Düsseldorf. Die Kliniken fühlen sich von der Landesregierung allein gelassen. Obwohl NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) vor fast zwei Wochen verkündet hatte, das Land habe eine Million Schutzmasken gegen das Coronavirus gekauft, haben die Kliniken seitdem nichts mehr davon gehört. So sagt es zumindest Uwe Janssens, Intensivmediziner am St. Antonius-Hospital in Eschweiler (bei Aachen) und Präsident der Deutschen interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI). Auch die niedergelassenen Ärzte fühlen sich in der Krise allein gelassen, denn auch sie haben nicht ausreichend Schutzausrüstung.
Die meisten Krankenhäuser verließen sich längst nicht mehr auf Ankündigungen der Landesregierung, sondern bemühten sich selbst um Nachschub bei Schutzmasken und Schutzanzügen für ihr Personal, sagte der Intensivmediziner in einem Interview mit dem Deutschlandfunk.
Tatsächlich musste Laumann einräumen, dass von der Million bestellter Schutzmasken bislang nur 20.000 in seinem Ministerium eingetroffen seien. Sie wurden am Montag verteilt. Er hoffe, dass weitere 250.000 Masken „in den nächsten Tagen" eintreffen würden. „Und wir erfahren hoffentlich noch in dieser Woche, wann der Rest kommt", so Laumann.
In NRW gibt es 4.200 Beatmungsplätze in der Intensivmedizin
Der Minister wies noch einmal auf das Tempo der Infizierungen hin. Montagmorgen lag die Zahl in NRW bereits bei knapp 2.500. Es gebe zurzeit 4.200 Beatmungsplätze in den NRW-Kliniken, rund 1.400 könnten noch zusätzlich geschaffen werden. „Wenn wir ein Problem kriegen, dann bei den Beatmungsplätzen", begründete Laumann, warum das Tempo der Infizierung dringend gebremst werden müsse.
Es gebe in NRW 1,2 Millionen über 80-Jährige und 3,6 Millionen über 65-jährige, sagte Laumann. Es gehe nun darum, besonders diese älteren Menschen vor Ansteckung zu bewahren, weil bei ihnen die Krankheit am ehesten besonders schlimm verlaufe, oft tödlich.
Deshalb sei es auf keinen Fall sinnvoll, die Kinder nun zur Betreuung an die Großeltern zu geben, beschworen Schulministerin Yvonne Gebauer und Familienminister Joachim Stamp (beide FDP) die Eltern. Die Kinder sollten zu Hause betreut werden, möglichst viele Väter oder Mütter sollten Urlaub nehmen oder Überstunden abbauen. An die Arbeitgeber appellierte Stamp, großzügige Regelungen mit den Beschäftigten zu treffen, die jetzt ihre Kinder betreuen müssten.