Waffen bis Minihandys: Das finden Beamte bei Häftlingen der JVA Bielefeld

Bielefeld. Die Übrigriffe gegen Justizvollzugsbeamte und auch unter Häftlingen seien seltener geworden, meint Thomas Rammert: "Zum Glück." In den 90er Jahren habe das noch anders ausgesehen. Doch der Strafvollzug ändere sich schließlich. Rammert blickt auf 34 Jahre Erfahrung im Vollzug zurück, davon alleine mehr als 20 in der JVA Bielefeld-Brackwede. Nahezu täglich finde der Leiter der so genannten Revisionsgruppe mit seinen Kollegen verbotene Gegenstände bei den Häftlingen - darunter auch Waffen. "Konflikte unter den Häftlingen werden meist mit den Fäusten geregelt", erklärt Rammert. Und trotzdem kommt es immer wieder vor, dass gefährliche selbstgebaute Waffen in den Zellen entdeckt werden. Dazu zählen Messer und andere Stichwaffen, aber auch Schlagwaffen wie Nunchakus. Zum Teil sind solche Waffen einfach und schnell gebaut. Aus einem Eimergriff aus Metall wird beispielsweise im Handumdrehen eine Stichwaffe. Zum Teil werden die Waffen aber auch mit großem Aufwand gebastelt. "Wenn die Häftlinge sowas im Kopf haben, dann setzen die das auch um. Zeit haben sie genug", sagt der Vollzugsbeamte. Zwischenfall vor mehreren Jahren - mit einer Scherbe Wie schnell und einfach aus einem Gebrauchsgegenstand eine tödliche Waffe wird, zeigte sich erst vor wenigen Jahren in der Bielefelder JVA. Ein verurteilter Amokläufer und Dreifachmörder griff einen Mithäftling an - mit einer Scherbe einer Keramiktasse. Doch nicht immer müssen es echte Waffen sein, die für gravierende Folgen sorgen können. Ein Häftling habe in der Bielefelder JVA bereits vor längerer Zeit eine Pistolen-Attrappe aus Brot gebastelt und diese mit schwarzer Schuhcreme gefärbt. "Im Dunkeln ist das für uns kaum zu unterscheiden", betont Rammert die Gefährlichkeit. Allerdings: Vor weitaus größere Probleme stellt die Beamten ein ganz anderer verbotener Gegenstand - Minihandys. Rammert nennt die aktuelle Situation gar eine "Flut" der kleinen Telefone. Diese sind zum Teil gerade mal so groß wie ein Daumen und so nur schwer aufspürbar. 400 bis 600 Euro zahlt man innerhalb der JVA, schätzt Rammert. "Wenn wir die finden, ist das schon fast ein Glückstreffer", macht er das Problem deutlich. Immerhin sind die Handys so klein, dass sie gar in Körperöffnungen versteckt werden können. Wöchentliche Kontrollen Wöchentlich werden die Zellen der JVA kontrolliert. Insgesamt sind aktuell 542 Häftlinge in Bielefeld-Brackwede untergebracht, 68 davon Frauen. Zusätzlich zu den wöchentlichen Kontrollen führen Rammert und die Revisionsgruppe Schwerpunktkontrollen der Zellen in unregelmäßigen Abständen durch - unangekündigt natürlich. Für die Durchsuchung eines Haftraums brauche man zwei Stunden - mindestens. Akribisch und systematisch werden die Zellen geprüft. Dabei kontrollieren die Bediensteten das Hab und Gut der Häftlinge und suchen auch nach Hohlräumen - mögliche Depots für verbotene Gegenstände. Nicht selten finden die Beamten auch Dinge wie Tätowiermaschinen oder Tauchsieder der Marke Eigenbau. Sogar Sexspielzeug wurden bereits sichergestellt. Vor allem Cannabis ist ein Problem Beliebte Verstecke seien vor allem in der Matratze oder in der Toilette. Auch Drogen werden bei den Suchmaßnahmen häufig aufgespürt. Vor allem Cannabis. "Aber nur in Kleinstmengen. Harte Drogen wie Heroin oder Kokain sind außerdem sehr selten", sagt Rammert. Übrigens: Auch passende Pfeifen zum Drogenkonsum basteln sich die Gefangenen selbst - zum Beispiel aus einem alten Tetrapack. Auch Rammert habe bereits brenzliche Situationen mit Häftlingen erlebt. "Vor allem aber ohne gefährliche Gegenstände", sagt er. Die viel größere Gefahr sei die Gewaltbereitschaft mancher Sträflinge. "Da braucht es dann auch keine Waffen", meint Rammert. Und trotzdem betont er auch: "Der Beruf ist lange nicht so gefährlich, wie es Film und Fernsehen vielleicht vermitteln."

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