
Gütersloh. Der Dresscode ist sommerlich-leger, die Stimmung ist ausgelassen, Englisch ist die vorherrschende Sprache und alles in allem erinnert die Veranstaltung mit lauter Musik und buntem Scheinwerferlicht eher an ein Freizeit-Event als an ein Business-Meeting. Doch insgesamt sind mehr als 500 Bertelsmann-Manager aus insgesamt 27 verschiedenen Ländern auf sechs Kontinenten der Einladung des Bertelsmann-Chefs Thomas Rabe zum „Management Meeting 2025" am Stammsitz in Gütersloh gefolgt. Zwei Tage lang dreht sich dort im Stadttheater alles um die zukünftige Entwicklung des Gütersloher Medien-, Dienstleistungs- und Bildungskonzerns.
Rabe wird mit reichlich Beifall begrüßt – die Stimmung ist gut, denn die Zahlen sprechen für sich: „Wir haben in den vergangenen Jahren unsere Boost-Strategie erfolgreich umgesetzt – bis Ende 2026 werden die Boost-Investitionen bei rund acht Milliarden Euro liegen." Sie sind damit höher als zunächst angedacht, denn ursprünglich hatte Bertelsmann-Chef Rabe angekündigt, zwischen 2021 und 2026 fünf bis sieben Milliarden Euro zu investieren.
So oder so kann von ambitionierten Investitionssummen die Rede sein, bei einem Jahresumsatz von insgesamt 19 Milliarden Euro in 2024. Doch Bertelsmann will weiter wachsen. Mittelfristig, also zum Ende des Jahrzehnts, soll der Konzernumsatz, der sich unter anderem aus den Geschäftsbereichen Gesundheit, Verlagswesen, Streaming und Logistik zusammensetzt, auf mehr als 24 Milliarden Euro gesteigert werden.
Rasante Konzernentwicklung seit 2012
Das erste Manager-Meeting dieser Art fand 2012 statt, schon damals im Gütersloher Theater. Doch zu der Zeit trug Rabe noch Anzug, erinnert sich der Vorstandsvorsitzende, der seinen Rückzug aus dem Unternehmen für Ende 2026 angekündigt hat.
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Die Entwicklung, die der Bertelsmann-Konzern seit dem ersten Meeting durchgemacht hat, kann sich sehen lassen. Gelungen sei das durch eine hohe Diversifizierung des Konzern-Portfolios, langfristige Investitionen und viel Geduld.
„Es ist nicht unsere Art, kurzfristige oder schnelle Investitionen zu tätigen, und wir haben auch kein Interesse daran, große Mitbewerber zu übernehmen", erklärt Rabe die Investitionsstrategie. Stattdessen verstehe sich der Konzern als sogenannter „Business Builder". Das Ziel sei es eher, Potenziale früh zu erkennen und langfristig zu wachsen.
Dass Rabe wenig später erklärt, er könne auch eine große Übernahme – innerhalb weniger Wochen – nicht ausschließen, sorgt für überraschtes Lachen unter den aus allen sieben Unternehmensbereichen kommenden Gästen. Den Widerspruch ließ er jedoch unkommentiert stehen.
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Standing Ovations für Thomas Rabe
Zu Wort kommen neben Rabe, der nach der Eröffnung am Dienstag mit Standing Ovations geehrt wird, auch die Mohn-Enkel Carsten und Thomas Coesfeld. Während Ersterer unter anderem mit Konzerngrößen wie Relias-CEO Kay Krafft, Penguin-Random-House-CEO Nihar Malaviya und Pankaj Makkar von Bertelsmann India Investments über Wachstumsstrategien spricht, geht es in der Gesprächsrunde von Thomas Coesfeld mit unter anderem den RTL-Verantwortlichen Thomas Schmitter und Inga Leschek um das Konzern-bewegende Thema der Transformation.
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Am Mittwoch stehen Gesprächsrunden mit dem Bertelsmann-Finanzvorstand Rolf Hellermann und dem Personalvorstand des Konzerns, Immanuel Hermreck, auf der Agenda, bevor das „Management-Meeting 2025" mit der Verleihung des „Bertelsmann Awards" und einer abschließenden Zusammenfassung von Bertelsmann-Chef Rabe zu Ende geht.
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