Gegen den Fachkräftemangel: Indonesier arbeiten bei Herforder Bäckerei

Herford. Es ist ein verregneter Morgen im Juli. Während sich in Ostwestfalen-Lippe alle über den wechselhaften Sommer 2025 beschweren, freuen sich Jako Sandi Kusuma (21) und Anugrah Tri Wardana (20) über das Wetter, weil es sie an zu Hause erinnert. &bdquo;Es ist nicht zu warm, nicht zu kalt und den Regen sind wir gewöhnt“, sagt Kusuma. Die beiden machen seit März eine Ausbildung zum Bäcker bei Karlchens Backstube in Herford. Das mehr als 90 Jahre alte Unternehmen konnte lange keine Auszubildenden finden, die Bäcker werden wollten. Ina Hanhus, Mitglied der Inhaberfamilie und Personalreferentin, freut sich darum über die beiden engagierten Kräfte. Es ist eine Win-Win-Situation: Die beiden jungen Männer helfen gegen den auch in Ostwestfalen-Lippe herrschenden Fachkräftemangel und bekommen im Gegenzug eine Ausbildung, die sie in Indonesien so nicht hätten machen können. Wie dramatisch die Situation ist, betont die Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen: &bdquo;Sollte es nicht gelingen, dem Fachkräftemangel wirksam zu begegnen, droht der Wirtschaft in NRW bis 2035 ein Wertschöpfungsverlust in Höhe von rund 40 Milliarden Euro; weil Betriebe Aufträge aufgrund fehlender Fachkräfte nicht annehmen oder Leistungen nicht erbringen könnten.“ &bdquo;Viele Bäckereien suchen gerade nach Mitarbeitern im Ausland und haben damit gute Erfahrungen gemacht“, sagt Hanhus, so sei man auch in ihrem Unternehmen auf die Idee gekommen. Lesen Sie auch: Mehr Azubis in Bäckereien: Wie die Branche Vorbild für andere sein kann Zahl ausländischer Auszubildender in OWL steigt Damit sind sie im Bäckerhandwerk nicht die Einzigen: Derzeit absolvieren 1.187 Auszubildende ohne deutschen Pass eine Ausbildung im Handwerk in Ostwestfalen. Das entspricht einem Anteil von rund 11,5 Prozent. Bei den Berufen, bei denen die Ausbildung über die IHK absolviert wird, ist die Zahl der ausländischen Auszubildenden in Ostwestfalen in den vergangenen Jahren gestiegen. Im Jahr 2024 starten laut IHK mit Sitz in Bielefeld 454 Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit ihre Ausbildung (6,6 Prozent). Zum Vergleich: 2023 waren es 346 Menschen und damit 4,78 Prozent und 2022 264 Personen und 3,68 Prozent. Mit einer gut absolvierten Ausbildung habe man dann auch gute Chancen auf dem regionalen Arbeitsmarkt, ist man sich bei der IHK sicher. .responsive23-E3OQPh7Gwe0dtqzG-bar-horizontal-in-welchen-berufen-2028-die { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-E3OQPh7Gwe0dtqzG-bar-horizontal-in-welchen-berufen-2028-die { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-E3OQPh7Gwe0dtqzG-bar-horizontal-in-welchen-berufen-2028-die { padding-top: 142.86%; } } Lesen Sie auch: Ostwestfalen droht bis 2035 ein massiver Mangel an Fachkräften Eine Vermittlungsagentur hat Karlchens Backstube und die beiden Indonesier zusammengebracht. Zuvor haben Kusuma und Wardana noch in Indonesien Deutsch gelernt. Das Sprachniveau B2 ist die Voraussetzung für die Zulassung in Deutschland. Da dessen Sprachzertifikat ablaufen kann, warten die beiden gerade noch auf den Dritten im Bunde. &bdquo;Die Botschaft hat den Termin nach hinten verschoben. Dadurch ist das Zertifikat abgelaufen und er muss es neu machen“, sagt Hanhus, die so nun erstmal statt drei zwei Azubis im Haus hat. Auch Kusuma und Wardana sind außerhalb des eigentlichen Ausbildungsjahres nach Deutschland gekommen. Seit März gehen sie darum zwar schon in die Berufsschule in Bielefeld, sie starten aber erst zum 1. August mit dem neuen Jahrgang offiziell mit dem ersten Lehrjahr. Lesen Sie auch: Handwerksbäckereien in der Nähe: 16 Bäcker in OWL, die noch selbst backen .responsive23-R3qDMBIKvGhkdWNV-bar-horizontal-berufsorientierung-viele { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-R3qDMBIKvGhkdWNV-bar-horizontal-berufsorientierung-viele { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-R3qDMBIKvGhkdWNV-bar-horizontal-berufsorientierung-viele { padding-top: 142.86%; } } Herforder Bäckerei investiert viel in die Auszubildenden &bdquo;Der Betreuungsaufwand ist sehr hoch“, berichtet Hanhus. Trotzdem kann sie sich vorstellen, das Programm noch auszuweiten. Dass die beiden jungen Männer nicht nur bei ihr gut ankommen, merkt man bei einer Tour mit ihnen durch den Firmensitz an der Bielefelder Straße. In der Kantine sprechen viele der dort gerade pausierenden Kollegen sie an und machen Scherze mit ihnen. &bdquo;Kümmern geht aber nicht so nebenbei“, betont Hanhus. Die Bäckerei stellt die Wohnung in Herford, hat sie gemietet und eingerichtet. Die Möbel haben die Mitarbeiter gespendet. Einen Teil der Miete für ihre Wohngemeinschaft zahlen die beiden Azubis mit ihrem Gehalt. Außerdem haben sie E-Bikes bekommen. Sie werden bei Behördengängen unterstützt und an das Leben ohne die Eltern im Haus gewöhnt. &bdquo;Wie putze ich richtig oder wie heize ich verantwortungsvoll? Solche Themen besprechen wir miteinander“, sagt Hanhus. Wardana, der schon immer Bäcker werden wollte, schwingt in der WG auch gerne den Kochlöffel und kocht für sich und seinen Mitbewohner. Das Putzen teilen sie sich fair auf, berichten sie. Wardana weiß schon, dass er nach der Ausbildung wieder nach Indonesien zurückwill. Er vermisst seine Familie und würde sich gerne etwas über seine in der Backstube erlernten Fähigkeiten aufbauen. &bdquo;Europäisches Gebäck ist in Indonesien sehr beliebt“, sagt er. Kusuma kann sich dagegen gut vorstellen, in Deutschland zu bleiben. Ihm gefallen an der Region die historischen Altstädte, Kirchen und die Natur.

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