Gerry Weber: Diese Arbeitsplätze am Standort Halle sind akut in Gefahr

Halle. Eine Meldung des Bundeskartellamtes vom 2. Mai ließ bereits erahnen, dass es bald schon neue Entwicklungen beim kriselnden Unternehmen Gerry Weber geben würde: Unter der Rubrik "Laufende Fusionskontrollen" wurde hier öffentlich angezeigt, dass die Techno Design GmbH Düsseldorf Vermögenswerte der Gerry Weber International AG erwerben möchte. Am Freitag (12. Mai) folgte dann eine offizielle Mitteilung des Haller Modekonzerns: "Gerry Weber startet eine strategische Partnerschaft mit dem Beschaffungsexperten Techno Design aus Düsseldorf", heißt es darin. Bereits zum 1. Juni werde Techno Design sämtliche bestehenden Beschaffungsaktivitäten übernehmen und den gesamten globalen Beschaffungsbedarf abdecken. Angelika Schindler-Obenhaus, CEO der Gerry Weber International AG, erklärt die "strategische Partnerschaft" offiziell damit, dass man sich im Zuge der Neuaufstellung auf die Kernkompetenzen fokussieren wolle: auf die Weiterentwicklung der Marken und der Markenkommunikation, auf Design und Entwicklung erfolgreicher Kollektionen sowie auf den Vertrieb. Wenn es allerdings darum gehe, die Produktion der Ware zu organisieren, werde das in Zukunft Aufgabe der Techno Design GmbH. Ein Unternehmen, "das über eine weltweite Präsenz mit Beschaffungsbüros in relevanten Märkten" verfüge. CFO spricht von "strategischem Schritt" Was auf den ersten Blick rosig klingt, bedeutet im Umkehrschluss allerdings auch: Jene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gerry Weber International AG, die bislang für den Bereich Beschaffung verantwortlich zeichneten, verlieren künftig ihre Aufgabe. Und womöglich auch ihren Job: Nach Informationen des "Haller Kreisblatts" geht es um etwa 50 Stellen in der Haller Zentrale von Gerry Weber, die auf dem Spiel stehen. Offiziell heißt es dazu von Angelika Schindler-Obenhaus: "Uns wie auch Techno Design geht es um ein Höchstmaß an Kontinuität. Denn eins ist klar: Qualität, Passform und Liefertreue sollen weiterhin unsere Stärken bleiben." Und auch Gerry-Weber-CFO Florian Frank fügt an: &bdquo;Dieser strategische Schritt wird dazu beitragen, unser Unternehmen langfristig, nachhaltig und zukunftsfähig aufzustellen." Tatsächlich liegt hier zumindest die Vermutung nahe, dass Gerry Weber Vermögenswerte (das könnten beispielsweise Teile der eigenen Beschaffungsorganisation sein) verkaufen muss, um an frisches Geld zu gelangen. Denn am Ende muss der Modehersteller auch in Zukunft für die Organisation der eigenen Warenproduktion bezahlen - jetzt allerdings gibt es ein weiteres Glied in der Kette, das hier verdienen will: die Techno Design GmbH. Gespräche mit Vermietern von Stores und Outlets Und auch an anderer Stelle wird weiter verhandelt: Nachdem für die Einzelhandelstochter von Gerry Weber, die Gerry Weber Retail GmbH, ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt wurde, sind die Gespräche mit den Vermietern angelaufen. Wie eine Sprecherin des Unternehmens auf Anfrage erklärte, fänden diese "in konstruktivem Rahmen" statt. Details wollte sie allerdings nicht nennen: "Der gesamte Prozess dauert noch an. Wir werden nach Abschluss der Gespräche informieren und uns in der Zwischenzeit auch nicht zu einzelnen Stores oder Outlets äußern." Insgesamt stehen hier 149 Stores und 28 Outlets auf dem Prüfstand - ein Outlet befindet sich in Halle im interkommunalen Gewerbegebiet Ravenna-Park. Vermieter hier ist Christian Busch, Mehrheitsgesellschafter des Modeunternehmens Walbusch. Und der äußerte sich auf Anfrage des "Haller Kreisblatts" wie folgt: &bdquo;Es steht mir nicht zu, vertriebliche Gedanken von Mietern mit Dritten zu teilen. Aber es ist richtig, dass es ein erstes vertrauensvolles Gespräch gab. Wie ich bereits vermutete, gibt es ein Interesse von Gerry Weber, an der Fläche im Outlet des Ravenna-Parks festzuhalten. Die Situation ist aber schwierig." Im Ravenna-Park wird es kompliziert Wer den Bebauungsplan Ravenna-Park kenne, der wisse, dass es einen Zusammenhang zwischen der Nutzung der Logistik-Immobilie und der Verkaufsfläche im Outlet gebe. "Diese Tatsache und Abhängigkeiten müssen zusammen diskutiert werden", fährt Christian Busch fort. "Durchaus kann sich auch Walbusch vorstellen, Teile der Fläche im Outlet zu nutzen, da Walbusch in der Zwischenzeit im Ravenna-Park auch Ware einlagert, versendet und somit die Logistik mit nutzt. Kurzum: Es ist kompliziert und es gibt viele Fragen mit unterschiedlichen Ansprechpartnern zu klären.“

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