Ärzte schlagen Alarm Virus greift in OWL um sich - Kinderkliniken haben kaum noch freie Betten

Bielefeld. Nach den Hausärzten, deren Praxen immer mehr überlastet sind, funkt nun ein weiterer, wichtiger Bereich des Gesundheitssystems SOS. Es sind die Kinderkliniken, denen eine zu knappe Personaldecke und akut grassierende Infektionen zu schaffen machen – darunter in erster Linie das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV). Die Infektionswerte gingen &bdquo;senkrecht nach oben“, sagt Notfallmediziner Florian Hoffmann. Die Kinderkliniken in Ostwestfalen-Lippe zeigen sich alarmiert. So blickt die Kinderklinik St. Louise in Paderborn nach eigener Aussage mit Sorge auf die nächsten Wintermonate. &bdquo;Das RS-Virus grassiert derzeit stark, viele Säuglinge sind auf Atemhilfe angewiesen", teilt die Klinik auf Anfrage mit. Wie auch die anderen Kinderkliniken in der Region sei sie derzeit überdurchschnittlich stark ausgelastet. &bdquo;Das ist ein Thema in ganz Deutschland“, sagt Eckard Hamelmann, Ärztlicher Direktor des Kinderzentrums am Evangelischen Klinikum Bethel (EvKB) in Bielefeld und Direktor der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin, im Gespräch mit dieser Redaktion. Am Bielefelder Kinderzentrum gebe es die einzige Intensivstation für Kinder und Jugendliche in ganz OWL. Bielefelder Intensivstation kann nicht alle Betten belegen Normalerweise verfüge diese über 15 Betten, doch es könnten derzeit nicht alle belegt werden, da Pflegepersonal fehle. Folge: Es müssen auch Kinder, die eigentlich auf die Intensivstation gehören, auf einer Normalstation untergebracht werden. Aktuell gebe es auch Anfragen bis aus Hannover nach der Aufnahme von Kindern im intensivmedizinischen Bereich. Die Pflege sei &bdquo;ein toller Beruf, der von der Gesellschaft nicht ausreichend gewürdigt wird“, kritisiert der Chefarzt. Bezahlung und Arbeitsbelastung müssten sich dringend ändern. Die Akademisierung der Pflegeberufe habe zudem dazu geführt, dass Pflegekräfte in Leitungsberufe gingen, statt weiter am Bett zu arbeiten. Hamelmann fügt hinzu: "Wir benötigen - so wie in vielen anderen Ländern bereits aufgestellt - eine allgemein höherwertige Ausbildung für den Pflegeberuf. Denkbar wäre beispielsweise ein Bachelor mit hohen praktischen Ausbildungsanteilen für möglichst alle. Dies würde den Berufsstand attraktiver gestalten." Den eigenen Versorgungsauftrag könnten die Kliniken zwar erfüllen, dennoch &bdquo;muss jede stationäre Aufnahme derzeit genau überprüft werden“, sagt Chefarzt Friedrich Ebinger für Paderborn. Von einer angespannten Gesamtsituation spricht auch das Klinikum Lippe, ebenso das Weßling Klinikum im Kreis Minden-Lübbecke. Kliniksprecher Christian Busse appellierte an Eltern sich genau zu überlegen, in welchen Fällen es unbedingt nötig sei, die Notaufnahme mit ihren Kindern aufzusuchen.

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