In diesen ungelösten Mordfällen aus OWL wird jetzt neu ermittelt

Bielefeld. Insgesamt 44 ungeklärte Tötungsdelikte aus Ostwestfalen-Lippe werden von einer neuen Ermittlungsgruppe untersucht. In den Fällen gibt es Spuren oder Ansätze, durch die die Fälle doch noch gelöst werden und die Täter gefasst werden könnten. Es ist erst gut ein Jahr her, da meldete die Bielefelder Polizei einen Erfolg: Ermittler lösten den Mord an Agnes N. aus Vlotho aus dem Jahr 2014. Ein Herforder raubte die Rentnerin damals aus und tötete sie mit mehreren Messerstichen. Einen ähnlichen Erfolg erhoffen sich die Bielefelder Cold-Case-Ermittler nun in diesen Fällen: 10. April 1970: In Petershagen-Lahde (Kreis Minden-Lübbecke) wird am Weserufer eine zerstückelte Leiche gefunden. Dabei handelt es sich um die Überreste des 67-jährigen Rentners Josef K. aus Herford, wie erst später klar wird. Bis heute fehlen den Ermittlern genaue Informationen, etwa zum Motiv. 15. April 1970: In Schließfach 137 im Bielefelder Hauptbahnhof findet ein Bahnangestellter ein männliches, ersticktes Baby samt Nachgeburt. Es steckte in einem rot-karierten Tuch und in einer Weißen Tasche eines Sporthauses. Das Baby hatte laut Obduktion 30 Minuten lang gelebt. 16. August 1971: Ein Angler findet am rechten Weserufer bei Petershagen-Wietersheim die Leiche eines 4 Wochen alten Mädchens. Der Schädel des Babys ist zertrümmert, am Hals hängt eine Drahtschlinge mit einem halben Ziegelstein. 14. April 1972: Harald S. wird vom Eigentümer einer im Ausbau befindlichen Dachgeschosswohnung in Bielefeld gefunden. Der 25-Jährige wurde auf der Baustelle erschlagen. Ein 22-jähriger Bielefelder gesteht die Tat, widerruft im Prozess später das Geständnis. Die neue Spur verliert sich später in Italien 11. Juli 1978: In Augustdorf (Kreis Lippe) kommt es zu einem tätlichen Angriff auf den Bundeswehrsoldaten Hans F. Der Täter schlägt mit einem Gegenstand zu und flüchtet. Gleich sechs Verbrechen aus den 80er Jahren 13. August 1981: Cornelia M. ist schwanger, als sie getötet wird. Ein Kunde entdeckt die Leiche der 21-Jährigen in einem Gardinengeschäft in Gütersloh. Sie wurde mit mehreren Messerstichen getötet, zudem sollen Geld und ihre Handtasche fehlen. Einige Tage später werden in einem Wald Tatwaffe sowie Kleidungsstücke gefunden. 3. Mai 1983: Maria K. wird in ihrem Kotten in Versmold-Peckeloh (Kreis Gütersloh) erschlagen, ihr Sohn findet die Leiche. Offenbar nutzt der Täter eine Axt und einen Hammer als Tatwerkzeug, die neben der Leiche gefunden werden. 1.9.1984: Der Mord an Pferdehändler Axel B. aus Paderborn hat es zu überregionaler Bekanntheit gebracht. Als er damals mit seiner Frau und den beiden Söhnen Fernsehen schaut, betritt plötzlich ein bewaffneter Mann das Haus. Frau und Kinder sperrt er im Keller ein, Bickhoff soll den Tresor (ebenfalls im Keller) öffnen. Danach wird der Mann erschossen, der Täter flieht. Seine Familie muss alles mit anhören. 12. Februar 1985: Horst T. wird tot in seiner Wohnung tot aufgefunden. Der Bielefelder wurde erschlagen. Bis heute hoffen die Ermittler, das damals sichergestellte Spuren sie doch nich zum Täter führen. 6. Juni 1985: Die 18-jährige Sabine R. wird nach einem Disco-Besuch in Lübbecke (Kreis Minden-Lübbecke) vergewaltigt und erwürgt. Die Polizei nimmt später einen britischen Soldaten fest, der sogar verurteilt wird - zu Unrecht, wie man heute dank neuer DNA-Auswertungen weiß. 2. Juli 1987: Am Paderborner Südringcenter holt Geldbote John T. Geld aus dem Nachttresor einer Bankfiliale ab. Vor der Tür warten zwei Männer auf den 45-Jährigen, erschießen ihn mit einer Schrotflinte und fliehen mit einer sechsstelligen Geldsumme. Der Fluchtwagen wird später an der Uni Paderborn gefunden, samt Kleidung. Die Spur soll schließlich bis nach Italien geführt haben. Lesen Sie auch: Warum die Bielefelder Polizei Dutzende ungelöste Mordfälle neu aufrollt Mehrere Verbrechen erreichen bundesweite Aufmerksamkeit 21. März 1990: Erhard B. wird tot auf einem Bielefelder Spielplatz gefunden - erschlagen. Der 52-Jährige soll in Kontakt mit jungen Männern aus der damaligen DDR gestanden haben. Die Grenzen waren damals bereits offen. Möglich, dass die Männer aus Ostdeutschland B. bei einem ihrer Besuche ausgeraubt und getötet haben. Ermittlungen konnten damals keine Beweise liefern. 