Falsche Covid-Zertifikate: Ärztin täuscht Patienten

Rahden/Lübbecke. Wegen der Nutzung eines falschen Corona-Genesenenzertifikats musste sich eine Frau vor dem Amtsgericht Rahden verantworten. Das Zertifikat stammt aus der Praxis einer Hausärztin in Lübbecke, gegen die nach Angaben der Staatsanwaltschaft in mehreren Fällen ermittelt wird. Vor Gericht machte die Medizinerin als Zeugin jedoch keine Angaben zu den Zertifikaten, sondern lediglich zu ihrem Alter, an das sie sich jedoch nicht richtig erinnern konnte. Bei der Patientin der Ärztin, die sich Dienstag vor Gericht verantworten musste, handelt es sich um eine Angestellte eines Chemieunternehmens in Espelkamp. Am 10. Januar legte die Frau, ebenso wie ihr Mann, der in demselben Unternehmen tätig ist, ein Corona-Genesenenzertifikat vor. Wie sich jedoch später herausstellte, basierten die Zertifikate auf Antikörpertests, obwohl diese Zertifikate in Deutschland nur auf Grundlage positiver PCR-Testergebnisse ausgestellt werden dürfen. Dennoch hatte die Ärztin die Zertifikate ausgestellt. Danach vom Richter befragt, verweigerte die Medizinerin, die als Zeugin vor Gericht in ihrer weißen Arbeitskleidung erschienen war, jedoch jede Auskunft. Sie wolle schweigen, gab sie zu Protokoll und machte deutlich, dass ihre Ansage so auch im Protokoll vermerkt werden soll. Auch die 63-jährige Angeklagte wollte sich nicht zum Hergang äußern. Vertreten wurde sie von dem Mindener Rechtsanwalt Thomas Röckemann, der bis zur NRW-Landtagswahl im Mai Landtagsabgeordneter für die AfD und einige Zeit auch Landesvorsitzender der AfD war. Doch auch dieser äußerte sich nicht. Die als Zeugin geladene Ärztin konnte sich, als sie vom Richter danach befragt wurde, nicht einmal daran erinnern, wie alt sie ist. &bdquo;Ich glaube 58 oder so“, erklärte die Medizinerin. &bdquo;Ja, ich bin, glaube ich, Jahrgang 1966“, ergänzte sie. &bdquo;Dann kann sie niemals 58 Jahre alt sein“, entgegnete Röckemann. "Wir haben alles hier bei uns geprüft". Zeugenaussage eines Kollegen bringt Licht ins Dunkel Licht ins Dunkel brachte erst die Zeugenaussage eines Kollegen der 63-Jährigen. Dieser hatte das Covid-Genesenenzertifikat zunächst nicht beanstandet, als es ihm im Januar vorgelegt wurde. &bdquo;Wir haben alles bei uns geprüft und als korrekt angesehen.“ Erst, als nach den Betriebsferien der Ehemann der Angeklagten mit Corona-Symptomen zur Arbeit erschien und daraufhin auf eine Infektion getestet wurde, sei man aufmerksam geworden. "Wir haben Gott sei Dank in unserer Firma einen kleinen Selbstteststand. Und sein Test schlug sofort an“, erklärte der Kollege. Daraufhin wurde – wie vorgeschrieben – ein PCR-Test aus einem offiziellen Testzentrum verlangt. Die beiden Angestellten ließen sich testen und erhielten positive PCR-Testergebnisse. Erst jetzt wurde man in dem Unternehmen hellhörig und zweifelte die Echtheit der zuvor vorgelegten Corona-Genesenenzertifikate an. Die Geschäftsleitung fragte daraufhin beim Gesundheitsamt des Kreises Minden-Lübbecke nach und erfuhr, dass die beiden Mitarbeiter zuvor noch nie positiv auf das Coronavirus getestet wurden und die Corona-Genesenenzertifikate deshalb falsch sein müssen. Richter sieht Täuschung des Paares und spricht Angeklagte frei Der Kollege erklärte, dass die Geschäftsleitung das Paar mit der Information konfrontierte und zu einer Besprechung einlud. Dort stellte der Kollege schnell fest, dass das Ehepaar glaubhaft vermitteln konnte, dass sie nicht wussten, dass ihre Ärztin falsche Corona-Genesenenzertifikate ausstellt. &bdquo;Sie waren fassungslos, entsetzt und total ungläubig." Diese Sicht teilten in dem Verfahren auch Staatsanwaltschaft und Richter. Das Paar hätte in gutem Glauben gehandelt, sei getäuscht worden und könnte deshalb freigesprochen werden. Die Kosten für das Verfahren habe die Staatskasse zu tragen.

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