Corona-Vorgaben

Elternverband über NRW-Schulpolitik: "Haben Angst um unsere Kinder"

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann verteidigt die Schulöffnungen in Nordrhein-Westfalen.

Karl-Josef Laumann (CDU), Gesundheitsminister von Nordrhein-Westfalen. | © picture alliance/dpa/dpa-POOL

17.03.2021 | 17.03.2021, 13:59

Düsseldorf (dpa). NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hat die Entscheidung des Landes verteidigt, an den Schulöffnungen festzuhalten. Der Grundsatz laute, dass Unterricht in den Klassenräumen in Präsenz stattfinden solle, soweit das vertretbar sei, sagte der CDU-Politiker am Mittwoch im WDR-Morgenecho.

Viele Kinder und Jugendliche seien seit Dezember nicht mehr in den Schulen gewesen. Die zumindest tageweise Rückkehr in den Präsenzunterricht für alle Jahrgänge seit diesem Montag im Wechselmodus bleibe richtig. Präsenzunterricht sei aber "natürlich keine Ideologie".

Kritik an Stadt Dortmund

Erneut kritisierte Laumann die Stadt Dortmund, die - ebenso wie Duisburg - ihre Schulen sofort schließen wollte. Das Land hatte das am Dienstag abgelehnt. Erst bei einer Wocheninzidenz - Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen 7 Tagen - von über 100 werde eine Verschärfung der Maßnahmen geprüft, stellte der Minister im WDR klar. Dortmund habe am Dienstag bei einem Wert von 72 gelegen und zudem kein „Gesamtkonzept" eingereicht.

Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal kritisierte das Festhalten des Landes an der Rückkehr aller Jahrgänge an die Schulen als zu riskant . Die Ausgabe des Astrazeneca-Impfstoffs zu stoppen und gleichzeitig die Schulen zu öffnen, sei „nicht nachvollziehbar", sagte der SPD-Politiker im WDR-Morgenecho. Die ansteckendere B.1.1.7-Variante des Coronavirus habe das Ruder im Infektionsgeschehen übernommen. „Wir sehen jetzt: Kinder sind das größte Ansteckungsrisiko", sagte Westphal.

Mit Blick auf den vorläufigen Astrazeneca-Impfstopp und auf Kritik am Verlauf der Corona-Tests räumte Laumann ein, es laufe zwar „nicht alles rund". Es seien aber binnen einer Woche 1.700 öffentliche Teststellen aus dem Boden gestampft worden. Die Gesundheitsämter seien bei der digitalen Kontaktnachverfolgung besser geworden. „Das Gesamtkonzept fluppt doch."

Elternverband: Landesregierung bei Schulen ohne Plan

Die Landeselternschaft warf der NRW-Regierung derweil Planlosigkeit bei der Schulpolitik in der Pandemie vor. Nach zwölf Monaten sei fraglich, was im Schulministerium „in der Zeit passiert ist", beklagte der stellvertretende Vorsitzende des NRW-Verbands, Dieter Cohnen, am Mittwoch im ARD-„Morgenmagazin". Dort habe niemand „wirklich einen vernünftigen Plan". Nur ein „paar Tests, die freiwillig sind, deren Wirksamkeit, deren Menge und Anzahl durchaus fragwürdig ist", reichten nicht aus.

Damit spielte Cohnen auf die bis zu den Osterferien angekündigten 1,8 Millionen Selbsttests an, die seit Dienstag an die weiterführenden Schulen ausgegeben werden. Schüler können sich - einmal pro Kopf bis 26. März vor Ferienbeginn - freiwillig unter Aufsicht des Schulpersonal auf das Coronavirus testen. Die Schulöffnungen - seit Montag findet Präsenzunterricht mit verkleinerten Klassen im Wechselmodus für alle Jahrgänge statt - nannte Cohnen einen „Ritt auf der Rasierklinge". Und: „Wir haben Angst um unsere Kinder."

Der Verbands-Vize moniert zudem: „Wenn Konzepte anderswo gemacht worden sind, sind sie ganz schnell verboten worden." Die Ministerien bremsten aus, „obwohl sie gleichzeitig die Verantwortung in die Schulen hineintragen". Lehrer und die Schüler müssten die Folgen ausbaden. „Wir wollen, dass die Kinder in die Schulen zurückkehren, aber nicht um jeden Preis."