Trockenheit in Ostwestfalen: Bedenkliche Lage auf Feldern und in Wäldern

Minden/Löhne/Bad Wünnenberg. Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) war der vergangene Juni deutlich zu warm, zu trocken und zu sonnig. Die ersten Julitage brachten ebenfalls nicht viel mehr Regen nach Ostwestfalen-Lippe - und auch in weite Teile Deutschlands. Eine Übersicht. Wasserversorger Die Ampel steht auf Gelb. Die sogenannte Trinkwasserampel auf der Internetseite des Wasserbeschaffungsverbandes (WBV) "Am Wiehen", der Teile der Kreise Herford und Minden-Lübbecke versorgt, gibt den Füllstand im Hochbehälter Bergkirchen an. Und der hat den normalen Pegelstand wieder erreicht. &bdquo;Wir haben die Entwicklung in den letzten Tagen aufmerksam beobachtet. Die Entwicklung war positiv. Die Lage ist insgesamt aber noch nicht entspannt“, wird dazu WBV-Verbandsvorsteher Bernd Poggemöller auf der Internetseite zitiert. Nach wie vor müsse jeder mithelfen, die Trinkwasserressourcen zu schonen. "Es geht nur gemeinsam." Der WBV hat in einem Flyer Tipps zusammengetragen, wie sich Wasser sparen lässt. Die derzeitige Stufe Gelb der Trinkwasserampel bedeutet, dass mit der wichtigen Ressource sorgsam umgegangen werden soll. Momentan solle etwa auf die Befüllung von Pools verzichtet werden - alleine das verbrauche im Schnitt gut 10.000 Liter. Vor allem in den Sommermonaten sei Solidarität gefragt, heißt es auf der WBV-Internetseite. Sollte dauerhaft mehr Trinkwasser aus dem Leitungsnetz entnommen werden als in die Hochbehälter gepumpt werde, drohe "eine massive Störung der regionalen Trinkwasserversorgung." Etwas anders sieht es derzeit beim Wasserverband Aabach-Talsperre in Bad Wünnenberg aus, der unter anderem die Kreise Paderborn und Gütersloh mit Trinkwasser versorgt. Aktuell sei die Talsperre mit über 90 Prozent gut befüllt, sagt der Geschäftsführer Rainer Gutknecht. Dennoch sehe er ähnliche Entwicklungen wie in dem Dürrejahr 2018. Etwa anhand der meteorologischen Trockenphasen. Damit sind Perioden gemeint, in denen an elf Tagen am Stück weniger als ein Liter pro Quadratmeter Niederschlag gefallen ist. In diesem Jahr gab es schon vier dieser Trockenphasen, sagt Gutknecht. "Der März, Mai und Juni waren 50 bis 70 Prozent unterdurchschnittlich, was den Niederschlag angeht." Gut dagegen seien der nasse Sommer 2021 und der vergangene Winter gewesen. "Das hat uns die Talsperre gefüllt." Die derzeitige Situation spiegele ein Problem wider, mit dem der Versorger sich auch künftig konfrontiert sieht. "Wasser, was im Winter nicht drin ist, kommt im Sommer nicht nach", sagt Gutknecht. "Wir kämpfen momentan mit der Langfristigkeit. Es geht um die Mengen und die Verfügbarkeit zur richtigen Zeit." Momentan investiert der Verband in die Modernisierung seiner Aufbereitungsanlagen. Denn es kommt nicht nur weniger Wasser von oben nach. Der Stausee wird auch wärmer. Das wiederum hat Folgen für die Hygiene. Bei steigenden Temperaturen besteht die Gefahr, dass sich Bakterien sehr gut vermehren können. So wie im Jahr 2017. Da betrug die Temperatur im See um die 16 Grad. Das Bakterienwachstum sei geradezu explodiert, sagt Gutknecht. Sollte es noch einmal dazu kommen, "muss die Aufbereitungstechnologie bereitstehen." Landwirtschaft In der regionalen Landwirtschaft ergebe sich eine ganz unterschiedliche Situation, berichtet Hubertus Beringmeier, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes. "Es hat schon schlimmere Jahre gegeben. Der Durchschnitt passt soweit." Allerdings bereitet die derzeitige Trockenheit dem Landwirt aus Hövelhof auch Sorgen. Denn wichtige Feldfrüchte wie Mais oder Kartoffeln wurden erst im Frühjahr ausgebracht - und hatten da bereits mit einem zu trockenen Mai und Juni zu kämpfen. Wie hier die Ernte ausfällt "hängt davon ab, was in den nächsten Wochen passiert. Der Mais braucht dringend Regen". Forstwirtschaft Es bestehe noch kein Grund zur Panik, sagt Annette Uhr vom Regionalforstamt OWL. Die Trockenheit mache sich aber deutlich bemerkbar. "Es wird bedenklich." Auch die Förster profitieren von einem nassen Winter, klagen allerdings ebenfalls über ein trockenes Frühjahr. "Die oberen Schichten sind staubtrocken in einigen Teilen Ostwestfalen-Lippes." Derzeit sei auch die Waldbrandgefahr erhöht. Im Zuge der Trockenheit und Sturmschäden der vergangenen Jahre werden viele Flächen in OWL neu aufgeforstet. Teilweise würden aus der Region auch Ausfälle bei diesen Aufforstungen gemeldet, sagt Uhr. Gleichzeitig verzögere sich durch die Trockenheit auch die Samenbildung, etwa bei der Kirsche. "Der Nachschub ist gefährdet", sagt Annette Uhr. "Das sind die Pflanzen für die nächste Saison."

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