Essen/Bielefeld. Nach einem Abflauen des Windes am Sonntagabend wird es in Nordrhein-Westfalen schon am Montag erneut stürmisch. „Es steht direkt das nächste Windfeld vor der Tür“, sagte eine Meteorologin des Deutschen Wetterdienstes (DWD).
Für Ostwestfalen-Lippe gab der DWD für Montag eine amtliche Warnung vor Sturmböen heraus. In Teilen der Kreise Paderborn, Gütersloh und Höxter seien demnach ab circa 8 Uhr bis zum Abend Sturmböen mit Geschwindigkeiten zwischen 60 km/h und 85 km/h möglich. Für den Rest von OWL warnte der Wetterdienst vor Windböen. Dazu könne es örtlich schneien und - vor allem in den Morgenstunden - glatt sein.
Schulbus rutscht in Leitplanke
Während es in tieferen Lagen am Montagmorgen in NRW häufig regnet, schneit es im Sauerland. Bis zu 20 Zentimeter Neuschnee könnte es dort geben, hatte der DWD angekündigt. Bis zum Montagmittag blieb es bei Unfällen überwiegend bei Sach- und Blechschäden. Autos seien gegen Leitplanken oder in Straßengräben gerutscht, Lastwagen standen auf glatten Straßen quer. „Alles ist aber überwiegend glimpflich verlaufen. Die Verkehrslage ist bisher recht übersichtlich“, sagte ein Polizeisprecher im Sauerland. Ein Auto habe sich überschlagen, dabei sei ein Mann verletzt worden.
Im oberbergischen Reichshof rutschte am Montagmorgen gegen 7.30 Uhr ein Schulbus auf schneeglatter Straße in eine Leitplanke. Dabei sei ein Mädchen leicht verletzt worden und vorsorglich ins Krankenhaus gekommen, berichtete eine Polizeisprecherin aus Gummersbach. 45 Kinder wurden von Rettungskräften über Seitenscheiben aus dem Bus geholt. Da die Unfallstelle zwischen Oberagger und Müllerheide nicht weit von der Schule entfernt war, konnten die Kinder den restlichen Weg dahin zu Fuß zurücklegen.
Am Montagabend dreht der Wind nach Angaben des DWD von Westen auf nordwestliche Richtung und lässt schließlich nach. Allerdings frische er bereits am Dienstag wieder auf, so die Meteorologin.
Die Temperaturen liegen am Montag in NRW zwischen drei und sieben Grad. In höheren Lagen sollen die Temperaturen im Minus-Bereich bleiben. Am Mittwoch soll der Wind nachlassen, außerdem steigen die
Temperaturen. Im Rheinland könne es bis zu 10 Grad geben. Auch in höheren Gebieten soll es nach Angaben des DWD dann regnen.
"Nadia" richtet schwere Schäden an - Todesopfer
Erst am Wochenende war das Sturmtief „Nadia“ über Nord- und Ostdeutschland hinweggefegt und richtete schwere Schäden an. Im brandenburgischen Beelitz kam ein Fußgänger ums Leben, weil ein Wahlplakat umgeweht wurde und auf ihn stürzte. In Bremen erlitt ein Mensch in einem Park schwere Verletzungen, als ein Baum auf ihn fiel, und in Mecklenburg-Vorpommern verunglückte ein 16-Jähriger: Er fuhr mit seinem Motorrad gegen einen umgestürzten Baum und wurde schwer verletzt.
Die höchste Windgeschwindigkeit wurde nach Angaben des DWD vom Sonntagmorgen auf der Hallig Hooge in Nordfriesland mit 127 km/h gemessen. Eine schwere Sturmflut setzte den Fischmarkt im Hamburger Stadtteil Altona vorübergehend unter Wasser, auch an anderen Küstenabschnitten gab es Sturmfluten. Vor allem in Norddeutschland fielen einzelne Züge aus.
Auch in den Nachbarländern forderte das Sturmtief Todesopfer: In Nordpolen starb ein 27-Jähriger, als ein Baum auf sein Auto stürzte, in Tschechien starb ein Arbeiter, als nahe Prag eine fünf Meter hohe Mauer in einem Industriegebiet durch den Wind einstürzte und ihn verschüttete.
Stürmische Böen bis Dienstag in OWL
Bis Dienstagmorgen sei vor allem in den höheren Berglagen mit weiteren Schneefällen, Schneeregen und entsprechender Glätte zu rechnen, sagte eine Meteorologin des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am Montagmittag.
Dazu bleibt es laut DWD vor allem im Bergland windig. Es gebe auch Richtung Ostwestfalen starke, teils sogar stürmische Böen zwischen 55 und 70 Kilometern pro Stunde. In den Kammlagen könnten einzelne Sturmböen mit 80 Kilometern pro Stunde auftreten, so die Meteorologin weiter.
Zudem besteht laut DWD in den Hochlagen die Gefahr von Schneeverwehungen. Die Höchsttemperaturen liegen am Dienstag zwischen null Grad und sechs Grad am Niederrhein, am Mittwoch dürften die Temperaturen leicht steigen. In den Alpen, wo insgesamt bis ein Meter Neuschnee fällt, steige die Lawinengefahr deutlich. In tieferen Lagen könne es durch überfrierende Nässe glatt werden.
Versicherte Schäden bis zu 150 Millionen Euro
Sturmtief „Nadia“ hat in Deutschland nach Schätzung von Experten versicherte Schäden in Höhe von etwa 150 Millionen Euro angerichtet. Damit sei der Sturm ein kleines Unwetterereignis und nicht zu vergleichen etwa mit den Zerstörungen durch Sturmtief „Bernd“ vom Juli 2021, teilte der Versicherungsmakler Aon am Montag auf Basis erster Schätzungen in Hamburg mit.
Auch im Vergleich zu anderen schweren Winterstürmen fielen die Schäden demnach gering aus: Dem deutschen Versichererverband GDV zufolge hatte „Friederike“ im Januar 2018 hierzulande versicherte Schäden von rund 900 Millionen Euro angerichtet. Die Zerstörungen durch Sturmtief „Kyrill“ kosteten die Versicherungsbranche 2007 sogar mehr als 2 Milliarden Euro.
(anwi/jes/dpa)