München (dpa). Die Spritpreise steigen immer weiter. Inzwischen haben sie die höchsten Werte seit 2012 erreicht, dem bisher teuersten Tankjahr, wie aus Zahlen des ADAC vom Mittwoch hervorgeht. Demnach kostete Super E10 am Dienstag im bundesweiten Durchschnitt 1,647 Euro pro Liter - 3,8 Cent mehr als eine Woche zuvor. Bei Diesel waren es 1,526 Euro pro Liter - ein Plus von 4,8 Cent.
Damit fehlen bei Diesel nur noch 2,8 Cent zum Allzeithoch aus dem August 2012. Bei Super E10 ist der Abstand zum Allzeithoch mit 6,2 Cent noch etwas höher - es war im September 2012 erreicht worden.
Wichtigster Treiber sind dabei die Ölpreise, die zuletzt im Bereich von Mehrjahreshochs gelegen hatten. Aber auch der Wechselkurs von Dollar und Euro ist ausschlaggebend. Der Rohölpreis ist derzeit zwar niedriger als 2012 - ein Barrel der Sorte Brent kostet derzeit rund 83 US-Dollar - der Dollar jedoch deutlich stärker als vor neun Jahren. Das verteuert Öleinfuhren nach Europa. Hinzu kommt außerdem die CO2-Abgabe von 7 Cent pro Liter Benzin. Beim Diesel sorgt zusätzlich die jahreszeitbedingte starke Nachfrage nach Heizöl für eine Verteuerung an den Zapfsäulen.
"Belastungsgrenze erreicht"
ADAC-Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand appellierte an die zukünftigen Regierungsparteien, „jegliche Gedankenspiele über ein schnelleres Ansteigen des CO2-Preises zu unterlassen". Auch Menschen mit niedrigerem Einkommen müssten mobil bleiben können. Die Kosten erreichten für viele Menschen eine Belastungsgrenze.
Zugleich fehlten kostengünstige Alternativen, insbesondere im ländlichen Raum. Hillebrand forderte eine Anhebung der Entfernungspauschale. Sie decke die tatsächlichen Autokosten schon lange nicht mehr.
Scheuer fordert staatlichen Eingriff
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer sieht die künftige Bundesregierung in der Pflicht, bei zu hohen Spritpreisen gegenzusteuern. „Rund zwei Drittel des Benzinpreises sind vom Staat mit Steuern und Abgaben beeinflusst", sagte der CSU-Politiker der Bild (Mittwoch). „Spätestens bei einem Preis von 1,99 Euro pro Liter muss der Staat deshalb eingreifen und im Gegenzug die Steuern senken." Der Staat dürfe nicht Hauptprofiteur von hohen Spritpreisen sein.
Scheuer forderte FDP-Chef Christian Lindner auf, dies in den Gesprächen mit SPD und Grünen für ein Ampel-Bündnis durchzusetzen. Lindner habe im Wahlkampf ein Gegensteuern beim Benzinpreis gefordert. „Er muss genau das jetzt in einer Ampel-Koalition auch durchsetzen. Ansonsten macht er sich unglaubwürdig", sagte Scheuer der Zeitung.
"Dramatische Schieflage droht"
Die hohen Preise für Strom, Gas und Benzin bereiten Verbraucherschützern und Sozialverbänden Sorge. Wenn der Anstieg der Energie- und Benzinpreise ungebremst weitergehe, drohe eine „dramatische soziale Schieflage", sagte der Vorstand des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, Klaus Müller, dem Tagesspiegel.
Die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, sprach sich dafür aus, das Wohngeld für Menschen mit geringen Einkommen jährlich an die steigenden Energiekosten anzupassen. Angesichts der immensen Preissteigerungen für Energie müsse der Staat einen sozialen Ausgleich für Einkommensschwache schaffen.
Inflation über der Vier-Prozent-Marke
Die Inflation in Deutschland hat erstmals seit knapp 28 Jahren wieder die Vier-Prozent-Marke übersprungen. Angeheizt vor allem von höheren Energiekosten legten die Verbraucherpreise im September gegenüber dem Vorjahresmonat um 4,1 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Die Wiesbadener Behörde bestätigte vorläufige Daten.
Vor allem für Energie mussten Verbraucher im September deutlich tiefer in die Tasche greifen als ein Jahr zuvor (plus 14,3 Prozent). Heizöl verteuerte sich innerhalb eines Jahres um 76,5 Prozent. Sprit kostete 28,4 Prozent mehr. Auch die Preise für Erdgas (plus 5,7 Prozent) und Strom (plus 2,0 Prozent) zogen an. Die Preise für Nahrungsmittel erhöhten sich überdurchschnittlich um 4,9 Prozent.
INFORMATION
Untersuchungen des ADAC zeigen, dass Benzin und Diesel in der Regel zwischen 18 und 19 Uhr sowie zwischen 20 und 22 Uhr am günstigsten sind. Wer diese Faustregel berücksichtigt und die Preisunterschiede zwischen den verschiedenen Tageszeiten und den Anbietern nutzt, kann beim Tanken sparen.