Illegales Glücksspiel boomt - wie groß ist das Problem in OWL?

Bielefeld. Jährlich werden Milliardenbeträge durch Glücksspiele eingenommen. Zocken am Automaten boomt - auch in OWL. Doch es gibt ein Problem: Denn eine Menge Geld landet in illegalen Glücksspielautomaten - Tendenz offenbar steigend. Was steckt dahinter? Und wie ist die Situation in der Region? Jedes dritte Geldspielgerät ist nicht zugelassen - zu diesem Ergebnis kommt Jürgen Trümper, Geschäftsführer des Arbeitskreises gegen Spielsucht. In 44,5 Prozent der 1.408 bundesweit von ihm aufgesuchten Spielstätten habe er illegale Geräte vorgefunden. Für die Feldstudie "Einblicke in den illegalen Glücksspielmarkt 2021" habe er von Juni bis Oktober vergangenen Jahres verdeckt unter anderem Gastronomiebetriebe, Wettbüros und Kulturvereine in 150 Kommunen in 13 Bundesländern besucht. Ein Blick ins Gesetz Illegale Glückspielautomaten erleben mittlerweile eine Renaissance, so Trümper. Der Grund: die Verschärfung des Glücksspielstaatsvertrages, die seit 2021 gilt. Wer seitdem Automatenspiele anbietet, muss eine Vielzahl persönlicher Daten angeben. Beteiligungsverhältnisse, Herkunft, Zahlungsfähigkeit, Sicherheitskonzept, Sozialkonzept - nur fünf Beispiele von vielen. Eine Zulassung erteilt die Behörde. Wenn diese Angaben jedoch nie bei der zuständigen Behörde eingegangen sind oder diese den Antrag abgelehnt hat, die Spielautomaten aber trotzdem laufen, dann ist es illegal. Es drohen saftige Strafen von bis zu 500.000 Euro. Hinzu kommt: Während seiner Feldstudie seien Trümper häufig sogenannte "Fun Games"-Automaten untergekommen. Doch die sind eigentlich schon längst verboten - und stehen somit illegal in so mancher Kneipe oder Bar. Aktuelle Zahlen für OWL Laut aktuellen Zahlen wurde im Jahr 2020 ein Bruttospielertrag von rund 10,1 Milliarden Euro im regulierten Glücksspielmarkt in Deutschland erzielt. Die Zahlen sind durch die Pandemie deutlich zurückgegangen, waren zuvor noch höher.Die Landesfachstelle Glücksspielsucht veröffentlicht zudem Zahlen für einzelne Kommunen in NRW. Demnach gab es in Bielefeld im Jahr 2020 rund 877 Geldspielgeräte. In Spielhallen wurden dadurch mehr als 21 Millionen Euro eingenommen. Zum Vergleich: In Paderborn gab es im selben Jahr 401 Geräte und es wurden in Spielhallen mehr als 12 Millionen Euro eingenommen.Illegales Glücksspiel in der Region Doch wie viele illegal aufgestellte Automaten gibt es in OWL? Die Polizei muss sich immer wieder mit dem Thema beschäftigen. Mann kann zudem von einem Dunkelfeld ausgehen. Dass die Zahlen an bekanntgewordenen Fällen steigen, ist derweil nicht überall der Fall. Von "drei bis fünf Fälle pro Jahr" berichtet eine Sprecherin der Gütersloher Polizei. Ein Aufwärtstrend? Fehlanzeige. Auch die Polizeistelle Herford kann keinen Anstieg der illegalen Geschäfte vermelden. Es handele sich in den vergangenen Jahren um einen, maximal zwei Fälle pro Jahr. Das Thema sei aber durchaus präsent, betont ein Sprecher. Das gilt auch in Bielefeld, heißt es aus der Pressestelle. Aktuelle Zahlen für die größte Stadt in OWL werden auf Anfrage allerdings nicht genannt.Anders sieht es im Kreis Minden-Lübbecke aus: Während vor zwei Jahren lediglich ein Fall bei der Polizei registriert wurde, stieg die Anzahl auf acht Fälle im Jahr 2021, so ein Sprecher. Im Kreis Paderborn ist der Anstieg der Fälle derweil extrem: Im vergangenen Jahr sind laut Polizei 41 Fälle statistisch erfasst worden - im Jahr davor nur vier. Der Grund: Im vergangenen Jahr wurden zwei größere Aktionen gegen die Betreiber von solchen Spielstätten durchgeführt. Erkennung nach dem Hinweis-Prinzip Aber wie entlarvt man denn überhaupt die illegalen Automaten? Häufig werden diese Fälle durch externe Hinweise bekannt, heißt es. Ein klassischer Fall: Ein Hinweisgeber hat den Verdacht, dass in einer Bar illegales Glücksspiel betrieben wird und meldet sich bei der Polizei. Weitere Überprüfungen finden im Rahmen von Kontrollen unter Einbezug weiterer Behörden statt.In Herford kontrolliert das Ordnungsamt alle Spielhallen mindestens ein mal im Jahr, heißt es von der Stadt. Für Gaststätten, von denen man wisse, dass sie Automaten aufgestellt haben, gelte das gleiche Prinzip. Aufgrund von eingehenden Hinweisen werden auch andere Objekte kontrolliert. "Werden dort illegale Geldspielgeräte gefunden, werden diese versiegelt und müssen von der Polizei sichergestellt werden", so eine Sprecherin der Stadt Herford. Illegale Geldspielgeräte erkenne man zunächst daran, dass diese kein Zulassungszeichen haben oder dieses abgelaufen ist.Ebenfalls identifizieren könne man die illegalen Automaten an einer fehlenden Prüfplakette. Auch bei einer technischen Kontrolle fallen die Geräte auf, erklärt ein Sprecher des Ordnungsamtes Bielefeld. Ein Indiz sei zudem, wenn Aufklärungsmaterial fehlt. Denn: Wer Glücksspiel betreibt, muss auch vor möglichen Folgen wie Spielsucht warnen. "In Spielhallen liegen solche Broschüren in der Regel aus", so der Sprecher. Weniger präsent seien diese aber in "Hinterzimmern" oder Shisha-Bars.Besser geschultes Personal notwendig Jürgen Trümper fordert im Zuge seiner Studie, den Kampf gegen illegale Automaten zu verstärken. Dazu müssten auch Polizei und Mitarbeiter der Ordnungsbehörden besser geschult werden, um die Geräte zu erkennen. Von der Polizei in Gütersloh und Paderborn heißt es, beim Entlarven illegaler Geldautomaten arbeite man auch mit Spezialisten des Landeskriminalamts (LKA) und mit den Finanzbehörden zusammen. In einigen Kreise setzen die Behörden auch auf regelmäßige Schulungen.

Meistgelesen