Erste Mediziner in OWL stellen Corona-Schutzimpfungen ein

Kirchlengern/Düsseldorf. Während die Regierungen von Bund und Ländern seit Wochen bejubeln, dass dank der Hausärzte endlich der Impfturbo gezündet werden konnte, sorgt ihre Verteilung und der Einsatz der Corona-Impfstoffe im Praxisalltag für das genaue Gegenteil. In OWL müssen erste Mediziner die Corona-Schutzimpfungen in ihren Praxen wieder einstellen. Zum einen, weil sie nur so viel Impfstoff von Biontech erhalten, um die Zweitimpfungen ihrer Patienten abdecken zu können. Zum anderen, weil über 60-Jährige den Impfstoff von Astrazeneca ablehnen. Allgemeinmediziner Peter Weitkamp aus Kirchlengern (Kreis Herford) zeigt, welche Folgen das für seine Patienten, seine Hausarztpraxis und den gesamten Impfprozess in NRW hat. &bdquo;In dieser Woche erhalte ich bis zu 36 Impfstoff-Dosen von Biontech. Wie viele es genau sind, erfahre ich erst kurz vor der Lieferung. Da ich für die Zweitimpfungen meiner Patienten aber bereits 30 Impfdosen benötige und mit weniger als 36 Impfdosen in der neuen Lieferung rechne, kann ich keine weiteren Patienten für eine Erstimpfung einladen", erklärt Weitkamp. &bdquo;Mir bleibt also gar nichts anderes übrig, als die Erstimpfungen meiner Patienten einzustellen. Denn auch in der kommenden Woche kann ich lediglich mit bis zu 36 Impfstoff-Dosen von Biontech rechnen." &bdquo;Astrazeneca gilt als Impfstoff zweiter Klasse" Deutlich größere Impfstoff-Mengen können niedergelassene Mediziner aktuell vom Hersteller Astrazeneca bei Apotheken bestellen. Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) können Ärzte in dieser Woche 50 Impfdosen von Astrazeneca ordern und ab der kommenden Woche sogar unbegrenzte Mengen. Das Problem: Ärzte werden den Impfstoff nicht los und dürfen ihn in NRW nur an Patienten über 60 Jahre verimpfen. Möglich sind nach Angaben des NRW-Gesundheitsministeriums nach individueller Risikoanalyse zwar auch Impfungen von unter 60-Jährigen entgegen der Empfehlung der Ständigen Impfkommission. Doch Mediziner befürchten im Fall von Nebenwirkungen Klagen, da NRW den Impfstoff im Gegensatz zu Berlin und anderen Bundesländern noch nicht für alle Altersgruppen freigegeben hat. &bdquo;Der Impfstoff hat ein schlechtes Image und viele Menschen informieren sich nicht seriös. Dagegen helfen weder sachliche Argumente, noch Hinweise auf meiner Homepage auf die Sicherheitsberichte des Paul-Ehrlich-Instituts", moniert Weitkamp. &bdquo;Obwohl Covid-19 eine deutlich größere Gesundheitsgefährdung ist und auch bei den anderen Impfstoffen in sehr seltenen Fällen Nebenwirkungen auftreten können, gilt Astrazeneca als Impfstoff zweiter Klasse, mitunter sogar als gefährlich." &bdquo;Die Alten können zulasten der Jungen Impfangebote beim Hausarzt ablehnen" Die Folge: Viele über 60-Jährige lehnen den Impfstoff ab und die Vakzine drohen in den Kühlschränken der Arztpraxen zu verderben. &bdquo;In der vergangenen Woche haben zwei Patienten kurz vor der Impfung die Praxis verlassen, weil sie nicht mit Astrazeneca geimpft werden wollten." Um seine restlichen Dosen los zu werden, schaltet Weitkamp am Wochenende eine Anzeige im Online-Portal Ebay Kleinanzeigen. &bdquo;Anders werde ich den Impfstoff nicht los." Der Allgemeinmediziner kritisiert das Verhalten der vielen wählerischen über 60-Jährigen als unsolidarisch. &bdquo;Die Alten können zulasten der Jungen Impfangebote beim Hausarzt ablehnen und einfach einen Termin im Impfzentrum buchen, weil sie wissen, dass dort überwiegend Biontech verimpft wird. Das ist ein Skandal." Weitkamp moniert, dass über 60-Jährige nicht überall verpflichtend mit Astrazenca geimpft werden. &bdquo;Für die über 60-Jährgen ist genug Impfstoff von Astrazeneca vorhanden, stattdessen nehmen sie den Jungen den Impfstoff von Biontech weg und nehmen damit in Kauf, dass sich weiterhin Menschen infizieren und schwer erkranken. Wer immer für die Regelung verantwortlich ist, setzt das Leben von Menschen aufs Spiel, da der Impfstoff von Astrazeneca nicht verimpft wird." Aus diesem Grund setzt sich auch die KVWL gegen die ungleiche Verteilung von Impfstoffen zwischen Impfzentren und Arztpraxen ein. &bdquo;Astrazeneca sollte vorrangig an älteren Menschen verimpft werden, auch in den Impfzentren. Gerade in den Arztpraxen werden jüngere Menschen erreicht und geimpft, bald wahrscheinlich bis zu Kindern über zwölf Jahre. Dafür muss mehr Impfstoff von Biontech und Moderna in die Praxen", erklärt Sprecher Andreas Daniel. !function(){"use strict";window.addEventListener("message",(function(a){if(void 0!==a.data["datawrapper-height"])for(var e in a.data["datawrapper-height"]){var t=document.getElementById("datawrapper-chart-"+e)||document.querySelector("iframe[src*='"+e+"']");t&&(t.style.height=a.data["datawrapper-height"][e]+"px")}}))}();

Meistgelesen