Unterkünfte werden knapp: So ist die Flüchtlingslage in OWL

Ostwestfalen. Mehr als 197.000 Flüchtlinge aus der Ukraine sind laut Bundesinnenministerium seit Kriegsbeginn in Deutschland angekommen. Insgesamt haben 3,1 Millionen Menschen ihr Heimatland verlassen, wie das Flüchtlingshilfswerk UNHCR mitteilte.Viele von ihnen kommen in Städten und Gemeinden in Ostwestfalen-Lippe (OWL) unter. Ein Überblick zeigt die aktuelle Lage. Bielefeld Am Donnerstag waren bereits mehr als 2.000 Flüchtlinge in Bielefeld angekommen. Die städtischen Unterkünfte seien weitestgehend dicht, sagt Krisenstabsleiter Ingo Nürnberger. 908 Personen sind in kommunalen Einrichtungen untergebracht, weitere Menschen und Unterkünfte folgen. Das Heeper Kasino und die Seidenstickerhalle sollen außerdem Flüchtlinge beherbergen. Experten prüfen, ob die von der Ver- und Entsorgung abgekoppelten Rochdale-Kasernen wieder in Betrieb genommen werden können. &bdquo;Es gibt zur Zeit keine Transparenz darüber, wie viele Menschen von anderen Kommunen aufgenommen wurden“, sagt Ingo Nürnberger. Besonders belastet sind zur Zeit die Großstädte, in Bielefeld landen offenbar überproportional viele der Geflüchteten. In Bielefeld sollen hunderte Geflüchtete in Bethel aufgenommen werden. Darum hatte das Land NRW die Einrichtung gebeten. Unter den Ukrainern werden 100 Menschen mit teilweise schweren Behinderungen sein. Sie sollen "sich in einem schockierenden Zustand befinden", unterernährt bis verwahrlost, sagt Bethel-Sprecher Johann Vollmer. Vieles ist jedoch noch ungewiss: So war zunächst unklar, wo sich ein Bus mit 80 bis 90 Waisenkindern befindet. Kreis Gütersloh Auch im Kreis Gütersloh kommen immer mehr Kriegsflüchtlinge an. Knapp 50 Menschen werden im Schnitt pro Tag im Gütersloher Rathaus vorstellig. Die Kapazitäten der städtischen Unterbringungsmöglichkeiten sind laut Stadtverwaltung ausgeschöpft, und die Angebote privaten Wohnraums werden nicht ausreichen. Um allen Flüchtlingen eine Unterkunft zu ermöglichen, soll nun in nur einem Monat Platz für 1.600 Menschen geschaffen werden: In den ehemaligen Masergh Barracks, der Kaserne an der Verler Straße, wird mit Platz für 700 Personen die größte Auffangstation im Kreisgebiet, womöglich sogar in OWL, entstehen. In den Sporthallen in Spexard und des Carl-Miele-Berufskolleg haben jeweils 200 bis 300 Menschen Platz. Außerdem habe ein Unternehmer das Hotel Stadt Gütersloh gekauft, das gerade für 150 Flüchtlinge hergerichtet wird. Kreis Herford Im Kreis Herford haben sich inzwischen einige hundert Menschen, meist Frauen und Kinder, vor dem Krieg in Sicherheit gebracht. Ein Großteil sei privat untergebracht worden, heißt es von der Stadt. Manche können in den früheren Briten-Häusern wohnen. In den einzelnen Städten und Gemeinden des Kreises sind viele Flüchtlinge privat untergekommen. Weiterer privater Wohnraum wird gesucht. Die Stadt Enger hat bereits einen Krisenstab eingerichtet, der sich mit der Flüchtlings-Unterbringung und der Ausstattung der Wohnräume befassen soll. In Löhne werde geprüft, ob Menschen in der Werretalschule oder dem ehemaligen Gebäude der Grundschule Löhne-Bahnhof unterkommen können. Kreis Höxter In Höxter haben mehr als 100 Ukraine-Flüchtlinge Schutz gefunden, so der Stand vergangene Woche. Die meisten Menschen, die dem Krieg entkommen sind, haben Zuflucht bei Freunden und Verwandten gefunden. Die Kommunen rechnen mit vielen weiteren Schutzsuchenden und bitten, freie Wohnmöglichkeiten bei den Stadtverwaltungen zu melden. Um die Sprachbarriere abbauen zu können, gebe es einen Kontakt zum Gymnasium in Beverungen, an dem - vielleicht kreisweit einzigartig - Russisch angeboten wird. "Wir wollen versuchen, da niedrigschwellig Angebote machen zu können", sagt Bürgermeister Hubertus Grimm. Allerdings sprechen nicht alle Ukrainer Russisch. Kreis Minden-Lübbecke Im Kreis Minden-Lübbecke engagieren sich unter anderem die zwölf freikirchlichen Gemeinden in Espelkamp. Alle angekündigten gut 200 Flüchtlinge seien gut angekommen und in Familien untergebracht worden, sagt der Organisator und Ansprechpartner der Hilfsaktion, Gerd Riegel. Viele Geflüchtete verweilen nur kurz im Kreis und reisen weiter zu Verwandten. In Bad Oeynhausen sind 219 Vertriebene aus der Ukraine registriert. 62 von ihnen wohnen fürs Erste im ehemaligen Landschulheim. Die Eigentümer der Herberge haben kurzerhand ihren Betrieb geschlossen und Flüchtlinge aufgenommen - Spenden sind willkommen, bisher zahlen die Eigentümer ihre Hilfe aus eigener Tasche. Bürgermeister Lars Bökenkröger (CDU) ist dankbar für private Initiativen, denn viel Platz gebe es nicht. "Wir werden Turnhallen oder Gemeindehäuser zu Notunterkünften machen müssen", sagt er. Kreis Paderborn Hunderte Geflüchtete sind bisher im Kreis Paderborn angekommen, so die Zahl der vergangenen Woche. Auch dort hat der Großteil bei Familien und Freunden eine erste Zuflucht gefunden. Die Stadt rechnet täglich mit weiteren Menschen aus dem Kriegsgebiet. Aktuell stünden 300 Unterbringungsplätze zur Verfügung. Außerdem laufen Gespräche, um weitere ehemalige Britenwohnungen zu aktivieren. Die Hilfsbereitschaft im Kreis sei sehr groß, heißt es. Bad Lippspringe möchte zusätzlich eine Erstaufnahmestelle einrichten, in der die Geflüchteten eine erste medizinische Versorgung inklusive Corona-Test und gegebenenfalls eine Covid-Schutzimpfung bekommen. Die Stadt Lichtenau unterstützt außerdem die polnische Partnerstadt Pieniezno, in die ebenfalls sehr viele Ukrainer geflohen seien, mit gesammelten Geldspenden. Kreis Lippe Im Kreis Lippe sind am Donnerstagabend 250 Menschen, darunter viele Kinder, aus der Ukraine im Bad Salzufler Messezentrum angekommen. Dort hat die Bezirksregierung Detmold eine Notunterkunft aus 26 Zeltdörfern, die aus je vier Zelten bestehen, im Inneren einer der Messehallen eingerichtet. In Lage-Hörste ist vergangene Woche ein gesamtes Kinderheim aus der Ukraine angekommen. In einem Gebäude auf dem Gelände des ehemaligen Hauses Stapelage wurde mit Hilfe eines großen Helferteams und vieler Spenden alles hergerichtet, damit sich die Kinder wohlfühlen.

Meistgelesen