerksreste, die noch glühend vom Wind angefacht wurden. Der Lagedienst der Feuerwehr bestätigte, dass vor allem die Pappüberreste der sogenannten Feuerwerksbatterien nach dem abschließenden Glimmen und Glühen immer wieder in Flammen aufgegangen seien. &bdquo;Diese Batterien haben sehr oft gebrannt.“ Wenn die Bürger kein Wasser bereitgestellt hatten, um selbst zu löschen, wurde vielfach auch in diesen Fällen die Feuerwehr gerufen, um die brennende Pappe löschen zu lassen. Was passiert, wenn so ein Kleinbrand unentdeckt bleibt, zeigt die Zerstörung zweier Wohnhäuser. Die Polizei spricht trotz der Ereignisse an Heeper Straße und Kesselbrink von einer zwar arbeitsamen, aber keiner ungewöhnlichen Silvesternacht. Böller, die in die falsche Richtung fliegen, wüste Beschimpfungen und Prügeleien sowie alkoholbedingte Ausfälle guten Benehmens. &bdquo;Es war einiges zu tun“, berichtet am Morgen ein Sprecher. Kurz nach Mitternacht habe das Einsatzgeschehen spürbar angezogen. &bdquo;Aber es gab keine Vorfälle, die über das gewöhnliche Maß einer Silvesternacht hinausgegangen sind oder die Einsatzkräfte besonders lange gebunden haben.“ Bewaffneter Mann mit Feuerwerk in der Böllerverbotszone Auf Bielefelds Partymeile, dem Boulevard im Neuen Bahnhofsviertel, sei es zwar im Trubel der Feierlichkeiten zu vereinzelten Körperverletzungsdelikten gekommen. Angesichts der großen Menge der Menschen hielt die Polizei das Einsatzgeschehen hier auch für &bdquo;übliches Geschehen.“ Zwischen 4 und 5 Uhr beruhigte sich das Nachtleben auf den Straßen aber spürbar. &bdquo;Um kurz nach 5 Uhr hatten wir hier eigentlich schon wieder Ruhe“, hieß es aus der Leitstelle der Polizei. Lesen Sie auch: Silvester im Kreis Gütersloh: Polizei und Feuerwehr mehr als hundert Mal im Einsatz Aus Sicht des Ordnungsamtes blieb der Boulevard mit seinen Partygängern unauffällig. Wie Ayse Özel von der Leitstelle des kommunalen Ordnungsdienstes berichtete, sei lediglich eine Person mit Feuerwerk in der böllerfreien Zone angetroffen worden. Bei der näheren Untersuchung des Mannes stellten die Einsatzkräfte fest, dass er ein Messer bei sich trug. Weil er sich in der neuen Waffenverbotszone am Hauptbahnhof befand, wurde der Mann der Polizei übergeben. Auch rund um die andere Waffenverbotszone an der Sparrenburg gab es laut Ordnungsamt wenig zu beanstanden. &bdquo;Hier blieb es ganz allgemein sehr ruhig“, sagt Özel. Am frühen Silvesterabend nahmen die städtischen Mitarbeiter zwei Minderjährigen am Brackweder Treppenplatz Feuerwerkskörper ab, die sie nicht hätten besitzen dürfen. Das Feuerwerk wurde sichergestellt, die Eltern wurden informiert. Feuerwehr und Polizei erleben in Bielefeld stressigste Nacht des Jahres Um 2.30 Uhr griff eines der vier Teams des Ordnungsdienstes (14 Mitarbeiter waren bis 3 Uhr im gesamten Stadtgebiet im Einsatz) eine verwirrte Frau auf, die nicht mehr wusste, in welche Pflegeeinrichtung sie gehöre. Das Ordnungsteam konnte den Betreuer der Frau erreichen und den sicheren Heimweg damit gewährleisten. Die Kollegen von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei wissen in der Regel, was ihnen in dieser Nacht auf sie zukommt. Entsprechend sind sie ohnehin mit verstärkten Kräften im Stadtgebiet unterwegs. Sie arbeiten hart in der Nacht, in der fast alle andere feiern, trinken und böllern wollen. Lesen Sie auch: Unfallchirurg aus OWL: Böller-Wunden sind nur schwer behandelbar Trotz aller personellen Verstärkung dürften aber die Stunden rund um den Jahreswechsel trotzdem die stressigsten im Verlauf des Jahres gewesen sein. Selten sonst im Jahr laufen so viel Notrufe innerhalb kürzester Zeit in den Leitstellen ein. Selten gibt es an so vielen Stellen in der Stadt Brände zu löschen, Ärger und Streit zu schlichten und leider manchmal auch Verletzte zu versorgen. Tödlicher Böller-Unfall in Geseke bei Paderborn Zu einem dramatischen Feuerwerksunfall kam es noch am Silvesterabend in Geseke (Kreis Soest) südlich von Paderborn. Hier hatte ein 24-jähriger Mann aus Bad Wünnenberg (Kreis Paderborn) gegen 22.40 Uhr vermutlich einen nicht zugelassenen Feuerwerkskörper gezündet. Experten gehen von einer Kugelbombe aus, die wegen ihrer hohen Explosionskraft hierzulande eigentlich nicht für den Allgemeingebrauch zugelassen ist. Lesen Sie auch: Tod an Silvester: Junger Mann aus dem Kreis Paderborn stirbt bei Böller-Explosion Dabei wurde der junge Mann, der laut Polizei anlässlich einer Familien-Silvesterfeier nach Geseke gekommen war, tödlich verletzt. &bdquo;Vor Ort konnten die eingesetzten Kräfte nur noch den Tod des 24-jährigen Mannes feststellen“, heißt es im Polizeibericht. Die Angehörigen des Verstorbenen wurden seelsorgerisch betreut.

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