Strafe für verpasste Arzttermine: Das sagen Höxteraner Ärzte zu der Thematik

Kreis Höxter. Das Problem kennt wohl jeder: monatelanges Warten auf den nächsten Arzttermin. Besonders Facharzttermine sind immer wieder Mangelware. Mit einem besonders ärgerlichen Problem sind viele Ärzte regelmäßig konfrontiert. Patienten erscheinen nicht zu ihrem Termin und geben auch nicht Bescheid, dass sie es nicht schaffen. Die Folge: Termine verfallen und die Wartezeit anderer Patienten ist länger als nötig. Daher fordern Ärzte immer wieder ein sogenanntes Ausfallhonorar. Patienten sollen Strafe zahlen, wenn sie ihre Termine versäumen. Bundesweit werden etwa 10 bis 20 Prozent der vereinbarten Arzttermine von Patienten nicht rechtzeitig abgesagt, teilt die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) mit. Bei zentralen Telefonvergaben seien es etwa 30 Prozent. &bdquo;Kritisch sind versäumte Termine vor allem, wenn es um ambulante Operationen oder Untersuchungen geht, für die Geräte und Personal vorbereitet werden. Hier entsteht den Praxen unter Umständen ein echter wirtschaftlicher Schaden“, heißt es von der KVWL. Auch Arztpraxen im Kreis Höxter verhängen bereits Gebühren, wenn Termine von Patienten nicht abgesagt werden. So zum Beispiel auch eine Frauenarztpraxis im Kreis. &bdquo;Bei uns ist es immer wieder ein Problem, wenn Patientinnen ihre Termine versäumen“, sagt eine Mitarbeiterin einer Frauenarztpraxis. &bdquo;Wir verhängen seit etwa einem halben Jahr eine Gebühr von 25 Euro.“ Dort zahlen Patientinnen also drauf, wenn sie ihren Termin vergessen. Im Voraus werden die Patientinnen dieser Praxis schriftlich über das Ausfallhonorar informiert. Versäumte Facharzt-Termine sind Problem im Kreis Höxter Andere Praxen wie die Hals-Nasen-Ohren-Praxis Eckhardt in Höxter oder auch die Kinderarztpraxis Palm in Brakel erheben bislang keine Gebühren. Aber auch in diesen Praxen komme es immer wieder vor, dass Patienten ihre Termine nicht absagen. Gebühren wollen die beiden Praxen aber nicht erheben. Auch weil dies zusätzlichen bürokratischen Aufwand bedeuten würde. Lesen Sie auch: Streit um Strafgebühr für versäumte Arzttermine Patientenschützer kritisieren diese Gebühren immer wieder. Sie warnen vor allem davor, dass die Ausfallgebühren eher ein Weg seien, den Patienten Geld aus der Tasche zu nehmen. &bdquo;Sollten die Gebühren flächendeckend umgesetzt werden, müssen Gegenmaßnahmen ergriffen werden“, sagt Eugen Brysch, Vorstandsmitglied der Stiftung Patientenschutz. Im Gegenzug fordert er, dass auch Ärzte eine Strafe an den betroffenen Patienten zahlen müssten, wenn Termine von ärztlicher Seite kurzfristig absagen. Gesundheitsnetz im Kreis Höxter ist für Gebühren Anders sehen das die Ärzte selbst. &bdquo;Man muss das Thema auf jeden Fall differenziert betrachten“, sagt der Beverungener Allgemeinmediziner Matthias Rose, der im Vorstand des Gesundheitsnetzes im Kreis Höxter ist. Besonders bei Fachärzten sei das Problem deutlich größer als bei Hausärzten. &bdquo;Wir Hausärzte haben deutlich mehr akute und spontane Patientinnen und Patienten, da lassen sich versäumte Termine besser ausgleichen als bei den Fachärzten. Dennoch ist es ärgerlich, wenn unentschuldigt Termine versäumt werden“, sagt er. Fachärzte können aber meist nicht so spontan reagieren wie Allgemeinmediziner. Lesen Sie weiter: Vier Tipps für zeitnahe Arzttermine Es sind vor allem die zeitintensiven und technisch anspruchsvollen Termine, die für Arztpraxen bei einem Versäumen problematisch seien. Denn anders als bei Hausärzten werde in Facharztpraxen mehr Zeit für einen einzelnen Termin eingeplant. Dort gibt es oft aufwendigere Untersuchungen mit speziellen Geräten. Das Ausfallhonorar soll die Patientinnen und Patienten sensibilisieren. Um Geld gehe es den Ärzten laut Rose dabei nicht. &bdquo;Es geht vielmehr darum, dass die Patienten auch verstehen, wie wertvoll ein solcher Termin ist“, sagt Rose weiter. Oft sind die Fachärzte monatelang ausgebucht. &bdquo;Andere warten ein halbes Jahr lang auf ihre Termine, wenn dann jemand seinen Termin nicht wahrnimmt, wird die Wartezeit natürlich länger“, sagt er. Denn erscheint ein Patient nicht, ohne vorher in der Praxis Bescheid zu geben, verfällt der Termin. Verlangt der Patient dann einen neuen Termin, so verlängert sich auch für andere Patienten die Wartezeit auf einen Termin. &bdquo;Dann ist es nicht nur ärgerlich, sondern auch unfair, wenn Termine einfach versäumt werden“, fügt Rose hinzu. Wartezeiten beim Arzt sind großes Problem Der Spitzenverband Bund der Krankenkassen (GKV-Spitzenverband) sieht aber eher die langen Wartezeiten in den Wartezimmern als großes Problem. &bdquo;Die Alltagserfahrung sind doch vielmehr volle Wartezimmer, in denen trotz eines Termins lange gewartet werden muss“, teilt Janka Hegemeister vom GKV-Spitzenverband mit. Erscheint ein Patient nicht zu seinem Termin, wird ein wartender Patient vorgezogen. &bdquo;Die Praxen zahlen den Patientinnen und Patienten ja auch kein Warte-Honorar, wenn Sie trotz vereinbarten Terminen längere Zeit in den Wartezimmern verbringen“, sagt Hegemeister weiter. Vielmehr fordert der Verband eine Debatte um eine bessere Patientensteuerung, als Gebühren zu erheben. Auch für den Allgemeinmediziner Rose sind Wartezeiten ein großes Problem. &bdquo;Es muss eine stärkere Steuerung geben, wenn es um Facharzttermine geht“, sagt er. Nur so können unnötige oder sogar sinnlose Facharztbesuche mit Doppelt- und Dreifachabklärungen vermieden werden. Rose sieht die Entlastung des Gesundheitssystems und so auch eine kürzere Wartezeit auf Termine vor allem als Aufgabe der Politik an. &bdquo;Durch eine bessere Steuerung verbessert sich vor allem auch die Patientenversorgung“, sagt er.

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