Holzkrise

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Holz ist "mehr als genug vorhanden" - Sägewerke sind der Engpass

Viele Baufirmen, Handwerker oder Möbelwerke beklagen derzeit eine Holzknappheit. Gemeint ist fertiges Schnittholz, wie der Landesbetrieb Wald und Holz jetzt klarstellte.

Ein Fichtenstamm wird zu Bauholz verarbeitet: Die Sägewerke bekommen reichlich Nachschub, zumal wegen der Borkenkäferplage derzeit besonders viel Fichtenholz anfällt. Es mangelt aber an Verarbeitungskapazitäten.  | © picture alliance / Rupert Oberhäuser

Martin Krause
26.05.2021 | 26.05.2021, 10:19

Bielefeld/Arnsberg. Von einer Holzkrise ist die Rede. Von einer Not bei Zimmerleuten, denen Bauholz fehlt. Von Sorgen bei Bauherren, die deswegen um Kosten und Fertigstellungstermine bangen. Und von Waldbesitzern, die wegen der Borkenkäferplage große Mengen Holz zu Billigpreisen auf den Markt werfen müssen. Andreas Wiebe, Leiter des Landesbetriebes Wald und Holz NRW, hat sich jetzt zu Wort gemeldet, um die widersprüchlich anmutenden Informationen einzuordnen.

"Es ist mehr als genug Holz vorhanden", stellte Wiebe mit Blick auf den unbearbeiteten Rohstoff - das sogenannte "Rundholz" -  klar. Auch 2021 sei wieder mit großen Mengen anfallendem "Borkenkäferholz" zu rechnen, das frisch geschlagen genauso genutzt werden könne wie das Holz gesunder Bäume. Die gegenwärtige Knappheit an "Schnittholz" für Bauwirtschaft und Industrie sei eine Folge der beschränkten Kapazitäten der Sägewerke.

Gesägt wird rund um die Uhr im Drei-Schicht-Betrieb

Ein weltweiter Bauboom, angeheizt durch die riesigen Konjunkturpakete zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise, habe die Nachfrage nach Schnittholz seit dem Spätsommer 2020 stark erhöht. Die Preise etwa für Bauholz seien entsprechend gestiegen, von 30-prozentigen Erhöhungen im Vergleich zu 2015 ist die Rede, bei bestimmten Export-Produkten seien auch Verdopplungen und Verdreifachungen der Preise zu verzeichnen.

Die Sägewerke seien derzeit bundesweit komplett ausgelastet, sagen Wiebe und der Wald-und-Holz-Experte Martin Schwarz. Vielerorts werde rund um die Uhr im Drei-Schicht-Betrieb gearbeitet. Doch obwohl viele Sägewerke nach dem Kyrill-Sturm 2007 ihre Kapazitäten aufstockten, komme die Branche mit der Deckung des erhöhten Bedarfs nicht hinterher.

Amerikaner kaufen mehr als 20 Prozent der deutschen Exporte

Während chinesische Importeure in der jüngeren Vergangenheit vor allem beim unbearbeiteten deutschen Rundholz zugegriffen haben, ist das Schnittholz derzeit vor allem in den USA sehr gefragt. Die Amerikaner spielten noch vor wenigen Jahren auf dem deutschen Holzmarkt keine Rolle, doch ihr Anteil am deutschen Schnittholz-Export sei inzwischen auf mehr als 20 Prozent gestiegen, so Martin Schwarz. Und die amerikanischen Einkäufer sind offenbar bereit, sehr hohe Preise zu bezahlen.

Einerseits erwarte er mittelfristig eine Normalisierung des Marktes, erklärte Wiebe, andererseits müsse grundsätzlich mit Preiserhöhungen bei allen Rohstoffen gerechnet werden. "Die Unternehmen sind aufgerufen, an ihre langfristigen Lieferketten in der Region zu denken", appellierte Wiebe an die Sägewerke. Dahinter verbirgt sich die Mahnung, nicht nur auf die höchsten erzielbaren Preise zu schielen, sondern auch die regionale Stammkundschaft zu bedienen.

Holz wird als nachhaltiger Zukunftsrohstoff beworben

In Deutschland könnten in jedem Jahr 78 Millionen Kubikmeter Holz geerntet werden, sagt Martin Schwarz. Das ist so viel, wie in den absatzstärksten Jahren der vergangenen Jahrzehnte aus den Wäldern geholt wurde - und trotzdem würde der Holzvorrat weiter anwachsen. "Wir werben dafür, Holz als nachhaltigen Zukunftsrohstoff zu behandeln", sagt Wiebe. Vor allem im Hinblick auf den Klimaschutz biete Holz gegenüber Materialien wie Stahl oder Beton Vorteile.