Beschwerde-Welle bei Eon: Verbraucher berichten über falsche Abrechnungen

Bielefeld. Die Geschichte liest sich wie das Drehbuch einer schlechten Komödie. Über mehrere Wochen erhält ein Löhner Unternehmer Abrechnungen vom Energiekonzern Eon. Dabei ist er gar kein Kunde des Unternehmens und ist es auch nie gewesen. Als der Mann die Rechnungen und anschließenden Mahnungen nicht zahlt, droht Eon mit einem Inkasso-Unternehmen. Als Fehler aufgeklärt wird die Geschichte erst, als der Löhner diese Redaktion um Hilfe bittet. Fälle wie diesen bezeichnet Gregor Hermanni von der Verbraucherzentrale NRW zwar als Ausnahme, dennoch verzeichne die Verbraucherzentrale in den vergangenen Monaten einen Anstieg der Beschwerden über den Energieversorger. &bdquo;In der jüngsten Vergangenheit haben wir von Verbraucherinnen und Verbrauchern zahlreiche Beschwerden über falsche, verspätete oder eben auch unrechtmäßige Abrechnungen erhalten“, sagt der Sprecher der Verbraucherzentrale. Lesen Sie auch: Nach Verwechslung durch Eon: Löhner wartet noch immer auf eine Entschuldigung Als &bdquo;typisches Problem“ bezeichnet Hermanni verspätete Abrechnungen des Energieversorgers. Spätestens sechs Wochen nach Ende des Abrechnungszeitraums, der maximal ein Jahr umfassen darf, hat der Kunde gesetzlichen Anspruch auf eine Abrechnung. &bdquo;Gerade Eon ist in der Vergangenheit auch durch Übernahmen stark gewachsen und hat eine große Anzahl an Kunden dazubekommen“, sagt Hermanni. &bdquo;In einigen Fällen gab es bei den Übernahmen Probleme, wie beispielsweise bei der Fusion mit dem Stromversorger Innogy, als Eon zunächst keinen Zugriff auf die Vertragsunterlagen hatte.“ Gestiegenes &bdquo;Anfragevolumen“ bei Eon Gesetzliche Änderungen, wie die Preisbremse, die Verbraucher zu Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine bei hohen Energiepreisen entlasten sollte, können laut Verbraucherzentrale ebenfalls ursächlich für verzögerte Guthabenauszahlungen gewesen sein. Das bestätigt auch die Bundesnetzagentur auf Anfrage dieser Redaktion. &bdquo;Die Energielieferanten mussten die neuen Regelungen in ihren Prozessen implementieren, darüber hinaus führten die Änderungen zu vielen Nachfragen der Kunden, sodass ein erhöhter Kundenservice nachgefragt war.“ Dabei seien negative Auswirkungen auf gesetzliche Fristen möglich gewesen, teilt die Aufsichtsbehörde mit. Lesen Sie auch: Nach falschen Mahnungen: Eon entschuldigt sich mit Gutschein bei Bünder Rentner Auch beim Energieversorger Eon habe das &bdquo;Anfragevolumen“ nach eigenen Angaben in den vergangenen Monaten zugenommen, bestätigt eine Sprecherin des Konzerns auf Anfrage. Doch das liege auch an dem grundsätzlich gestiegenen Bewusstsein der Verbraucherinnen und Verbraucher an Energiethemen seit Beginn der Energiekrise. Darum sei das Unternehmen bemüht, im Fall einer &bdquo;unwahrscheinlichen Verzögerung“ der Rechnung den konkreten Fall zu prüfen und die eigenen Prozesse zu verbessern. Energieversorger setzen auf Haustürgeschäfte Der Verbraucherzentrale zufolge sei es aber insbesondere der Umgang des Energiekonzerns mit Fehlern, der die Kundinnen und Kunden dazu veranlasst, sich an die Verbraucherzentrale zu wenden. Des Öfteren passiere es, dass Rückfragen zu unschlüssigen Rechnungen unbeantwortet bleiben oder Antwortschreiben vom Energieversorger inhaltlich gar nicht auf die Unstimmigkeit eingehen, so die Verbraucherzentrale. So komme es auch vor, dass Menschen falsche Rechnungen aus Angst vor Konsequenzen bezahlen. Als eine &bdquo;Masche“ seien die Abrechnungsprobleme bei Eon jedoch nicht zu bezeichnen, sagt Hermanni. Das würde nur zutreffen, wenn bei einem Anbieter immer wieder die gleiche Problematik auftrete. Aber bei Eon sind die Probleme vielfältig. &bdquo;Ein großes Problem ist allerdings, dass viele Energieversorger - auch Eon - weiterhin auf Haustürgeschäfte setzen, bei denen die Vertreter, die entweder beauftragt oder direkt beim Versorger angestellt sind, Berichten zufolge oftmals aggressiv auftreten und die Menschen zu Vertragsabschlüssen drängen“, sagt Hermanni. In solchen Fällen komme es auch vor, dass fälschlicherweise ein Anbieterwechsel vorgenommen wird, weil der neue Versorger auch mit relativ wenigen Daten für einen Anbieterwechsel in Vollmacht treten kann. Hilfe durch Schlichtungsstelle &bdquo;In so einem Fall sollten Betroffene umgehend einen Nachweis über den Vertragsabschluss einfordern“, empfiehlt Hermanni. Besonders wichtig sei es, auf jede Forderung mit Widerspruch zu reagieren, auch wenn der Prozess langwierig sein kann. &bdquo;Falsche Abbuchungen bei Altkunden sollten durch Vorlage einer Kündigungsbestätigung rückgängig gemacht werden können“, so der Experte weiter. Im Fall einer verspäteten Rechnung sollten Betroffene die Abrechnung sofort per Einschreiben einfordern, laut Energiewirtschaftsgesetz sind die Versorger dazu verpflichtet, innerhalb von vier Wochen zu reagieren. Im Zweifelsfall empfiehlt die Bundesnetzagentur Verbrauchern zur Klärung des Anliegens ein Schlichtungsverfahren bei der Schlichtungsstelle Energie e.V. zu beantragen.

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