Rückepferd im Wald: Herforder Forstbetrieb setzt auf traditionelles Handwerk

Herford. Für den Laien mag der Einsatz von Arbeitspferden wie aus der Zeit gefallen vorkommen. Doch es gibt immer wieder Aufgaben, bei denen das Tier einen großen Vorteil gegenüber Maschinen hat. So auch aktuell in einem kleinen Waldstück südlich von Herford zwischen der B61 und der Hillewalser Straße. Hier verrichtet Guinness, ein Kaltblüter, seit dieser Woche seine Arbeit. Diese besteht darin, bereits gefällte Baumstämme aus dem Waldstück zum nahe gelegenen Feldweg zu transportieren, damit sie später, dann unter dem Einsatz von Maschinen, auf Lkws geladen werden können. &bdquo;Bis vor Kurzem wurden in dem Waldstück Rodungsarbeiten durchgeführt“, sagt Ralf Seipp. Der Revierförster ist Mitarbeiter des Regionalforstamtes Ostwestfalen-Lippe und betreut mit seinen Kolleginnen und Kollegen eine Waldfläche von rund 1.545 Hektar. Er ist für die Instandhaltung und Pflege der Waldflächen von rund 470 Besitzern verantwortlich. In der kleinen Waldfläche, die sich auf ungefähr 300 Meter Länge erstreckt, &bdquo;wachsen viele verschiedene Baumsorten“, sagt Seipp. Von der Rotbuche bis zur Fichte sei alles vertreten. &bdquo;Es handelt sich hier um einen kleinen Mischwald, der gegenüber Monokulturen widerstandsfähiger ist“, sagt der Forstexperte. Die nun abgeschlossenen Rodungsarbeiten dienten der jährlichen Pflege und Holzgewinnung, und seien keine Maßnahmen gegen beschädigtes Gehölz. &bdquo;Für den Transport der gefällten Baumstämme durch den Wald haben wir uns für Pferde entschieden“, sagt Seipp. Das sei viel schonender für den Waldboden, der ansonsten beim Einsatz von schwerem Gerät nur unnötig verdichtet würde. &bdquo;Außerdem entgeht man so der Gefahr, durch den Einsatz von Maschinen beim Abtransport den restlichen Wald zu beschädigen“, erklärt der Förster. Zwei Jahre dauert die Ausbildung zum Rückepferd Und diesen Abtransport erledigen in den nächsten vier Tagen Bernd Lange, seine Tochter Jasmin Redeker und die Kaltblut-Stute Guinness. Das rund dreiviertel Tonnen schwere Tier zieht die bis zu 300 Kilogramm schweren Baumstämme mit Leichtigkeit durch den Wald. Guinness ist ein sogenanntes Rückepferd. Mit ihm lassen Bernd Lange und seine Tochter eine alte Tradition des Abtransports von Holz – Methode des Holzrückens bis zum nächsten Forstweg – aufleben. Lesen Sie auch: Forstarbeit in Oerlinghausen: Wichtel und Guinness rücken Holz Doch nicht nur Guinness gehört zur &bdquo;Flotte“ der Rückepferde, die Bernd Lange und seine Tochter in ihrem Betrieb aus Bad Oeynhausen einsetzen. &bdquo;Wir haben noch zwei weitere Kaltblüter“, sagt Jasmin Redeker. Vor über zwölf Jahren habe ihr Vater die bis dahin erfolgreiche Schafzucht ein- und auf das Trainieren und Arbeiten mit Rückepferden umgestellt, verrät die gelernte Tierarzthelferin. &bdquo;Ich mache die Arbeiten mit den Pferden nur nebenbei“, sagt sie. &bdquo;Mein Vater betreibt es hauptberuflich.“ Video zum Thema: &bdquo;Guinness ist jetzt elf Jahre alt“, sagt Redeker, und es habe rund zwei Jahre gedauert, bis die aus Frankreich stammende Stute der Rasse Comtios fertig ausgebildet war. Die Ausbildung zum Rückepferd übernehmen Vater und Tochter gemeinsam. Pferde sind Fluchttiere und müssten sich zunächst daran gewöhnen, dass hinter ihnen Lasten angehängt werden. Für die Arbeiten im Wald sei vor allem eines wichtig: Ruhe. Und die bringt Guinness mit. Seelenruhig lässt sie sich durch die verschiedenen Wort-Kommandos bewegen. Nachdem Lange und Redecker einen Stamm am Kettengeschirr befestigt haben, geht es auch schon auf Kommando durch den Wald zur Sammelstelle für das Holz. Das Tier darf nicht überfordert werden &bdquo;Maximal sechs Stunden am Tag zieht Guinness die Stämme durch den Wald“, sagt Jasmin Redeker. Zwischendurch bekommt die Stute eine Pause von einer Stunde. &bdquo;Es ist wichtig, dass das Tier nicht überfordert und überreizt wird.“ Denn die Arbeit sei auch anstrengend. Schließlich müsse Guinness die Baumstämme mit dem umgehängten Pferdegeschirr durch die Schulterkraft bewegen. Noch ungefähr neun Jahre wird Guinness als Arbeitskraft eingesetzt. Dann darf sie in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Bis es so weit ist, wird sie noch im Zeitraum von November bis Februar als Rückepferd in verschiedenen Wäldern der Region tätig sein. &bdquo;Außerhalb dieses Zeitraumes wird Guinness als Kutschpferd eingesetzt“, sagt Jasmin Redeker. Es sei wichtig, dass die Tiere ganzjährig fit gehalten würden, um einsatzfähig zu bleiben. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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