25. April 1990: In Werther (Kreis Gütersloh) wird Wolf R. von einem Unbekannten schwer verletzt. Der 43-Jährige überlebt. Es ist einer der wenigen unvollendeten Tötungsdelikte in der Liste. 10. Mai 1992: Ein weiteres bekanntes Verbrechen aus OWL ist der Mord an Sandra Zimmermann aus Bad Salzuflen (Kreis Lippe). Die 17-jährige Kindergartenpraktikantin will am 15. März desselben Jahres von Bünde aus nach Hause trampen. Sie hatte einen Freund im Kreis Herford besucht. Danach fehlt jede Spur von ihr. Erst am 10. Mai wird ihre Leiche gefunden, nahe der Freilichtbühne bei Lübbecke-Obermehnen (Kreis Minden-Lübbecke). Die 17-Jährige wurde vergewaltigt. Bisher fehlt von dem Täter jede Spur - daran änderte auch ein Aufruf bei &bdquo;Aktenzeichen XY" im Jahr 2014 nichts. 22. Juli 1992: Dirk B. wird in Rietberg im Kreis Gütersloh umgebracht. 15. April 1994: Johannes F. ist Taxifahrer. In der Tatnacht soll er einen Kunden in der Paderborner Innenstadt aufnehmen und nach Hövelhof (Kreis Paderborn) fahren. Doch bei dem Kunden handelt es sich offenbar auch um seinen Mörder: Dieser sticht F. nieder, raubt die Tageseinnahmen sowie das Taxi und flieht. Dabei schleift er den tödlich verletzten Taxifahrer noch etwa zwei Kilometer mit. Der Fall landet schließlich im Jahr 2000 auch im Fernsehen bei &bdquo;Fahndungsakte". 13. Juli 1994: In einem Bielefelder Kiosk wird der Betreiber Heinz-Georg S. (67) lebensgefährlich verletzt. Der Täter muss mit einem Hammer oder Eisenrohr auf den Kopf seines Opfers eingeschlagen haben. Seine Beute: wenige Hundert Mark. Die Mordkommission findet an den Möbeln Fingerabdrücke. Anfang August erliegt das Opfer seinen schweren Kopfverletzungen. Trotz intensiver Ermittlungen fehlt jede Spur des Täters. Morde mit Verbindungen zum NSU? 28. September 1994: Die Geschwister Nergim und Bukurije H. (11 und 23) sterben in Herford bei einem Brandanschlag auf einen Wohncontainer in Herford. In diesem sind 38 Asylbewerber untergebracht. Die Generalstaatsanwaltschaft ermittelt. Ein Verdächtiger aus dem Umfeld wird verhaftet, ihm kann jedoch nichts nachgewiesen werden. 7. September 1996: Auch der Mord an dem Türken Hydaverdi A., der in Schloß Holte-Stukenbrock (Kreis Gütersloh) vor den Augen seines Kindes erschossen wird, schafft es zu überregionaler Bekanntheit. Grund dafür ist jedoch eher eine Spekulation. Denn es gab die Vermutung, der "Nationalsozialistische Untergrund" (NSU) könnte für den Mord verantwortlich sein - dafür fehlen jedoch jegliche Beweise. Die rechtsextreme Terrorgruppe ermordet ab dem Jahr 2000 mehrere Menschen mit Migrationshintergrund sowie eine Polizistin. Mehrere tote Babys entdeckt - keine Spur von den Müttern 8. Mai 1997: In der Weser bei Kalletal (Kreis Lippe) wird eine unbekannte Leiche entdeckt. 2. Juli 1999: In Delbrück-Westenholz (Kreis Paderborn) wird ein totes Baby gefunden, das mindestens einige Tage im Grubebach gelegen hat. Die Leiche des Säuglings lag in einem Eimer und war verpackt in Beuteln. Von der Mutter fehlt bis heute jede Spur. Ermittler denken, dass sie damals in der Region lebte. Zudem erhielt die Polizei zu jener Zeit ein anonymes Schreiben, womöglich von der Mutter. Darin hieß es: &bdquo;Wenn ihr weiter nach mir sucht, dann ... die Mutter." 