Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat seinen aktuellen Bericht zum Thema Mobilität in der Arbeitswelt veröffentlicht. Fazit des Berichts: Die Zahl der Berufspendler ist deutschlandweit in den vergangenen 20 Jahren deutlich gestiegen. Auch in OWL pendeln Hunderte Menschen laut dem Landesamt für Statistik IT NRW tagtäglich über Gemeindegrenzen hinweg, um ihren Arbeitsort zu erreichen.
Warum Arbeitnehmer immer größere Arbeitswege in Kauf nehmen, wie Pendlermagnete wie Bielefeld die verkehrstechnischen Herausforderungen meistern und wie lang die denkbar längsten Pendlerstrecken in Ostwestfalen-Lippe sind.
Die Zahlen
Die Grafik zeigt den Pendlersaldo pro 1.000 Einwohner. Mit einem Klick auf die Farben in der Legende unten links erfahren Sie, was die Farben auf der Karte bedeuten:
Kleine Kommunen
In der Regel sind es Großstädte wie etwa Berlin oder München, die Tag für Tag Tausende Berufspendler aus der Umgebung anziehen. Doch die Region OWL zeigt, dass auch kleinere Gemeinden große Pendlerströme anziehen. „Wenn es sich beispielsweise um einen wirtschaftlich attraktiven Standort handelt, an dem viele Menschen aus der Region arbeiten, steigt natürlich auch die Einpendlerquote", erklärt Ludger Hertig vom Bonner Geomarketing-Spezialisten Nexiga. In OWL gilt das zum Beispiel für die Städte Harsewinkel, Espelkamp und Verl.
Bielefeld
Als eine der 20 größten Städten Deutschlands ist Bielefeld ein klassischer Pendlermagnet. Statistisch gesehen gibt es hier rund 100 Berufspendler pro 1.000 Einwohner, so IT NRW. Regelmäßige Fahrgasterhebungen kommen zum Einsatz, um die Fahrpläne bedarfsgerecht zu entwickeln und zusätzliche Busse und Stadtbahnen einzusetzen, erklärt Yvonne Liebold von Mobiel. Spezielle Einsatzwagen werden beispielsweise zusätzlich ab Hauptbahnhof auf der Linie 4 eingesetzt, um rund 15.000 Studenten zur Universität und zur Fachhochschule zu bringen.
Gründe
Warum entscheiden sich immer mehr Menschen in OWL trotz des hohen Zeit- und Kostenaufwands gegen einen Wohnortwechsel und für das Pendeln? Der Wunsch nach bezahlbarem Wohnraum oder beruflichem Aufstieg sowie persönliche Gründe haben laut DGB Einfluss auf die wachsende Zahl der Pendler. Insbesondere gelte das für Haushalte mit schulpflichtigen Kindern. Denn die Eltern legen oft Wert darauf, dass die Kinder im sozialen Umfeld bleiben, selbst wenn die Fernbeziehung notwendig ist, um die Arbeit beider Partner zu ermöglichen.
Strecken
Nach Schätzungen von Garrit Atkins von OWL Verkehr reicht die denkbare längste Pendlerstrecke innerhalb des Verkehrsverbunds „Sechsers" von Rahden oder Petershagen bis in den Südwesten des Kreises Gütersloh (Rietberg) oder den Südosten des Kreises Lippe (Schieder-Schwalenberg). Das sind Entfernungen von jeweils rund 70 bis 75 Kilometer, für die die Fahrgäste etwa eine Stunde Fahrzeit aufwenden müssen. „Für die meisten Pendler dürfte die durchschnittliche Reisezeit pro Strecke zwischen einer halben und einer Stunde liegen", sagt Atkins.
Fernpendler
Nach Angaben des DGB wächst die Zahl der Fernpendler in Deutschland seit Jahren langsam, aber stabil. Der Anteil der Beschäftigten mit dem Wohn- und Arbeitsort in verschiedenen Bundesländern ist in NRW 2014 im Vergleich zu 2004 um 0,5 Prozent gestiegen und liegt aktuell bei 5,8 Prozent. 460 Beschäftigte pendeln beispielsweise täglich zwischen Paderborn und Münster und müssen dafür eine Distanz von mehr als 100 Kilometern überbrücken. Vielfach sprechen familiäre Bindungen gegen einen Umzug und für das Pendeln.