20 Jahre Hepatitis, dann kommt die Heilung: Gütersloherin macht anderen Mut

Gütersloh/Bielefeld. Den Tag, als Karin Goldbeck die Diagnose Hepatitis C erhält, wird sie nie vergessen. Es ist das Jahr 1997, als ihr Hausarzt anruft und die alleinerziehende Mutter ins Krankenhaus schickt. &bdquo;Ich war unglaublich erschrocken, doch noch bevor ich mich auf den Weg machen konnte, stand bereits ein Mitarbeiter des Gesundheitsamtes vor der Tür, der versuchte, mich über die Krankheit aufzuklären.“ Fast 20 Jahre lebt die Gütersloherin mit der Krankheit, die mit vielen Vorurteilen behaftet ist, bevor sie dank neuer Medikamente geheilt wird. Ihren Kampf gegen Hepatitis hat die inzwischen 72-Jährige trotzdem nicht aufgegeben. Sie hat sich der Aufklärung und der Unterstützung Betroffener und ihrer Angehörigen verschrieben. Bis heute weiß Goldbeck nicht, wie sich mit dem Hepatitis-C-Virus infizieren konnte. &bdquo;Wahrscheinlich ist eine Ansteckung durch eine infizierte Blutkonserve, da Blutprodukte vor 1992 nicht auf die Viren überprüft wurden. Doch sicher weiß ich das nicht.“ Als erste Symptome nimmt Goldbeck Erschöpfung, Müdigkeit und Abgeschlagenheit wahr. Die erste Blutuntersuchung beim Hausarzt habe aber keine Auffälligkeiten ergeben. Goldbeck gibt sich damit jedoch nicht zufrieden. &bdquo;Mir ging es nicht gut, weshalb ich meinen Arzt bat, weiter nach Ursachen zu suchen – und dabei entdeckte er die Krankheit.“ Im Laufe der Jahre unterzieht sich Goldbeck verschiedenen Therapien, doch erst seit zehn Jahren führen die Fortschritte in der Behandlung von Hepatitis C dazu, dass die Krankheit geheilt werden kann. Auch die Gütersloherin profitiert davon. &bdquo;Ich bin immer noch sehr glücklich, dass ich innerhalb weniger Wochen geheilt werden konnte. Seitdem geht es mir deutlich besser.“ Trotzdem hat die Krankheit auch Spuren hinterlassen. &bdquo;Ich leide an einer Fettleber und einer beginnenden Leberfibrose.“ "Hepatitis ist in Deutschland ein wichtiges Gesundheitsproblem" Trotz der erheblichen Fortschritte bei der Behandlung und Prävention von Hepatitis, die durch die Hepatitis-Viren A bis E verursacht werden kann, bleibt sie nach Angaben des Bielefelder Internisten Martin Krüger eine ernsthafte Erkrankung der Leber. &bdquo;Hepatitis ist in Deutschland ein wichtiges Gesundheitsproblem, insbesondere Hepatitis B und C“, erklärt der Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Gastroenterologie im Evangelischen Klinikum Bethel. Die chronischen Formen der Hepatitis B und C können unbehandelt zu schwerwiegenden Leberschäden führen, darunter Leberzirrhose und Leberkrebs. Um diese schwerwiegenden Folgen zu verhindern und die Verbreitung der Viren einzudämmen, rät Krüger Betroffenen zu schnellem Handeln. &bdquo;Wenn eine Hepatitis-Infektion frühzeitig erkannt und behandelt wird, kann dies helfen, eine chronische Infektion zu verhindern und die besten Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung zu gewährleisten.“ Wichtig sei deshalb, auch leichte Symptome ernst zu nehmen und abklären zu lassen, die jedoch je nach Virusart stark variieren können. Oft treten grippeähnliche Symptome wie Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Fieber auf, aber auch Übelkeit, Schmerzen im rechten Oberbauch, Gelbsucht und dunkler Urin, erklärt Krüger. Hepatitis C verursache aber auch oft keine oder nur milde Symptome. &bdquo;Das führt dazu, dass viele Betroffene die Infektion nicht bemerken und sie unbehandelt bleibt. Dadurch kann die Krankheit unbemerkt fortschreiten und zu Komplikationen führen, bevor sie erkannt wird.“ Betroffene müssen Krankheit ihren Arbeitgebern melden Seit 2021 können sich in Deutschland alle gesetzliche Krankenversicherten ab 35 Jahren einmalig auf eine Hepatitis B und C als Teil ihrer präventiven Gesundheitsuntersuchung testen lassen. &bdquo;Zudem wird empfohlen, sich bei Vorliegen von Risikofaktoren auf Hepatitis untersuchen zu lassen. Dazu zählen unter anderem aktiver oder vergangener Drogenkonsum, Verabreichung von Blutprodukten vor 1992 und infizierte Sexualpartner.“ Um darauf aufmerksam zu machen, wie wichtig schnelles Handeln für Betroffene ist, steht der Welt-Hepatitis-Tag am Freitag unter dem Motto &bdquo;Ich warte nicht. Ich handele!“. Karin Goldbeck setzt sich bereits seit Jahrzehnten mit der Unterstützung ihres Sohnes Andy Goldbeck für Aufklärung ein. &bdquo;Als ich 1997 die Diagnose bekam, wurde Hepatitis als Lebererkrankung immer mit einem Alkoholproblem in Verbindung gebracht. Auch Ärzte sprachen mich immer wieder darauf an, obwohl ich keinen Alkohol trinke“, erklärt Goldbeck. Hinzu kommt, dass Betroffene ihre Krankheit zu dieser Zeit bei ihren Arbeitgebern melden müssen. &bdquo;Ich hatte deshalb nie Probleme, doch viele andere Betroffene haben Ausgrenzung erlebt.“ Als Schüler unterstützt Andy Goldbeck seine kranke Mutter 1997 beginnt Goldbeck auch ihr Engagement für die deutsche Leberhilfe und gründet mit anderen Betroffenen eine Selbsthilfegruppe in Gütersloh. &bdquo;Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig der Austausch Betroffener und Angehöriger ist.“ Das bestätigt auch Andy Goldbeck, der 15 Jahre alt ist, als seine Mutter die Diagnose erhält. &bdquo;Ich habe sie unterstützt so gut ich konnte, auch, wenn es ihr schlecht ging. Aber als Schüler ist das natürlich nicht immer einfach gewesen.“ Trotz der Belastungen engagieren sich beide über Jahrzehnte in der Aufklärungsarbeit. &bdquo;Es war ein langer, harter Weg, aber die Aufklärung hat dazu beigetragen, Vorurteile abzubauen und für die Krankheit zu sensibilisieren“, sagt Andy Goldbeck. &bdquo;Auch die Zusammenarbeit zwischen Selbsthilfegruppen und Ärzten hat sich stark verbessert.“

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