
Bielefeld. Die Corona-Pandemie macht nicht nur den Start in die Ausbildung schwierig, sie wirbelt auch den Abschluss der Lehrzeit kräftig durcheinander. In den meisten Ausbildungsberufen galt vor Corona die geradezu eherne Regel: Erst die schriftliche Prüfung, dann die mündliche Prüfung. Und war die bestanden, gab es unmittelbar danach das Zeugnis. Die Ausbildungszeit war in diesem Moment beendet und – für viele junge Menschen nicht ganz unwichtig – es gab mehr Geld.
In diesem Jahr ist die schriftliche Prüfung nach hinten verschoben, erstmals findet die mündliche Prüfung vor der schriftlichen statt. In diesen Tagen geht sie über die Bühne. Bitter für die Azubis: Die Ausbildung endet für alle IHK-Berufe erst am 31. Juli. Bis dahin gibt es weiter das Azubi-Salär und nicht das Geld, das Ausgelernte verdienen.
Sommer-Hotline zur Ausbildung
Unterdessen blicken Handwerkskammer und IHK schon auf die Auszubildenden, die im Herbst ihre Ausbildung beginnen wollen. Und weil die zu Coronazeiten ganz anders starten könnte, als in den vergangenen Jahren, verweist die Handwerkskammer ausdrücklich auf ihre Sommer-Hotline „Ausbildung 2020 – wir sind für Sie da!".
Unter der Telefonnummer (05 21) 56 08-3 33 erhalten Jugendliche, deren Eltern und Lehrer sowie ausbildungswillige Betriebe ab sofort bis zum 30. September praktische Informationen rund um das Thema Ausbildung im Handwerk. Alle Erstgespräche über die Hotline können im persönlichen Gespräch, in weiteren Telefonaten oder per Videochat digital fortgesetzt werden.
Die Chancen, einen Ausbildungsplatz noch für diesen Herbst zu bekommen, stehen gut, teilt die Handwerkskammer mit. Sowohl bei bestehenden Ausbildungsverhältnissen als auch bei Neuverträgen laufe die Ausbildung auch während der Pandemie ohne Verzögerungen weiter. Allerdings habe sich das Auswahlverfahren in manchen Betrieben einige Monate verschoben.
Lob vom Handwerkspräsidenten Eul
Lob zollt Handwerkspräsident Peter Eul dem Konjunkturpaket der Bundesregierung, in dem – weitgehend unbemerkt – auch das Handwerk vorkommt. Es sieht vor, dass Betriebe, die ihr Ausbildungsplatzangebot 2020 im Vergleich zu den drei Vorjahren nicht verringern, für jeden neu geschlossenen Ausbildungsvertrag eine einmalige Prämie in Höhe von 2.000 Euro erhalten. Betriebe, die das Angebot sogar erhöhen, erhalten für die zusätzlichen Ausbildungsverträge 3.000 Euro.
Weil corona-bedingt in diesem Jahr das Speed-Dating von Jugendlichen und Ausbildungsunternehmen abgesagt ist, setzt die IHK stattdessen auf die kostenlose App „Ausbildungschance Digital". Sie soll ausbildungsplatzsuchenden Jugendlichen die Chance geben, verbindliche Telefontermine mit Unternehmen zu vereinbaren und einen ersten Kontakt zu knüpfen. Die Unternehmen legten dabei im Vorfeld Zeiträume fest, in denen sie für Telefonate erreichbar sind. Um den Speed-Dating-Charakter beizubehalten, seien die Gespräche auf maximal 15 Minuten angesetzt. Die Telefonate seien vom 15. bis zum 26. Juni geplant.