Polizei verzichtet auf "Grenzkontrollen" an den Gütersloher Kreisgrenzen

Gütersloh. Grenzkontrollen wird es nicht geben. Wenigstens das ist klar, nachdem der Ministerpräsident den regionalen Lockdown für den Kreis Gütersloh verkündet hat. Keine Polizeiposten, die an der B 61 Autofahrer mit Gütersloher Kennzeichen daran hindern, weiter nach Bielefeld zu fahren. Und niemand, der Menschen mit anderen Kennzeichen davon abhält, in den Kreis Gütersloh zu rollen. Kreissprecher Jan Focken kann mit solchen Kontroll-Szenarien ohnehin rein gar nichts anfangen. "Es gibt keine Bewegungsbeschränkungen", erinnert er. Die Menschen dürfen sich wie eh und je in den Kreis und auch wieder hinausbewegen - allerdings müssen sie sich, wenn sie dann im Kreis Gütersloh sind, eben an die Vorschriften des Lockdowns halten. Und das dann unabhängig davon, ob sie im Kreis Gütersloh zu Hause sind oder zum Beispiel als Berufspendler zu Bertelsmann, Miele oder Claas gekommen sind. Polizei ist mit "ausreichenden Einsatzkräften" unterwegs Die Polizei steht zwar nicht an den Kreisgrenzen, sie kontrolliert allerdings in Zusammenarbeit mit den Ordnungsämtern, dass die verschärften Hygiene-Regeln eingehalten werden. "Wir sind mit ausreichenden Einsatzkräften vor Ort", erklärt ein Sprecher der Polizei Bielefeld. Die Bielefelder sind es, die hier im Amtshilfeverfahren die Aufgaben koordinieren. Ministerpräsident Armin Laschet hatte schon am Sonntag angekündigt, er werde drei zusätzliche Hundertschaften der Polizei in den Kreis Gütersloh beordern. Von den Ordnungshütern ist Fingerspitzengefühl verlangt. Was passiert zum Beispiel, wenn ein offensichtlich auswärtiger Familien-Van mit sieben Personen durch den Kreis Gütersloh fährt? Die Abstandsregeln wären dann nicht eingehalten. Der Polizeisprecher formuliert es diplomatisch: "Man wird sicherlich eine praktikable Lösung finden. Es geht nicht darum, die Leute zu schikanieren." Eine Regelung, dass Menschen auf der Durchreise nicht in Gütersloh stoppen dürfen, werde es ohnehin nicht geben. Kostenloser Corona-Test für Pendler und Einheimische Ganz egal ob Pendler oder ständiger Einwohner - das Angebot für einen kostenlosen Corona-Test gilt für beide. Nach dem Corona-Ausbruch bei Tönnies wird flächendeckend getestet - unabhängig davon, ob die Person Symptome für eine Infektion habe oder nicht. Am Carl-Miele-Berufskolleg hat die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) ein Testzentrum eingerichtet. Groß ist die Sorge, dass dieses Zentrum nun überrannt werden könnte, sagt KVWL-Sprecherin Heike Achtermann. Sie bittet die Gütersloher, nicht gleich am ersten Tag loszustürmen, sondern sich im Zweifel noch ein paar Tage zu gedulden. Eine Alternative sei auch der Gang zu Hausarzt. "Auch dort kann man sich testen lassen", sagt Achtermann. Anders als zu Beginn der ersten Welle sei dies auch unproblematisch, weil die Ärzte inzwischen ausreichend mit Schutzmaterial ausgestattet seien. Aber auch für die niedergelassenen Ärzte sei die Situation natürlich eine immense Belastung. Abgerechnet werden die Tests intern zunächst mit dem Kreis. Der werde sich dann mit dem Tönnies-Konzern auseinandersetzen. Konzern-Chef Clemens Tönnies hatte am Samstag versichert, das Unternehmen werde die Kosten übernehmen. Gütersloher nicht unter Generalverdacht stellen Ministerpräsident Armin Laschet warnte erneut davor, die Einwohner des Kreises Gütersloh zu stigmatisieren. Man dürfe sie nicht unter "Pauschalverdacht" stellen. Sie seien nicht Schuld am Corona-Ausbruch in ihrem Heimatkreis. Der regionale Lockdown bis zum Monatsende sei gerechtfertigt,sagt der Ministerpräsident. "Wir machen das aus Vorsicht. Ich bin sicher, dass wir am 30. Juni mehr wissen", erklärt Laschet. "Die Alternative wäre gewesen, deutschlandweit zu agieren."

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