Umsatz vergrößern

Burger-Kette kündigt dynamische Preise an – Verbraucher verärgert

„Wendy’s“-Chef Kirk Tanner möchte ein Modell einführen, das in vielen Branchen längst üblich ist. 

Wendy's betreibt weltweit rund 6.500 Restaurants und ist die zehntgrößte Fast-Food-Kette. | © picture alliance / Photoshot

Talin Dilsizyan
28.02.2024 | 28.02.2024, 14:39

Dublin (Ohio). Das dynamische Preismodell erobert immer mehr Bereiche. Dabei passen Unternehmen die Preise immer wieder an die jeweils aktuelle Nachfrage an. Beim Online-Shopping kann es sein, dass Verbraucher zum Beispiel für das gleiche Produkt unterschiedlich tief in die Tasche greifen müssen, je nachdem, ob sie das Angebot am Abend oder morgens aufrufen. Auch kann es eine Rolle spielen, ob ein Shop seine Produkte je nach den persönlichen Interessen eine Verbrauchers auszeichnet. Algorithmen passen den Preis etwa auch für Konzerttickets an, wenn besonders viele Menschen innerhalb kurzer Zeit zum Event wollen. Die US-Burgerkette Wendy’s möchte nun auch „Dynamic Pricing“ einführen.

Geschäftsführer Kirk Tanner hatte während der Erläuterungen zur Bilanz im vierten Quartal 2023 verkündet, dass ab 2025 Verbesserungen umgesetzt werden sollen „wie ein dynamisches Preismodell und tageszeitabhängige Angebote ebenso wie KI-gesteuerte Anpassungen der Speisekarte und suggestives Verkaufen“. Bei der letztgenannten Strategie geht es darum, dass ein Verkäufer einem Kunden nahelegt einen Zusatzartikel zu dem eigentlichen Produkt zu kaufen, das hilfreich sein könnte.

Keineswegs ist ein dynamisches Preismodell in der Gastronomie ungewöhnlich. So legte etwa die britische „Stone Gate Group“ im vergangenen Jahr dem „Guardian“ dar, dass sie ihre Preise zu Zeiten, wenn viele Gäste kommen, etwa an Wochenenden anheben, um so gestiegene hohen Kosten auszugleichen. Einige Restaurants in den USA, die eine dynamische Preisgestaltung eingeführt haben, ziehen positive Bilanzen.

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Erfolgreich mit dynamischer Preisgestaltung

Hierzu gehört beispielsweise „Cali BBQ“ in San Diego. Gründer Howard Solomon erläutert in einem Video, dass sein Betrieb für die technische Umsetzung mit „Juicer“ zusammenarbeitet. So werden alle Daten analysiert und bestimmt, wann Preise niedriger sein sollten, zum Beispiel am frühen Tag und wann höher. Tatsächlich sei der Umsatz deutlich gestiegen und es hätten sich weniger Kunden beschwert.

Allerdings gibt es durchaus das Risiko, dass Gäste durch unterschiedliche Preise zu unterschiedlichen Zeiten für das gleiche Gericht in einem Restaurant irritiert sind. Wirtschaftsprofessor Steven Suranovic verdeutlicht im Gespräch mit „CBS News“, dass das Modell gar dazu führen kann, dass Gäste ganz wegbleiben, weil sie die hohen Preise zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht nachvollziehen können. Wendy’s wäre bisher die erste Fast-Food-Kette, die ihre Preise dynamisch anpasst.

Wendy’s-Kunden wütend

Schon jetzt haben Kunden in sozialen Medien verärgert auf die Ankündigung reagiert. Aussagen wie „So gut ist das Essen bei Euch auch nicht, dann kann man auch zur Konkurrenz gehen“, „Ich werde nie wieder bei Wendy’s essen“ und Boykott-Aufrufe finden sich in den Kommentaren zur Facebook-Seite des Unternehmens. Am Dienstag hat Wendy’s in einem Blog erläutert, dass es nicht darum gehe, die Preise zu Zeiten zu erhöhen, wenn besonders viele Menschen zum Essen kommen. Es gehe vielmehr darum, die Speisekarte zu unterschiedlichen Zeiten anzupassen, Vergünstigungen und Sonderangebote anzubieten, etwa dann, wenn normalerweise weniger Gäste da sind.

Die Kinokette „AMC Theatres“ hatte vergangenes Jahr Dynamic Pricing getestet und sich danach von dem Konzept verabschiedet. Unter anderem sollten Kinobesucher, die sich für die erste Reihe entschieden, deutlich weniger bezahlen. Dennoch blieb es bei einer niedrigen Nachfrage für solche Sitzplätze.