Bielefeld. Reicht mein Geld für ein eigenes Haus? Wo bekomme ich Fördermittel und worauf muss ich besonders achten? Die Immobilienfrage beschäftigt derzeit viele. Die wichtigsten Fragen haben bei unserer Telefonaktion Zeynel Camci vom Verband der Privaten Bausparkassen und Jürgen Hartung von der Verbraucherzentrale NRW beantwortet.
Ich bin 35, meine Eltern schenken mir ein Grundstück. Ich habe ca. 10.000 Euro gespart. Reicht das als Eigenkapital? Mein Haus kostet 250.000 Euro.
Nicht nur Ihr Erspartes gilt als Eigenkapital, sondern auch das Grundstück. Lassen Sie prüfen, ob Sie sich Förderkredite sowie Zuschüsse, zum Beispiel von der KfW, der NRW-Bank oder dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle einbeziehen lassen. Darüber weiß auch die Verbraucherzentrale Bescheid. Holen Sie sich Angebote von verschiedenen Finanzierern. Zur Orientierung: Für einen Kredit über 250.000 Euro müssten Sie ca. 1.000 Euro monatlich in Zins und Tilgung investieren können, um in 20 Jahren schuldenfrei zu sein.
Gibt es eine Förderung vom Land NRW?
Ja, es gibt zinsgünstige Kredite, die aber einkommensabhängig sind. Schauen Sie unter www.nrwbank.de. Anrufen können Sie die Berater unter 0211-91741-4500; oder Sie schreiben eine E-Mail: beratung@nrwbank.de.
Wie viel Eigenkapital ist erforderlich, wenn eine Immobilie mit zwei Wohneinheiten erworben wird? Eine Wohneinheit soll vermietet, die andere selbst genutzt werden.
Das hängt vom Wert der Immobilie, von Ihrer tragbaren Monatsrate und davon, zu welcher Jahreskaltmiete die Wohnung vermietet werden kann. ab. Berechnen Sie außerdem die Kosten der Instandsetzung. Bei Vermietung sind Steuern, Rücklagen und Abschreibungen zu berücksichtigen.
Ich habe mehrere Finanzierungsangebote vorliegen. Worauf muss ich achten?
Das Angebot sollte einen Tilgungsplan beinhalten, aus dem hervorgeht, mit welcher monatlichen Belastung Sie in welcher Gesamtlaufzeit die Kreditsumme komplett zurückzahlen können. Spätestens zu Rentenbeginn sollte die Immobilie abbezahlt sein. Staatliche Förderungen sollten berücksichtigt sein. Das Recht auf Sondertilgungen sollte festgeschrieben sein.
Wie viel eigenes Geld ist für einen Immobilienkauf nötig?
Grundsätzlich: je mehr, desto besser. Aber mindestens 15 bis 20 Prozent vom Kaufpreis beziehungsweise von den Herstellungskosten sollten vorhanden sein - plus Nebenkosten. Manche Banken finanzieren Nebenkosten gleich mit, die meisten finanzieren sie separat.
Meine Hausbank hat mir ein Finanzierungsangebot geschickt. Ich verstehe es nur zum Teil. Aber wenn ich mit dem Hauskauf warte, steigen die Zinsen vielleicht wieder.
Bei Finanzierung gilt: Hektik ist ein schlechter Ratgeber. Sie verpflichten sich auf Jahrzehnte, Zins und Tilgung zu zahlen. Sie sollten den Vertrag erst unterschreiben, wenn Sie jedes Detail verstehen und ein gutes Gefühl dabei haben. Holen Sie noch von anderen Kreditgebern Angebote ein und vergleichen Sie diese. Entscheidungshilfen bieten auch die Verbraucherzentralen.
Lohnt sich Bausparen noch? Die Zinsen sind doch so niedrig...
Ein Bausparvertrag kann das Zinsänderungsrisiko abfedern. Sind die Zinsen in einigen Jahren gestiegen, können Sie bei der Anschlussfinanzierung einen Teil der Restschuld mit der Bausparsumme ablösen - zu einem günstigen Zinssatz, den Sie bei Vertragsabschluss kennen. Den anderen Teil der Schulden müssten Sie mit dem üblichen Marktzins weiterfinanzieren.
