Nur um Kaffee geht es bei Tchibo längst nicht mehr. Waffeleisen, Skihosen, Gartenstühle, Eierbecher, Lichterketten: Zum Geschäftsmodell des Hamburger Unternehmens gehört es, ein breites Sortiment anzubieten, das auch schon kuriose Artikel wie Bananenschneider oder Butter-Stempel umfasst hat. Jetzt aber hat der Kaffeeröster ein Produkt im Angebot, das eine ganz andere Dimension hat. 66 Quadratmeter, um genau zu sein.
Das „Exklusive Weka Wochenendhaus“ verspricht drei Räume auf zwei Etagen, viel Lichteinfall und eine 70 Millimeter dicke Wandstärke. In einer Pressemitteilung schwärmt Tchibo vom „modernen Design“ des Häuschens aus europäischer Fichte, das für gut 50.000 Euro im digitalen Einkaufskorb der Kunden landen kann – Aufbauservice inklusive. Es sei die perfekte Lösung für alle, „die sich gern einen besonderen Ort der Entspannung und Erholung schaffen möchten“. Das Häuschen eigne sich beispielsweise als Gästeunterkunft oder „komfortabler Rückzugsort mit Arbeitszimmer“. Dahinter steht die Firma Weka aus Neubrandenburg in Mecklenburg-Vorpommern.
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Das Angebot fällt in eine Zeit, in der sogenannte Tiny Houses einen regelrechten Boom erleben. Für wenig Geld unkompliziert in die eigenen vier Wände ziehen, klingt verlockend. Das hat nicht nur mit den geringeren Kosten zu tun – die gar nicht unbedingt gering sind, wenn man den Quadratmeterpreis bedenkt – sondern auch mit einer Lebenseinstellung. Und schließlich sorgte nicht zuletzt die Corona-Pandemie für einen Schub bei Hobby-Handwerkern, die sich mit kleinen Häusern in ihren Gärten zusätzlichen Platz verschaffen wollten. Umso besser, wenn darin auch noch gewohnt werden kann - zumindest zeitweise.
Vorsicht bei vermeintlich günstigen Preisen
Der Versandhändler Otto hat ebenfalls mehrgeschossige Gartenhäuser im Angebot. „Gartenhaus Bern 90“ etwa heißt ein Holzhäuschen, das für rund 27.500 Euro zu haben ist. Auch weitere Anbieter werben mit kleinen Häusern zum Schnäppchenpreis.
Allerdings – und hier müssen Interessierte aufpassen – sind die Preise mit Vorsicht zu genießen. Iwona Husemann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat sich das aktuelle Tchibo-Angebot genauer angesehen. „Der Aufbau ist nur möglich, wenn es ein Fundament gibt“, sagt sie. Das sei im Angebot allerdings nicht enthalten – genauso wenig wie eine Dacheindeckung.
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Beides muss also noch einkalkuliert werden. „Das sind zwingende Kosten, die anfallen, wenn das Haus aufgestellt werden soll“, gibt sie zu bedenken. Zudem kann es sein, dass eine Baugenehmigung nötig wird, die es nicht zum Nulltarif gibt. Zuständig dafür sind die Landesbaubehörden.
Weitere Kosten für Küche und Bad?
Aber selbst, wenn das Häuschen einmal steht, ist es mit den Kosten nicht unbedingt getan. Denn das Grundstück muss erschlossen werden, und soll das Haus eine Küchenzeile, Toilette oder Dusche haben, macht sich das im Geldbeutel bemerkbar. „Verbraucherinnen und Verbraucher sollten sich deshalb gut überlegen, wofür sie das Haus nutzen wollen und welche Kosten beim Innenausbau noch hinzukommen“, rät Husemann.
Man müsse sich im Klaren darüber sein, dass zunächst nur das schlichte Häuschen geliefert werde. Das alles stehe aber auch in der Angebotsbeschreibung, betont die Verbraucherschützerin. Unabdingbar ist also, sich diese vorher durchzulesen. Sonst kann auch ein kleines Haus am Ende große Kosten verursachen.