Bielefeld

Elterntaxis können eine Gefahr für Kinder sein

Vor Schulen kommt es immer wieder zu Staus, weil Eltern ihre Kinder fahren. Das kann gefährlich werden

30.08.2017 | 30.08.2017, 17:30

Bielefeld. Sie stehen im Parkverbot, in zweiter Reihe, behindern Schulbusse und verursachen so vor der Schule ein kleines Verkehrschaos – die sogenannten Elterntaxis. Jetzt sind die Väter und Mütter vor allem am Morgen wieder unterwegs, um ihre Kinder vermeintlich sicher abzusetzen, obwohl viele Kinder den Weg zur Schule auch laufen könnten.

Das Deutsche Kinderhilfswerk und der ökologische Verkehrsclub (VCD) ermuntern deshalb Schüler dazu ihren Schulweg selbstständig zurückzulegen. Nur so lasse sich ein souveränes Verhalten im Straßenverkehr trainieren.

Heiko Meier, Leiter der Sportsoziologie an der Universität Paderborn, sagt, dass es viele Vorteile hat, die Kinder den Weg laufen zu lassen: „Das ist nicht nur gesund, die Bewegung schult auch die Wahrnehmung der Kinder und hilft, die Konzentrationsfähigkeit zu verbessern."

Familienleben heute oft anders organisiert

Gehen Kinder in der Gruppe, zum Beispiel in einem sogenannten „Walking Bus" oder „Schulexpress", stärke das zudem den sozialen Zusammenhalt – auch unter den Erwachsenen, die die Gruppe begleiten. In Spenge im Kreis Herford gibt es bereits seit zehn Jahren einen begleiteten „Walking Bus", der die Kinder zur Grundschule in Spenge/Hücker-Aschen bringt.

„Das Phänomen der Elterntaxis ist nicht neu", sagt Ralf Collatz, Pressereferent des ADAC in OWL. Dennoch sei es weiterhin ein großes Problem. Häufig sei das Familienleben heute anders organisiert, beide Elternteile arbeiten und nehmen das Kind auf dem Weg zur Arbeit mit. „In den meisten Fällen ist es aber auch unproblematisch, wenn die Kinder zu Fuß gehen würden", so Collatz.

Zudem sei es oftmals auch stressfreier. Werden die Kinder immer gefahren, nähme man ihnen die Möglichkeit zu lernen sich selbstständig im Straßenverkehr zu bewegen. Zudem könne es vor der Schule zu kritischen Situationen zwischen Kindern und Fahrzeugen kommen. Das Auto sollte laut Collatz die letzte Lösung sein.

"Elternhaltestellen" sollen Situation entschärfen

In Bielefeld sollen „Elternhaltestellen" die Situation vor den Schulen entschärfen. Viele Grundschüler werden gebracht, obwohl sie im Schnitt nur 900 Meter vom Schulgebäude entfernt lebten, sagt Fred Schelp, zuständig für die Bielefelder Elternhaltestellen. Er ergänzt: „Viele Eltern meinen, die Kinder seien sicherer, wenn sie gefahren werden. Doch Studien zeigen, dass sie im Auto unsicherer sind, als wenn sie zu Fuß liefen."

Im gesamten Bielefelder Stadtgebiet gibt es 33 solcher Haltemöglichkeiten im Umfeld von 21 Schulen. „Wir wollen die Eltern nicht reglementieren, deshalb haben wir uns für diese Lösung entschieden", so Schlep. Die Haltemöglichkeiten befinden sich zwischen 150 bis 500 Metern von der jeweiligen Schule entfernt. Parken ist hier nicht erlaubt.

Der Effekt der Haltestellen wurde laut Schelp 2016 an acht Haltestellen evaluiert. Etwa 62 Prozent der Eltern, die vor der Schule gehalten hätten, würden jetzt die Elternhaltestellen anfahren. Er weiß allerdings: „Elternhaltestellen sind nur begrenzt wirksam." Um Elterntaxis zu reduzieren, gehören unter anderem auch Fußgängertrainings für die Kinder und auch eine Fahrradausbildung dazu.

Problem auch andernorts bekannt

Anderen Städten und Gemeinden ist das Problem der Elterntaxis auch nicht fremd. Ralf Peter von der Schulverwaltung in Detmold sagt, dass es in Detmold bei den Schulen in der Innenstadt hier und da Probleme gibt. „Größere Schwierigkeiten sind mir aber nicht bekannt", so Peter.

Auch Arndt Geist, Schulrat der Stadt Gütersloh, sagt, dass es zu den Bringzeiten immer wieder zu Verkehrsbehinderungen vor den Grundschulen kommt. Ebenso schildert es auch Torsten Buncher, Schulrat des Kreises Paderborn. Elterntaxis seien in Paderborn immer wieder einmal ein Thema. Doch Elternhaltestellen wie in Bielefeld gebe es nicht.

Polizei bereitet Kinder auf Schulweg vor

Besonders zu Schulbeginn veranstalten auch die Kreispolizeibehörden Aktionen, um Kinder und ihre Eltern auf den Schulweg vorzubereiten. Denn natürlich sind die Elterntaxis auch den Beamten bekannt. Dem eigentlichen Sinn, dass die Kinder so sicherer zur Schule kommen, wird widersprochen, sagt Uwe Bauer, Polizeisprecher in Lippe.

„Die Situationen können zum Teil zur Gefahr für Kinder werden, wenn sie zwischen den Autos hindurch huschen", so Bauer. Die Polizei schreite immer wieder temporär ein und verhänge Verwarngelder an diejenigen, die sich nicht an die Verkehrsregeln hielten.

INFORMATION


Tipps der Polizei

Die Polizei Bielefeld gibt Verhaltenstipps für diejenigen, die nicht auf das Auto verzichten können. Eltern sollten genügend Zeit einplanen, damit der Schulweg für alle entspannt sei, auf die entsprechenden Haltezonen und Verkehrsregeln achten und an die Sicherheit der anderen Kinder denken.