13. Juli 1999: Die Leiche eines neugeborenen Mädchens findet ein Spaziergänger in einem Wäldchen in Bünde-Hunnebrock (Kreis Herford). Das Baby weist schwerste Kopfverletzungen auf, die auf eine Gewalttat schließen lassen. Trotz umfangreicher Fahndung sind der oder die Täter noch nicht ermittelt. 29. Juni 2000: In Detmold (Kreis Lippe) im Pinneichenpark wird die 22-jährige Evelyn Z. überfallen. Womöglich spielt ein sexuelles Motiv eine Rolle. Der Täter soll versucht haben, die Frau zu töten und flieht. Es ist ein weiterer Fall, bei dem es sich um kein vollendetes Tötungsdelikt handelt. 30. April 2001: Der Mord an Susanne Nieter in Steinhagen (Kreis Gütersloh) ist auch heute noch mysteriös. Mit ihrem Ex-Mann räumt sie das abgelegene Haus aus. Als dieser Sperrmüll wegbringt und mit dem Auto zurück zu dem Kotten kommt, findet er die Frau blutüberströmt vor. Mit einem Dachziegel soll sie angegriffen worden sein, später erliegt sie ihren Verletzungen. Womöglich handelte es sich um eine Zufallstat. 14. Mai 2001: Beim Ausbildungstauchen entdeckt eine Tauchergruppe im Godelheimer Freizeitsee in Höxter die Überreste eines menschlichen Körpers. Dabei handelt es sich um eine Frau, deren Identität noch immer ungeklärt ist. 30. September 2001: Ein Pilzsammler findet in einem Waldstück bei Paderborn eine verweste Leiche, bei der später drei Einschusslöcher im Kopf nachgewiesen werden. Auch nach einem Aufruf bei &bdquo;Aktenzeichen XY" bleibt der Mordfall ungelöst. Durch genaue Untersuchungen wird der Tote als ein Osteuropäer identifiziert. Zudem könnte der Mann im Raum Bad Driburg und Paderborn gelebt haben. 12. Juni 2002: Als Margret C. mit ihrem Fahrrad in Hille (Kreis Minden-Lübbecke) unterwegs ist, wird sie plötzlich von einem Unbekannten angegriffen. Der Täter zieht die 51-Jährige von ihrem Zweirad und sticht auf sie ein. Anschließend flüchtet er. Die Frau wird später einige Meter vom Tatort entfernt tot aufgefunden. 10. Mai 2003: Die Leiche von Inge V. wird auf ihrer Terrasse in Hiddenhausen (Kreis Herford) gefunden. Womöglich hat die 71-Jährige einen Einbrecher überrascht. Gefundene DNA-Spuren haben bis heute keinen Durchbruch gebracht. Erdrosselt in der Badewanne gefunden 12. November 2003: Timo W. wird in der Badewanne seiner Wohnung in Bad Driburg (Kreis Höxter) erdrosselt aufgefunden. Der junge Mann (29) war homosexuell. Am Abend vor der Tat soll er mit einem anderen Mann unterwegs gewesen sein. Auch ein Phantombild bringt den Ermittlern keinen Aufschluss. 28. September 2004: In Herzebrock-Clarholz (Kreis Gütersloh) schlagen drei Vermummte die Terrassentür eines Hauses ein. Bewohner Ewald S. und seine Lebensgefährtin liegen bereits im Bett. Einer der Unbekannten schlägt mit einer Eisenstange auf das Paar ein, beide erleiden schwere Verletzungen. Ewald S. schwebt sogar in Lebensgefahr, kann aber gerettet werden. Das Motiv der Tat ist völlig unklar. 26. Juli 2005: In einer Glasrecycling-Firma in Harsewinkel (Kreis Gütersloh) findet ein Mitarbeiter auf einem Sortierband eine Plastiktüte, in der ein toter Säugling liegt. Offenbar ist er nach Gewalteinwirkungen gegen den Kopf gestorben. Das Kind soll in einem Altglascontainer regelrecht entsorgt worden sein. 30. November 2005: Ingo G. und seine Frau Cornelia werden in ihrem Haus in Delbrück im Kreis Paderborn erschossen. Der 37-Jährige ist Militariahändler - die Täter erbeuten Hunderte Gegenstände aus seinem Bestand, darunter Orden und Uniformen. Am Ende zünden die Täter das Haus an. Es werden DNA-Spuren gefunden. Doch weder sie noch Ermittlungen in der Sammler-Szene führen zur Lösung. Auch dieser Mordfall erreichte überregionale Bekanntheit. 1. März 2006: Fevzi U. wird schwer verletzt mit einem Kopfschuss auf dem Parkplatz einer Moschee in Rheda-Wiedenbrück (Kreis Gütersloh) gefunden. Später erliegt der Türke, der nur zu Besuch in Deutschland war, seiner schweren Verletzung. Auch hier prüfen die Ermittler einen Bezug zum NSU - auch ohne Ergebnis. 