Ob Dürre oder Platzregen - das Wetter bereitet Probleme

Bielefeld. Das Jahr 2020 ist noch nicht sonderlich alt, und doch wird es den meisten Menschen in Ostwestfalen-Lippe in besonderer Erinnerung bleiben. Das liegt in erster Linie an einem Virus, dessen Name mit &bdquo;C" anfängt und mit &bdquo;A" aufhört. Doch auch ein anderes Phänomen sorgt für Gesprächsstoff und reichlich Sorgen: das Wetter. Gibt es das dritte Dürrejahr in Folge, auch wenn uns in diesen Tagen ein paar Gewitter und Schauer ins Haus stehen? Und wenn ja, was bedeutet das für uns alle? Diese spannenden Fragen stellten wir einigen Experten:Dominik Jung, Diplom-Meteorologe des Wetterdienstes wetter.net, macht für OWL beim Niederschlag eine bislang ernüchternde Rechnung auf. &bdquo;Der Mai brachte in der Region nur 30 bis 35 Prozent der normalen Regenmengen." Der gesamte Frühling liege nur knapp 50 Prozent. "Das Defizit ist noch größer geworden" &bdquo;Das Defizit, was es ohnehin schon gab, ist also noch größer geworden", stellt Jung fest. &bdquo;Dass der Sommer insgesamt zu trocken wird, das Risiko schätze ich mit 60 bis 70 Prozent ein, aktueller Stand zumindest nach den langfristigen Trends", fügt der Wetterexperte hinzu. Deutschlands bekanntester Klimaforscher lässt an einem keinen Zweifel. &bdquo;Klar ist, dass der Trend Richtung Trockenheit geht", sagt Mojib Latif. &bdquo;Das heißt nicht, dass es nicht auch sintflutartige Regen geben wird", fügt der Professor sofort an. Einige Kostproben solcher Phänomene waren denn auch bereits am Mittwoch in einigen Teilen Deutschlands zu spüren. Gewitter, Sturmböen und sogar Hagelschauer ließen OWL jedoch überwiegend unbehelligt. "Es gibt Grenzen der Vorhersage" An diesem Donnerstag allerdings könnte es überall in NRW ungemütlich werden. Einig sind sich viele Experten, dass die Extremwetterereignisse auch in unseren Breiten zunehmen werden. Wie man sich darauf einstellen kann? &bdquo;Es gibt Grenzen der Vorhersage und der Anpassung", sagt Latif dazu vielsagend. Deutlich wird er allerdings an einem bestimmten Punkt. &bdquo;Es ist wichtig, die Beschlüsse des Pariser Klimaabkommens einzuhalten und die Erderwärmung auf 2 Grad Celsius zu reduzieren, am besten sogar auf 1,5 Grad." Eine Herausforderung für jeden Einzelnen von uns. Auch ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes sieht einen &bdquo;Trend zu länger anhaltenden Wetterlagen". Ob 2020, nach den deutlich zu trockenen Jahren 2018 und 2019, ein erneutes Dürrejahr geben wird, lasse sich nach seiner Meinung noch nicht einschätzen. &bdquo;Das wäre unseriös." Immerhin stellt Jung fest, dass die aktuell ins Haus stehenden Niederschläge den Landwirten nutzen könnte. "Schauer und Gewitter sind immer sehr lokal" Er gibt aber auch zu bedenken: &bdquo;Schauer und Gewitter sind immer sehr lokal, die werden manchmal auch gar nicht jeden treffen. Platzregen bei Gewittern fließt zudem oft schnell ab, denn der Boden ist auch extrem hart und muss erstmal bereit sein Wasser aufzunehmen." Eigentlich bräuchten die trockenen Böden &bdquo;auf Wochen verteilt gut 200 bis 250 Liter Regen". Doch die seien aktuell nicht in Sicht. So zeigen sich die Landwirte in der Region von der bisherigen Entwicklung beim Wetter auch wenig begeistert. &bdquo;Die Ernte wird sehr viel bescheidener ausfallen", sagt Antonius Tillmann, neuer Chef des Landwirtschaftsverbandes in Ostwestfalen-Lippe, auf Anfrage. Zwar sei die Betroffenheit der Landwirte durch den Regenmangel unterschiedlich, da bessere Böden das Wasser länger halten könnten. Doch ein Großteil der Betriebe leide unter der Trockenheit. Bis 50 Prozent Einbußen &bdquo;Beim Getreide ist bei uns die Messe gelesen." Hier erwartet Tillmann nach ersten, vorsichtigen Schätzungen Ertragseinbußen von 30 bis 50 Prozent. Auch Rinder- und Schafhalter hätten Probleme. In anderen Jahren hätten diese Betriebe eine Reserve beim Grundfutter. Das falle wegen der trockenen Vorjahre nun aus. In diesem Jahr sei der erste Grünschnitt geringer ausgefallen, der zweite falle weg. Während die Gerste bereits auf den Feldern gelb werde, könnte höchstens Feldfrüchten wie Kohlrabi das angekündigte Schauerwetter noch weiterhelfen. &bdquo;Augenscheinlich ist der Klimawandel da", bilanziert Tillmann. Darauf müssten sich die Landwirte nun einstellen. &bdquo;Wir müssen uns überlegen, welche Früchte können wir künftig anbauen und können wir bewässern?" Auch sei es nötig, Humus aufzubauen, da dieser Wasser besser halten könne. "Das Ganze ist eine Frage der Wirtschaftlichkeit" Die Politik könne die Betriebe mit Forschungsansätzen unterstützen. &bdquo;Das Ganze ist immer eine Frage der Wirtschaftlichkeit." Zuschüsse und Beihilfen jedenfalls könnten klimabedingte Ernteverluste nicht ausgleichen. Deshalb sei wahrscheinlich, dass sich der Strukturwandel in der Landwirtschaft weiter beschleunigen werde.

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