Wo der Sturm in OWL heftig tobte - und wie der Februar weitergeht

Bielefeld/Lübbecke. Drei Sturmtiefs haben Ostwestfalen-Lippe in den vergangenen Tagen nacheinander heftig durchgeschüttelt. Zuletzt fegte das Tief "Zeynep" über uns hinweg. "Ein seltenes Ereignis, vor allem in dieser Heftigkeit", sagt der Lübbecker Meteorologe Friedrich Föst im Gespräch mit nw.de. Er zieht nicht nur eine Bilanz dieser Sturmfront, sondern wirft zugleich schon einmal einen bilanzierenden Blick auf das Wettergeschehen im Februar 2022. Das hatte es in vielerlei Hinsicht in sich. Die Stichworte: Sturmschwerpunkte in OWL Die höchsten Sturmgeschwindigkeiten in der Nacht zu Montag wurden laut Föst im Kreis Paderborn gemessen. Demnach brachten es die Sturmböen in Wünnenberg-Haaren auf bis zu 106 km/h. Das entspricht dem Meteorologen zufolge orkanartigen Böen. 106 km/h wurden auch in Warburg (Kreis Höxter) gemessen, Lübbecke brachte es immerhin noch auf 95 km/h. Doch in der Nacht zu Samstag war es noch deutlich schlimmer. In jener Nacht wurden in Warburg Böen bis zu 137 km/h gemessen, in Lübbecke wurden 124 km/h erreicht. "Das ist ein ausgewachsener Orkan gewesen", so Föst. Bereits im ersten Sturm der aktuellen Serie am Donnerstag vergangener Woche seien in Beverungen (Kreis Höxter) Böen bis zu 135 km/h gemessen worden. >>> Sturmschäden in OWL-Wäldern: Risiko noch wochenlang Stärke der Stürme im Vergleich zu früheren Jahren Die Sturmfronten der vergangenen Tage hatten durchaus eine rekordverdächtige Qualität, wie ein Blick in die Wetterdatenbank zeigt. Föst: "Wir haben den stärksten Sturm seit ,Kyrill' 2007 erlebt." Er habe auch den Sturm Friederike aus dem Januar 2018 übertroffen. Das sei der letzte richtige Orkan in OWL gewesen. Allerdings gab es auch schon Stürme in der Region mit höheren Spitzenwerten. Im Februar 1990 habe es das Sturmtief "Vivien" auf bis zu 150 km/h gebracht, erläutert Föst.Die Stürme und der Klimawandel Klimaforscher haben in jüngster Zeit immer wieder davor gewarnt, dass der fortschreitende Klimawandel zu immer mehr Extremwetterereignissen auch in Deutschland führen könne. Zu solchen Wetterphänomenen werden Starkregen, Stürme oder auch Dürreperioden gezählt. Was bedeutet das für die Einordnung der jüngsten Stürme bei uns? Föst: "Man muss vorsichtig sein, das auf den Klimawandel zu schieben." Die Klimamodelle zeigten dafür keine signifikante Häufung solcher Ereignisse. Es könne allerdings sein, dass die Sturmtiefs durch den Klimawandel mehr Energie aufnähmen als früher. Das werde zurzeit erst noch erforscht, so dass sich hierzu bislang keine belastbaren Aussagen treffen ließen.Verhalten nach dem Sturm Friedrich Föst atmet zunächst einmal auf: "Mir ist nicht bekannt, dass jemand durch den Sturm in OWL ernstlich zu Schaden gekommen ist." Damit das auch so bleibe, gelte es, einige Regeln zu beachten und weiterhin im Freien Vorsicht walten zu lassen. "Das Betreten des Waldes ist äußerst gefährlich", sagt Föst. Davon könne man nur dringend abraten, denn Waldwege seien vielerorts noch durch umgestürzte Bäume oder herabgefallene Äste blockiert. "Viele Bäume sind angeknackst und können schon bei geringeren Winden umkippen." Deshalb gelte bis auf weiteres die Empfehlung: "Lieber im freien Feld spazieren gehen."Der Februar und der Regen Der Februar 2022 wird aller Voraussicht nach in mancher Hinsicht eine außergewöhnliche Wetterbilanz hinterlassen, ist sich Föst sicher. "Es ist der erste Monat seit vier Monaten, der zu nass ausfällt." Schon jetzt wurde in etwa das Doppelte der Niederschlagsmenge erreicht, die im langjährigen Mittel im Februar in OWL gemessen wird. Teilweise seien bereits 140 bis 150 Liter Regen pro Quadratmeter Boden erreicht worden, so etwa in der Egge, im Teutoburger Wald und im Kreis Lippe. Das sei "ein kräftiger Schluck aus der Pulle", so Föst. Denn: "Das Grundwasser wird im Winter gebildet."Der Februar als Wintermonat Seinem Ruf als richtiger Wintermonat wird der Februar 2022 mit Sicherheit nicht gerecht werden, da ist sich Föst sicher. "Wir steuern auf einen der schneeärmsten Winter zu, die es jemals gab." Alleine der Februar 2022 liege bei der Temperatur im Vergleich zum langjährigen Mittel 4 bis 5 Grad Celsius über dem Durchschnitt. Das Mittel liege bei etwa 2 Grad Celsius. "Ich sehe keine großen Chancen mehr, dass es noch Dauerfrost und 20 Zentimeter Schnee geben könnte", sagt Föst für die Niederungen voraus. Dass manche seiner Kollegen für den März bereits einen vorgezogenen Sommer ankündigten, halte er jedoch für absolut verfrüht. Hier würden Langfristmodelle für bare Münze genommen. "Das hat nichts mit seriöser Meteorologie zu tun", so der Lübbecker Experte.Sturmtief "Antonia" verursacht Schäden und Bahnprobleme in NRW

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