Nach Cannabis-Legalisierung: Mehr Drogenfunde in der JVA Herford

Herford. Die Herforder Justizvollzugsanstalt (JVA) an der Eimterstraße hat auch in diesem Jahr Daten und Fakten zusammengestellt, um über die eigene Personalsituation, die Gefangenenbelegung und Auffälligkeiten zu berichten. Einige Punkte machen der Anstaltsleitung dabei Sorgen. So erfolgten diesem Jahr zwar elf Neueinstellungen – denen standen allerdings auch neun Abgänge gegenüber. Aufgrund mangelnder Bewerbungen gestalte sich die Gewinnung neuer Mitarbeitenden sehr schwierig. Dafür ist die JVA mit einer Durchschnittsbelegung von 217 Gefangenen nicht ausgelastet, denn maximal können hier 353 Personen inhaftiert werden. Während im letzten Jahr noch zwei Weihnachtsamnestien ausgesprochen wurden, so gab es in diesem Jahr keine. In insgesamt 28 Fällen kam es aufgrund von Gewaltdelikten innerhalb der JVA zu einer Strafanzeige, im Vorjahr waren es sieben Fälle weniger. Die Gewalt hinter Gittern nimmt also wieder etwas zu. Gewaltdelikte nehmen zu, Beleidigungen von Bediensteten ab Hingegen sind die Straftaten wegen Beleidigung und Bedrohung gegenüber Bediensteten der JVA weiterhin zurückgegangen. Insgesamt vier Fälle wurden in diesem Jahr zur Anzeige gebracht, im Vorjahr waren es doppelt so viele. Anders sieht es im Bereich der Drogen aus: Die Strafanzeigen wegen aufgefundenen Drogen hinter den Gefängnismauern sind von neuen Fällen im Vorjahr auf 13 Fälle angestiegen. Das sei, so die Anstaltsleitung, auf das am 1. April dieses Jahres in Kraft getretene Cannabis-Gesetz mit der Legalisierung für den Eigenkonsum zurückzuführen. In nicht seltenen Fällen würden die durch die Polizei überstellten Personen eine gesetzlich legitimierte Menge an Betäubungsmitteln mit sich zu führen, welche den Inhaftierten in der JVA jedoch vorenthalten bleibt. Durch Cannabis-Gesetz mehr Drogenfunde Eine weitere Ursache für das Auffinden von legalen und illegalen Drogen auf dem Anstaltsgelände stehe nach wie vor in Zusammenhang mit sogenannten Mauerüberwürfen, die vorrangig in den Abendstunden und/oder zur Nachtzeit durchgeführt würden. In neun Fällen habe die Anstalt daraufhin Strafanzeige erstattet, im Vorjahr passierte das drei Mal. Insgesamt wurden in diesem Jahr 197,2 Gramm an Drogen sichergestellt (Vorjahr: 63,4 Gramm). Eine im November dieses Jahres durchgeführte Datenerhebung habe gezeigt, dass sich bei einer Belegungszahl von 214 Gefangenen, insgesamt 40 Gefangene befunden haben, bei denen eine psychiatrische Erkrankung diagnostiziert und eine entsprechende Dauermedikation verordnet wurde. Im Vorjahr waren dies bei acht Gefangenen weniger der Fall. Lesen Sie auch: Erwischt: Häftling will in der JVA Herford Falschgeld einzahlen Aktuell würden 48 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die JVA Herford unterstützen. Hierbei handele es sich um Einzelbetreuungsangebote im Rahmen regelmäßig stattfindender Besuchskontakte, außerdem werden verschiedene Gruppenmaßnahmen durch die Ehrenamtler unterstützt. So auch beispielsweise ein Kreativworkshop, bei dem Gefangene im Sinne des Upcycling-Gedankens Kunstwerke und Gegenstände erstellen, die die Inhaftierten dann an ihre Angehörigen verschenken können. Ehrenamtliche Helfer für Betreuungsgespräche und Besuche Im Rahmen der Integrationsarbeit fänden wöchentliche Zugangsgruppen für Inhaftierte in Untersuchungshaft und im Bereich Strafhaft statt. Hier würden die Freizeitangebote, der Ablauf des Vollzugs und daran angeknüpfte Erwartungen und Regeln erläutert und auftretende Fragen beantwortet. Dieses Angebot richte sich an alle Inhaftierten, die Teilnahme sei verpflichtend, aber unabhängig der Nationalität. Auch habe es in 2024 zwei Durchgänge von jeweils einer Woche im Rahmen eines Antisemitismus-Projekts gegeben und auch das Freitagsgebet sei seit Mitte dieses Jahres regelmäßig offeriert worden. Es hätten in diesem Jahr auch wieder anstaltsinterne Freizeitgruppen stattgefunden, so zum Beispiel Schachturniere, Spielegruppen, Bücherei, Kreativgruppen, Sportveranstaltungen, ein Sommerfest und vieles mehr. Medizinische Versorgung durch externe Fachärzte schlecht Zwei Ausgaben der Gefangenenzeitung &bdquo;Popshop“ seien von der JVA herausgebracht worden. Es sei die einzige Redaktion deutschlandweit, die sich aus Inhaftierten und Schülerinnen und Schülern einer allgemeinbildenden Schule zusammensetzt, deren regelmäßigen Redaktionssitzungen sich in der JVA abspielen würden. Im Rahmen der Knastkulturwoche habe es einen Poetry Slam-Workshop gegeben, der mit dem Künstler August Klar stattgefunden habe. Hier hätten sich Gefangene mit dem Schreiben von Texten auseinandersetzen und diese auf einer Abendveranstaltung vor anderen Inhaftierten und der ausgewählten Öffentlichkeit vorstellen können. Und auch im Bereich Sport habe es eine Vielzahl von Angeboten gegeben. So auch eine Schiedsrichterausbildung, oder aber die Ausrichtung des Staffelmarathons &bdquo;Jugend bewegt sich über Grenzen“. Neben den regulären Sportangeboten fänden auch immer wieder Patenbesuche statt, so zum Beispiel von Dietmar Schaft, dem Botschafter des FC Schalke 04. Es fehlt an Fachärzten Was allerdings die medizinische Versorgung der Gefangenen angehe, gäbe es Handlungsbedarf. Teilweise seien externe Fachärzte nicht mehr bereit, Gefangene im Rahmen einer Ausführung zu behandeln. Grund dafür sei hauptsächlich die Vergütung nach einfachem Satz der Gebührenordnung. Sprich: Es lohne sich für die Ärzte nicht. Ebenso sei die zahnärztliche Versorgung in der JVA Herford vakant. Aktuell werde die Möglichkeit einer psychiatrischen Intensiv-Behandlung in Anlehnung an eine Tagesklinik geschaffen. Der Aufbau und die Schaffung der notwendigen Strukturen habe bereits begonnen.

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