
Bielefeld. Die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer von Online-Banking steigt in Ostwestfalen-Lippe stetig. Doch auch wenn es deutlich bequemer ist, eine Überweisung per Smartphone zu tätigen und die Kontoauszüge per App einzusehen, gibt es noch immer Kundinnen und Kunden, die ihre Geschäfte lieber vor Ort erledigen. Filialschließungen und steigende Gebühren sorgen allerdings dafür, dass analoge Bankgeschäfte immer unattraktiver werden. Eine Taktik der Geldinstitute, mit der sie das Online-Banking vorantreiben wollen?
Erst kürzlich hat die Sparkasse Gütersloh-Rietberg-Versmold verkündet, zum 1. Juni 2025 die Preise „anzupassen“. Während sich der Girokontopreis um 1 Euro auf 9,90 Euro pro Monat erhöht, müssen die Gütersloher Sparkassenkunden in Zukunft auch 50 Cent pro Kontoauszug zahlen, den sie am Kontoauszugdrucker erhalten. Sollen die Auszüge zugeschickt werden, fallen zusätzliche Portokosten an. Dazu der Hinweis der Sparkasse: Zu umgehen seien Mehrkosten dieser Art mittels Online-Banking.
Einen preislichen Unterschied zwischen analogem Banking und Online-Banking macht auch die Volksbank in Ostwestfalen, die im vergangenen Jahr aus der Fusion der Volksbank Bielefeld-Gütersloh und der Volksbank Herford-Mindener Land hervorgegangen ist. Mit dem neuen Ostwestfalenkonto kostet eine beleghafte Überweisung 3 Euro und eine Buchung am SB-Automat 1,50 Euro. Eine Online-Überweisung kostet dagegen nur 59 Cent. Und während das „Online-Paket“, mit dem alle SB-Automat- und Online-Überweisungen kostenfrei sind, monatlich 2 Euro zuzüglich zum Grundpreis kostet, müssen Kunden für das Komfortpaket, mit dem unter anderem auch beleghafte Überweisungen kostenfrei sind, 5 Euro zuzüglich zum Grundpreis zahlen.
Zum Thema: Sparkasse im Kreis Gütersloh erhöht Preise: Das kommt jetzt auf Kunden zu
Hoher Aufwand und zusätzliche Kosten
Die Preisstrukturen sind bei anderen Geldinstituten in der Region ähnlich. Eine Strategie dahinter, das analoge Banking in der Filiale unattraktiv zu machen, streiten die Häuser jedoch ab. „Es gibt wesentliche Unterschiede zwischen beleglosen und beleghaften Überweisungen“, erklärt Dennis Will, Sprecher der Volksbank in Ostwestfalen. Eine Online-Überweisung erfolge volldigital und automatisiert, wodurch kaum zusätzlicher Aufwand und Kosten entstünden. „Eine beleghafte Überweisung hingegen erfordert manuelle Bearbeitung durch Mitarbeitende, was logischerweise einen Mehraufwand mit sich bringt. Daher wird dieser Service gesondert bepreist und ist seinen Preis wert.“
Doch es gibt auch Kontomodelle, die an Kundinnen und Kunden gerichtet sind, die lieber in der Filiale ihre Bankgeschäfte tätigen, sagt Thorsten Heggen, Sprecher der Verbundvolksbank OWL, die in Paderborn, Höxter, Detmold und Minden vertreten ist. „Wir bieten fünf verschiedene Kontomodelle an und berücksichtigen dabei stark die individuellen Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden, deren Nutzungsverhalten sehr unterschiedlich ist. Jeder Kunde und jede Kundin kann flexibel unterschiedliche Service-Leistungen buchen und nach den eigenen individuellen Nutzungsgewohnheiten entscheiden, welches Kontomodell passend ist.“
Lesen Sie auch: Volksbank Ostwestfalen bekennt sich zu Filialen – doch die meisten Kunden hat die App
Hohe Kontogebühren für mehr Service
Konkret heißt das, dass Kunden der Verbundvolksbank OWL mit dem „Konto Komfort“ beispielsweise unter anderem am Automaten und in der Filiale kostenlos Überweisungen tätigen können. Allerdings ist das Kontomodell mit Gebühren in Höhe von 13,95 Euro monatlich deutlich teurer als beispielsweise das „Konto Online“ für monatlich 3,95 Euro, mit dem jedoch sogar das Abheben von Bargeld 20 Cent kostet.
Die Entwicklung, dass Banken den Kundinnen und Kunden immer attraktivere Online-Banking-Angebote machen und dadurch das analoge Banking immer unattraktiver wird, beobachtet auch die Verbraucherzentrale NRW. Christian Urban, Experte der Verbraucherzentrale NRW für Fragen rund um das Banking, bestätigt, dass das auch über die Preispolitik der Banken geschehe. „Ob die Sparkassen und Volksbanken das jedoch tatsächlich als Steuermechanismus nutzen, um mehr Kunden vom Online-Banking zu überzeugen, bleibt ihr Geschäftsgeheimnis.“
Weil jedoch jede Bank in ihrer Preisgestaltung unabhängig und eigenständig ist, empfiehlt der Experte beim Thema Kontogebühren, Preise zu vergleichen und im Zweifel einen Anbieterwechsel in Betracht zu ziehen. Denn so könne jeder das passende Kontomodell für die eigenen Bedürfnisse wählen, sagt Urban.