Ein romantischer Spaziergang auf dem Liebesweg

Bad Oeynhausen. Die Entscheidung fällt sehr schnell: &bdquo;Liebesweg! Da müssen wir hin, Schatz!", ruft meine Frau, als sie – noch aus dem Auto heraus – den Namen des Feldwegs liest, der sich da so verheißungsvoll in Richtung Wald schlängelt. Ein gewisser ironischer Unterton ist kaum zu überhören. Und trotzdem: Nachdem wir die Kinder am Parkplatz mit Getränken und Sonnencreme versorgt haben, schlagen wir tatsächlich den Liebesweg ein. Bergkirchen. Wenn mich einer gefragt hätte, ob das noch zu Bad Oeynhausen gehört, hätte ich kurz gezögert. Und womöglich mit "nein” geantwortet. Aber es ist so: Bergkirchen gehört zu Volmerdingsen und Wulferdingsen und liegt auf dem Kamm des Wiehengebirges, an der Grenze zur Gemeinde Hille. Und das wahrscheinlich schon seit 1.200 Jahren, wie eine kurze Recherche auf Wikipedia verrät. Schon im Jahr 799 sei hier anlässlich der Septemberreise des Papstes Leo III. eine Holzkirche errichtet und geweiht worden. &bdquo;Wölfe? Papa ich möchte auf deine Schultern!" Holzkirchen und Päpste interessieren unsere knapp vierjährige Tochter herzlich wenig – sie will laufen. Und das kann sie auf dem Feldweg mit dem vielversprechenden Namen ganz vorzüglich. Der Anstieg verläuft zu Beginn ein wenig steil, aber ein wirkliches Problem ist das auch für kleine Kinder nicht. Und der Ausblick entschädigt ohnehin für alles. &bdquo;Guck mal Papa, von hier kann ich ja fast die ganze Welt sehen", ruft die Tochter einigermaßen euphorisch und breitet unter einem weißblauen Himmel die Arme aus. Über ein Gerstenfeld schweift der Blick tatsächlich sehr weit ins Ravensberger Land. Zum Verlieben. Dann geht’s in den Wald – für die Tochter nicht weniger interessant. Unterm dunklen Blätterdach wird’s sofort kühler. Während sich die ganz Kleine im Kinderwagen für ein kurzes Nickerchen entscheidet, schaut die Große den Hang hinauf in die dicht an dicht stehenden Rotbuchen. &bdquo;Gibt’s hier Rehe?", fragt sie. &bdquo;Klar", antworte ich. &bdquo;Und Wildschweine." Die Große ist angemessen beeindruckt. &bdquo;Wölfe auch?", will sie wissen. &bdquo;Der ein oder andere kommt hier bestimmt mal vorbei", antworte ich, um einen Spannungsabfall zu verhindern. Das Ergebnis: &bdquo;Papa, ich möchte auf deine Schultern!" Zwei Minuten später ist sie wieder zu Fuß unterwegs. Verlaufen können wir uns nicht, es geht immer nur geradeaus. Durch die Bäume hindurch können wir immer wieder ins Flachland schauen. Im Wald singen die Vögel. &bdquo;Der Motorradlärm ist aber nicht so schön", findet meine Frau. Wo sie recht hat, hat sie recht: Unten auf der Volmerdingsener Straße sind tatsächlich ziemlich viele Sonntagsfahrer unterwegs. Doch je weiter wir den Liebesweg hinaufgehen, desto weiter ist die Hauptstraße entfernt – und desto weniger hören wir von den Motorrädern. Kleines Picknick unter Rotbuchen &bdquo;Hier ist doch ein schönes Plätzchen für ein Picknick", findet meine Frau ein paar hundert Meter weiter und weist auf eine im Schatten stehende Holzbank am Wegesrand. Von der Straße ist hier wirklich gar nichts mehr zu hören. Direkt gegenüber liegt eine Lichtung, über die wir ins Flachland schauen können. Flugs sind ein paar Melonenstücke aus dem mitgebrachten Korb gezaubert. Die Große hält es trotzdem nur ein paar Minuten im Sitzen aus, dann verschwindet sie in dem Tipi aus toten Ästen, das jemand nur einen Steinwurf entfernt im Wald errichtet hat. Ein älteres Ehepaar kommt des Weges, eine Tüte voller Pilze in der Hand. &bdquo;Fürs Abendbrot wird es reichen", sagt der Mann und freut sich über die fast Einjährige im Kinderwagen, die mittlerweile wieder wach ist und an einer Reiswaffel knabbert. Man kommt ins Gespräch. &bdquo;Soll ich vielleicht ein Foto von allen machen?", fragt der Mann zum Abschied. Klar, warum nicht? Als Erinnerung an einen kleinen Familienausflug an den Ort, der vorher noch ein weißer Fleck auf der persönlichen Landkarte war. Anreise: Bergkirchen ist am besten mit dem privaten Pkw über die Volmerdingsener Straße zu erreichen. Direkt am Ortseingang geht es rechts in die Straße "Auf dem Berg”, dort liegt der "Wanderparkplatz Bergkirchen”. Der "Einstieg” in den Liebesweg ist von dort kaum 50 Meter entfernt.

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