Andreas Hettich lehrt künftig an der Universität Bielefeld

Bielefeld. Wer ein fremdes Land für seine Produkte begeistern will, sollte dafür einen Plan haben. Gibt es sprachliche Barrieren? Sind kulturelle Gepflogenheiten zu berücksichtigen? Stören staatliche Restriktionen oder technische Hürden beim Markteintritt? Wirtschafts-Studenten, die mehr über solche Problemstellungen lernen wollen, können dies schon im kommenden Wintersemester bei einem prominenten Unternehmer an der Universität Bielefeld tun: Andreas Hettich wird Lehrbeauftragter und Forscher am &bdquo;Institut für Familienunternehmen". Hettichs erste Lehrveranstaltung wird ab 12. November eine &bdquo;Praktische Übung" zum Thema &bdquo;Internationalisierung" sein. Hettich will die Belange von Familienunternehmen dabei besonders berücksichtigen, wobei er den klassischen, vom Inhaber geführten Mittelstand gegenüber börsennotierten Konzernen keinesfalls im Nachteil sieht. Sein eigenes Möbelzulieferunternehmen mit Sitz in Kirchlengern – mit 6.700 Mitarbeitern in fast 80 Ländern und einem Milliardenumsatz das größte Industrieunternehmen des Kreises Herford – ist dafür das beste Beispiel. "Ich war selten sieben Monate lang in Deutschland" Es liegt nah, dass Hettich seine großen praktischen Erfahrungen in allen Fragen der Unternehmensführung mit konkreten Beispielen und Anekdoten einbringen kann. Und er ist auch in der Kundenpflege tätig: &bdquo;Ich war selten sieben Monate ununterbrochen in Deutschland – so wie jetzt in der Coronakrise", sagt Hettich. Ein Drittel seiner Zeit habe er in den vergangenen Jahren im Kontakt mit Kunden in aller Welt verbracht, &bdquo;insbesondere auch in asiatischen Märkten, die oft sehr beziehungsorientiert sind". Solche Märkte seien besser durch gewachsene Beziehungen als durch den Einsatz von Geld zu erobern, weiß Hettich daher: Manches Treffen und manches gemeinsame Essen seien dafür nötig, &bdquo;und man braucht hohe persönliche Kontinuität, um Vertrauen aufzubauen." "Die akademische Vorgehensweise lieben gelernt" Bevor er im Jahr 2000 als Assistent der Geschäftsführung bei der Hettich-Holding einstieg, hatte Andreas Hettich eine akademische Karriere eingeschlagen: Er studierte erst Elektrotechnik an der Technische Hochschule in Aachen und beschäftigte sich während der Promotion mit Forschung im Bereich des Mobilfunks. Seine Doktorarbeit bestand er mit der Spitzennote &bdquo;summa cum laude". An die Zeit möchte er anknüpfen, nachdem er im Unternehmen aus der Geschäftsführung an die Spitze des Beirats wechselte: &bdquo;Ich habe die akademische Vorgehensweise lieben gelernt", sagt der 51-Jährige. Fred G. Becker, der Vorstandschef des Instituts für Familienunternehmen (iFUn), ist stolz, dass er mit Hettich einen der Hauptstifter des Stiftungslehrstuhls für Forschung und Lehre gewinnen konnte. Insgesamt seien nun vier Betriebswirte, zwei Juristen und ein Elektrotechniker am Institut, sagt Becker schmunzelnd. "Mit Hettich wird ein verstärkter Transfer möglich" &bdquo;Es ist ein großes Glück", sagt die für den Stiftungslehrstuhl &bdquo;Führung von Familienunternehmen" verantwortliche Stiftungsprofessorin Christina Hoon. Mit Hettich komme ein Praktiker dazu, daher werde ein verstärker Transfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft möglich sein. Eine erste Publikation hat Hettich auch schon geschrieben: Dabei geht es um die Krisenfestigkeit von Familienunternehmen und die besondere Bedeutung der Liquidität – so wie jetzt in der Coronakrise, wo es heißt: Cash is king. Bald wieder normales Leben: In China gibt es wieder Messen Ein Wermutstropfen für den Uni-Betrieb ist, dass in der Coronakrise überwiegend nur Online-Veranstaltungen möglich sind: &bdquo;Wir würden gern wieder mehr Präsenzveranstaltungen anbieten, wir alle brauchen den persönlichen Kontakt – aber es geht noch nicht", bedauert Christina Hoon. Für Hettich bedeutet das: Eine einzige seiner Lehrveranstaltungen wird im November im Unigebäude stattfinden, alles anderen online. In China allerdings gebe es schon heute wieder Messen mit tausenden Besuchern, weiß er aus seiner Vertriebsmannschaft. Hettich hat Hoffnung, dass das Leben in nicht allzu ferner Zukunft wieder fast wie zuvor sein wird.

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