Folgen der Dürre Fast 40 Prozent der Bäume sind schwer krank – das unternimmt OWL jetzt

Düsseldorf/Bielefeld. "Die Vitalität des Waldes verschlechtert sich seit 1984 immer weiter." Mit dieser beunruhigenden Feststellung begann NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen (CDU) die Vorstellung ihres Waldzustandsberichts. Dass sich an diesem Negativtrend auch 2022 nichts Grundlegendes geändert hat, verdeutlichen einige Zahlen. 38 Prozent der Bäume (2021: 40 Prozent) sind stark geschädigt, ergab die Untersuchung der Baumkronen. Das Problem zeigt sich auch in OWL: "Die Zahlen decken sich mit unseren", sagt Annette Uhr, Sprecherin des Regionalforstamts OWL mit Sitz in Minden, auf Anfrage dieser Redaktion. Von dort aus werden die Forste in den Kreisen Minden-Lübbecke, Herford, Lippe, Gütersloh sowie in der Stadt Bielefeld verwaltet. Rund ein weiteres Drittel (34 Prozent, 2021: 32) zeigt dem Bericht zufolge eine geringe sogenannte "Verlichtung" der Baumkronen, lediglich 28 Prozent der untersuchten Bäume (Vorjahr: 28) waren völlig gesund und wiesen keinen Verlust von Blättern oder Nadeln auf. "Der Wald braucht Hilfe", so die Ministerin, die den Gesamtzustand der insgesamt 935.000 Hektar Wald in Nordrhein-Westfalen als "besorgniserregend" einstuft. Denn diese Naturfläche, die rund 27 Prozent der Landesfläche ausmacht, erfülle "elementare Aufgaben für Klima, Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft". Um den Naturschatz Wald für nachfolgende Generationen zu erhalten, "brauchen wir gesunde und kräftige Bäume, die in Zukunft besser geschützt sind gegen Hitze, Trockenheit und Schädlingsbefall“, stellte Gorißen fest. Der konkrete Plan sieht deshalb unter anderem vor, dass in den NRW-Wäldern neue Baumarten angepflanzt werden, die mit den sich ändernden Bedingungen, etwa durch den Klimawandel, besser zurechtkommen. "Das ist das, was wir tun können", sagt Uhr. Deshalb sei man auch in den Forsten des Regionalforstamts OWL dabei, neue Baumarten anzupflanzen. So werden Sorten wie die Elsbeere oder der Speierling ebenso in die Waldflächen eingemischt wie die lindenblättrige Birke oder die Weißtanne. "Es wird häufiger zu Dürreperioden kommen" Risikostreuung nennen die Forstfachleute diesen Ansatz. "Die Wiederbewaldung muss schnell gehen", sagt Uhr. Denn Ziel sei es, die Forste durch Baumarten, die weniger Wasser benötigen oder die tiefer wurzeln, widerstandsfähiger zu machen. Denn, daran ließ Ministerin Gorißen keinen Zweifel: "Es wird immer häufiger zu Dürreperioden kommen." Gerade erst im vergangenen Sommer habe man sehen können, wie sehr diese Entwicklung den Wäldern zusetze. Die Wiederbewaldung ist der Ministerin zufolge "eine wichtige, gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die noch mehr in Schwung kommen muss". Land, Kommunen und private Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer müssten dieses Projekt gemeinsam umsetzen. Hierbei will das Land NRW die Waldbesitzer unterstützen. Gorißen: "2023 stellt das Land Nordrhein-Westfalen vorbehaltlich der Zustimmung des Landtags 70 Millionen Euro Fördermittel für die Forst- und Holzwirtschaft zur Verfügung." Die Förderrichtlinie "Extremwetterfolgen" sei vereinfacht worden, um den Waldbesitzern den Zugang zu diesen Geldern zu erleichtern. Man biete zudem Beratung und Schulung an; das System der Boden- und Standortkarten werde ausgeweitet. "Wichtig ist auch, dass die Wiederbewaldung und Entwicklung klimaangepasster Wälder durch die Schaffung angepasster Wildbestände unterstützt wird", so die Ministerin. Zur Stärkung der Bodenvitalität solle auch die Bodenschutzkalkung ausgebaut werden. Dieses Verfahren hilft laut Experten, eine Übersäuerung des Waldbodens abzubauen. "Mithilfe der Bodenschutzkalkung im Wald können externe Säureeinträge kompensiert und die Versauerung der Böden reduziert werden. Bodenschutzkalkungen helfen so, wichtige Funktionen des Waldbodens zu regenerieren und die Bodenfruchtbarkeit zu verbessern", ist Heike Puhlmann, Leiterin der Abteilung Boden und Umwelt an der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA), überzeugt.

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