4. Oktober 2006: Der Mord an Frauke Liebs ist wohl das mysteriöseste und spektakulärste Verbrechen der Region OWL - und auch weit darüber hinaus. Während der Fußball-WM verschwindet die 21-Jährige nach einem Pub-Besuch am 20. Juni 2006 in der Paderborner Innenstadt spurlos. Mehrfach meldet sie sich per SMS oder telefonisch bei Angehörigen. Nach einigen Tagen bricht der Kontakt jedoch ab, Anfang Oktober 2006 wird ihre Leiche in einem Wald bei Lichtenau gefunden. 11. Dezember 2006: Bauherr Sergej S. und ein Bekannter werden in einem Neubau in Herford angegriffen, gefesselt und mit Knüppeln verprügelt. Der 42-Jährige stirbt dabei an Herzversagen. Die Ermittler finden laut damaligen Berichten DNA am Tatort, zudem veröffentlichen sie ein Phantombild. Schwierig für die Ermittler: Das Umfeld von S. schweigt. S. soll zudem aus dem kriminellen Milieu stammen und verbüßte wegen Drogendelikten eine mehrjährige Haftstrafe. 18. Dezember 2006: Auch der Tod von Johann I. hat es zu überregionaler Bekanntheit gebracht. Der 44-Jährige arbeitet bei BASF in Minden. Am Abend trinkt er im Pausenraum eine Fanta, später ist er tot. In dem Getränk finden die Ermittler Zyankali, zudem wird eine weitere Flasche eines Kollegen mit vergiftetem Inhalt gefunden. Das Motiv ist unklar, der Täter weiter auf freiem Fuß. Mehrere versuchte Tötungsdelikte im Fokus 17. Mai 2009: Der 21-jährige Arthur B. wird in Minden von mehreren Unbekannten verfolgt. Plötzlich hören Zeugen zwei Schüsse. Das Opfer kann fliehen. Die Ermittler sehen in dem Fall ein versuchtes Tötungsdelikt. 21. Mai 2009: Ingrid A. verschwindet tagsüber nach einem Bauernhoffest in Gütersloh. Später wird ihre Leiche in einem Feld gefunden. Sie wurde erwürgt. Das Sexualverbrechen ist bisher ungeklärt. 1. Mai 2010: Der 26-jährige Johann B. erleidet in den frühen Morgenstunden in Paderborn im Rahmen einer Auseinandersetzung zwei Stichverletzungen in den Rücken. Seine Verletzungen bemerkt er erst später und wird behandelt. Auch bei diesem Fall handelt es sich um ein nicht vollendetes Tötungsdelikt. Die Polizei will es nun aufklären. 17. Juli 2011: Auch Erika K. überlebt den Angriff auf sie. Ein Einbrecher dringt damals in ihre Wohnung in Bad Salzuflen ein und verletzt die Frau schwer. Der Täter ist bisher nicht gefasst worden. 14. Oktober 2011: Der Fall Nelli Graf beschäftigt die Region noch immer. Die 45-Jährige verschwindet damals aus ihrem Haus in Halle, in dem sie zu dem Zeitpunkt alleine war. Wenig später wird ihr Fahrrad im Wald gefunden, erst im Februar 2012 auch ihre Leiche. Sie liegt mehrere Kilometer entfernt vom Fundort des Fahrrads, sie ist gefesselt und geknebelt, zudem sind ihre Augen zugeklebt. Sie wurde erstochen. 9. August 2012: Ob am 9. August oder am 10., die Ermittler sind nicht sicher - klar ist dagegen: Die 83-jährige Irma K. wird an einem der Tage erschlagen. Von wem ist bisher unklar, trotz gefundener DNA-Spuren. 26. Februar 2014: In Bielefeld-Brackwede legt ein Unbekannter ein Feuer an einem Wohnhaus. Niemand wird ernsthaft verletzt, dennoch sehen die Ermittler hier ein versuchtes Tötungsdelikt. 26. Juli 2014: Am späten Abend wird im Bielefelder Stadtteil Theesen eine Prostituierte im Wagen eines Freiers bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt. Anschließend legt er die junge Frau (24) in einem Feld ab und flüchtet. Die Polizei schätzt das Verbrechen als versuchtes Tötungsdelikt ein. Der mutmaßliche Täter soll damals häufiger am Straßenstrich am Bielefelder Bahnhof verkehrt haben. Die Karte zeigt die Tatorte oder auch Leichefundorte der 42 ungelösten Verbrechen in OWL:

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