Leere Tische trotz Reservierung: So reagieren Gastronomen in OWL

Für Gastronomen ist es ärgerlich und vor allem schlecht fürs Geschäft: Gäste reservieren einen Tisch, erscheinen aber einfach nicht oder sagen in der letzten Minute ab. "No Show" wird das Nichterscheinen auch genannt. Fast jeder Gastronom in NRW berichtet laut Deutschem Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) NRW von un- oder nur teilbesetzten Tischen trotz eines vollen Reservierungsbuchs. Nach einer nicht repräsentativen Dehoga-Umfrage, an der sich mehr als 270 Gastronomen aus NRW in diesem Monat beteiligten, war das schon bei über 90 Prozent der Fall. Gastronomen beklagen das Nichterscheinen von Gästen schon seit Jahren, aber die Lage scheint sich zu verschärfen: Laut Dehoga stellen rund drei Viertel der befragten Gastronomen fest, dass dieses Phänomen in den vergangenen Jahren zugenommen hat. Bei fast vier Fünftel der Gastronomen seien so bis zu zehn Prozent des Jahresumsatzes verloren gegangen. Bei gut einem Fünftel seien die Umsatzausfälle noch höher. Denn leer bleibende Tische führen nicht nur dazu, dass die Restaurantbesitzer weniger einnehmen. Ihnen sind auch Kosten entstanden, weil sie die Lebensmittel bereits eingekauft und entsprechend Personal eingeplant haben. Auch Gastronomen in OWL wollen das Nichterscheinen nicht mehr einfach hinnehmen. Sie wehren sich mit unterschiedlichen Maßnahmen. Die schärfste ist die Vorkasse. Das heißt: Bezahlen müssen die Gäste auf jeden Fall – auch wenn sie fernbleiben. Im Kreis Höxter praktizieren das bereits einige Restaurants. Der Germanenhof in Sandebeck zum Beispiel bietet am ersten und zweiten Weihnachtstag ein beliebtes Weihnachtsbuffet an. Das Restaurant schickt den Gästen zur verbindlichen Buchung eine Rechnung. Die Corona-Situation hat die Lage noch einmal verschärft Ganz so weit möchte Katja Sieweke von Gütersloher Restaurant "Amandé" noch nicht gehen. Trotzdem findet sie einen aktuellen Fall mehr als ärgerlich: Eine große Gruppe stornierte für Weihnachten einen Tisch. "Das ist besonders ärgerlich", so Sieweke im Gespräch mit dieser Redaktion. Die Corona-Situation habe die Lage noch einmal verschärft. Erkrankungen könne niemand vorhersehen, so die Gastronomin. Für die kommende Weihnachtssaison überlegt das Restaurant allerdings, Maßnahmen zu ergreifen. Wie diese aussehen, steht allerdings noch nicht fest. Klar ist aber: Das Amandé wird für seine Gäste auch 2023 zur Verfügung stehen. "Wir schließen nicht", dementiert Sieweke ein Gerücht, das jüngst die Runde gemacht hatte. Ein Restaurant in Bielefeld macht Weihnachten dicht Auch in Bielefeld reagieren einige Restaurant-Betreiber: Wer an Weihnachten trotz Reservierung nicht aufkreuzt, muss zahlen. Ein Restaurant will sich den Stress erst gar nicht mehr antun und macht Weihnachten dicht. In vielen Sternerestaurants sei es längst an der Tagesordnung, dass die Kreditkartendaten bei der Reservierung mit aufgenommen würden, sagte Andreas Büscher, Präsident der Dehoga OWL und selbst Gastronom, dieser Redaktion. "Kommt man da nicht, wird eine empfindliche Gebühr abgezogen." Auch Kollegen, die Vorkasse nehmen, kann Büscher verstehen. "Wenn sie auf Gänsen und anderem teuren Geflügel sitzen bleiben, dann geht das richtig ins Geld." Am häufigsten erinnern Gastronomen die Gäste vorab noch einmal telefonisch oder per Mail an die Reservierung. So hält es zum Beispiel das "Alt Hiddenhausen" im Kreis Herford. Schrecken Gebühren oder Vorkasse Kunden ab? Doch wegen der Entwicklung verlangen mehr und mehr Betriebe der Dehoga-Umfrage zufolge auch "No-Show"-Gebühren (11,1 Prozent) oder arbeiten mit Vorkasse (7,1 Prozent). Ob das die Kundschaft abschrecken könne? Thorsten Hellwig, Sprecher der Dehoga NRW, antwortet auf diese Frage mit einem Vergleich: "Wenn Sie ein Hotelzimmer buchen und nicht rechtzeitig absagen, müssen Sie trotzdem die Übernachtung bezahlen. Bei Veranstaltungen wie Hochzeiten ist Vorkasse selbstverständlich. Wir reden hier also von einem Phänomen, was nur für die Gastronomie als problematisch beschrieben wird."

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