Aufgrund der Pandemie haben wir uns entschlossen, ein Haus zu kaufen. Eigenkapital ist aber kaum vorhanden. Geht das trotzdem?
Ihre Bonität ist die wichtigste Voraussetzung. Sie sollten dauerhafte, sichere Einkommen haben. Prüfen Sie auch die Möglichkeit, schuldenfreies Wohneigentum, zum Beispiel von Eltern oder Großeltern, mit einer Grundschuld zu belasten. Das gilt als Sicherheit.
Die Kosten für Baumaterial sind stark gestiegen, und es gibt lange Lieferzeiten. Ich bin besorgt, denn wir wollen im Frühjahr mit dem Hausbau starten. Wie können wir uns darauf einstellen?
Nachfinanzierungen sind teuer. Deshalb ist es ratsam, steigende Kosten in der Finanzierung von vornherein einzuplanen. Durch Lieferverzögerungen beim Baumaterial kann es zu deutlichen Bauzeitverzögerungen kommen. Hier ist zu beachten, dass in Ihrem Darlehensvertrag die bereitstellungsfreie Zeit mindestens 12, besser 18 Monate beträgt. Um besser vorbereitet zu sein, können Sie sich beim Verband privater Bauherren Unterstützung zu holen. Möglich ist eine Baubegleitung durch Experten des Verbandes.
Ich bin 30 Jahre alt und möchte in einigen Jahren Wohneigentum erwerben. Wie kann ich Eigenkapital ansparen?
In erster Linie eignen sich Bausparverträge mit Förderung. Das ist zum einen die Riesterförderung, die in einen Bausparvertrag mit einfließen kann, zum anderen die Bausparprämie. Bei der Riesterzulage sind das im Jahr bis zu 175 Euro Grundzulage plus 300 Euro pro Kind. Für volle Zulagen muss man im Jahr vier Prozent seines rentenversicherungspflichtigen Vorjahresbruttos abzüglich Zulagen einzahlen. 2.100 Euro an Riester-Beträgen könnten Sie steuerlich ansetzen. Für die Bausparprämie darf man ein zu versteuerndes Einkommen von bis zu 35.000 Euro haben. Dann bekommt man als Alleinstehender zehn Prozent Prämie auf jährliche Sparleistungen von bis zu 700 Euro. Wer mehr sparen will, kann sich ein Tagesgeld anlegen. Tagesgeld hat kein Kursrisiko, ist jederzeit verfügbar und unterliegt der gesetzlichen Einlagensicherung.
Ich habe einen fünf Jahre alten Bausparvertrag und will eine Immobilie erwerben. Ist es sinnvoll, das Bauspardarlehen in Anspruch zu nehmen?
Sehen Sie in Ihren Bausparbedingungen nach dem Darlehenszins. Wahrscheinlich ist er höher als die derzeitigen Zinsen für Baudarlehen. Ist das der Fall, können Sie in Erwägung ziehen, nur das angesparte Guthaben als Eigenkapital zu verwenden.
Wo kann ich meine Hausfinanzierung unabhängig prüfen lassen?
Das geht bei der Verbraucherzentrale Ihres Bundeslandes.
Wir haben drei Kinder, uns aber zu spät zum Immobilienkauf entschlossen, denn das Baukindergeld gibt es nicht mehr. Welche anderen Förderungen kommen infrage?
Für Sie bietet sich die Eigenheimrente an. Es gibt neben der Grundzulage für jedes Kind eine Kinderzulage. Sie selber zahlen vier Prozent Ihres rentenversicherungspflichtigen Vorjahreseinkommens minus der Zulagen in den Vertrag. Soll es schnell gehen mit dem Hauskauf, bietet sich statt eines Wohnriester-Bausparvertrages ein Riester-Darlehen an - das sind die beiden Formen der Eigenheimrente. Sprechen Sie das in der Finanzierungsberatung an.
Links zum Thema
www.verbraucherzentrale.nrw/geld-versicherungen/beratung-zur-immobilienfinanzierung
www.kfw.de
www.bausparkassen.de