Handwerk stark belastet - "Das kann einigen Betrieben die Existenz kosten"

Bielefeld. Ob Holz, Stahl oder Kupfer - viele Baumaterialien sind seit Beginn der Corona-Pandemie knapp geworden. Das hat spürbare Auswirkungen auf Liefer- und Produktionszeiten, aber auch auf die Preise. Keine einfache Situation für die Betriebe und die Kunden. Geplante Zeiträume und Preise können teilweise nicht mehr garantiert werden, und der Unmut auf beiden Seiten steigt. Wie die Handwerkskammer OWL in einer Pressemitteilung berichtet, verschärft sich die finanzielle Situation vieler Betriebe zunehmend. Viele Lieferanten würden nur noch Tagespreise angeben und es sei kaum noch möglich Angebote oder Preiskalkulationen zu erstellen. Maximilian Schröder, Elektrotechnikmeister und Inhaber von Elektro Schröder, kennt das Problem: "Bei uns ist der Bereich E-Mobilität am meisten betroffen. Vor allem Lade-Wallsäulen für E-Autos. Da sind noch Bestellungen aus dem letzten Jahr offen." Die Rechtfertigung weiterer Verzögerungen werde immer schwieriger. Ebenso werde die Geduld der Kunden allmählich stark auf die Probe gestellt. Teils könnten Liefertermine nicht eingehalten werden, die mehrere Monate im Voraus geplant seien, heißt es von der Handwerkskammer OWL. Es dauere häufig noch länger, um die Materialien zu bekommen. "Man kann fast von Glück reden, dass durch den Fachkräftemangel die Vorlaufzeiten ohnehin so lang sind, dass man fünf bis sechs Wochen Lieferzeit auf manche Artikel kaum bemerkt", so Schröder. Wenn Materialien dann doch zu bekommen sind, dann ist der Preis deutlich höher als es noch vor der Pandemie gewesen ist. "Wenn ich ein Angebot schreibe ist es erschreckend, was da teils für Summen stehen", sagt Schröder. Das sorge zusätzlich für Frust. Diskussionen gebe es jedes Mal, wenn es bei einem Kunden zu Problemen kommt. Kleinere private Kunden seien häufig bereit etwas zu warten und dem Betrieb preislich entgegen zu kommen. Für diesen Sektor gibt es auch die Preisgleitklausel, mit der Anpassungen möglich sind, die sich aus gestiegenen Materialpreisen ergeben. Diese Option gibt es für Aufträge aus öffentlicher Hand nicht. "Da müssen wir ein festes Angebot machen und dann im Zweifel die Mage anpassen", erklärt Schröder. Zu hohe Preise können von den Unternehmen nicht immer abgefangen werden: "Das kann einige Betrieben die Existenz kosten." Verzicht auf Vertragsstrafen in Ausnahmesituationen &bdquo;Die akuten Materialengpässe hemmen die wirtschaftliche Erholung und den Weg zurück zur Normalität. Es wird viel Zeit und Geduld erfordern, bis diese komplexen Störungen in den internationalen Lieferketten wieder behoben sind. Die Auftragsbücher der Bau- und Ausbauhandwerke sind voll, aber die Unternehmen können teilweise nur eingeschränkt arbeiten. Ich werbe an dieser Stelle nach wie vor für Verständnis bei der Kundschaft unserer Betriebe und für die Bereitschaft, sich auf längere Lieferzeiten einzustellen. Die betroffenen Betriebe tun gerade ihr Bestes, damit sich diese Engpässe nicht oder nur in Maßen auf Kundenseite auswirken", sagt Peter Eul, Präsident der Handwerkskammer OWL, zur aktuellen Situation. Gemeinsam mit den bundesweiten Handwerksorganisationen fordere die Handwerkskammer zudem, dass zumindest in Ausnahmesituationen - wie aktuell in der Corona-Pandemie - öffentliche Auftraggeber auf Vertragsstrafen verzichten sollen, wenn Aufträge aufgrund von Lieferengpässen und stark gestiegenen Einkaufspreisen nur mit Verzögerung oder gar nicht ausgeführt werden können. Es sollte zur verpflichtenden Praxis werden, bei Ausschreibungen grundsätzlich die Nutzung von Preisgleitklauseln durch die potenziellen Auftragnehmer vorzusehen.

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