Autozulieferer

Benteler baut Stellen ab - und zahlt Abfindungen

Zunächst soll eine geringe dreistellige Stellenzahl abgebaut werden

Benteler präsentierte seinen neuen rollenden Fahrzeugunterbau für Elektroautos im September auf der Internationalen Automobil-Ausstellung. | © Benteler

Andrea Frühauf
16.10.2019 | 16.10.2019, 11:51

Paderborn/Salzburg. Der Autozulieferer Benteler mit Hauptstandort Paderborn reagiert auf den Konjunkturabschwung in der Autoindustrie und will Stellen abbauen. In einem Freiwilligenprogramm werden Mitarbeiter mit attraktiven Prämien zum Ausstieg ermuntert. Wer freiwillig geht, erhält eine Abfindung von 80 Prozent seines Monatslohns für jedes Jahr der Betriebszugehörigkeit. Wer bis zum 13. Dezember einen Aufhebungsvertrag abschließt, erhält zusätzlich 15.000 Euro.

Nach derzeitigem Stand soll eine sehr niedrige dreistellige Stellenzahl abgebaut werden. In der Automotive Division arbeiten weltweit 26.000 (Inland: 5.800) Mitarbeiter. Betroffen ist vor allem die Verwaltung am Hauptstandort in Paderborn sowie bundesweit sechs Komponenten-Werke und drei Jit-Werke, wo Module zusammengesetzt werden – unter anderem in Paderborn, Warburg und Lichtenau. Insgesamt hat Benteler in OWL 7.000 Beschäftigte. Ziel sei es, kostengünstiger und profitabler zu werden, teilte das Unternehmen mit.

Benteler konzentriert sich auf Automotive-Geschäft

Benteler hatte bereits im Sommer angekündigt, Kosten zu senken und dafür auch Personal einzusparen. Damals ging es um sozialvertragliche Regelungen wie Altersteilzeit, flexible Arbeitszeiten und natürliche Fluktuation. In dem neuen Freiwilligenprogramm werden jetzt Abfindungen angeboten. Das Programm läuft bis zum 31. Januar 2020. Allein die deutschen Pkw-Hersteller hätten bis Juni 2019 nur rund 2,5 Millionen Autos gefertigt – zwölf Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum, erläuterte Benteler-Sprecherin Birgit Held.

Sollte der Autoabsatz weiter sinken, schließt Benteler auch betriebsbedingte Kündigungen nicht aus, wie Held sagte. Mit der IG Metall, die ebenfalls zustimmen müsste, würden dazu noch Gespräche geführt. In diesem Fall ist ein Abfindungsfaktor von einem halben Monatslohn pro Beschäftigungsjahr vorgesehen. "Wir setzen unsere Strategie kontinuierlich fort. Konzentrieren uns auf unser Kerngeschäft und auf profitables Wachstum", betonte die Unternehmenssprecherin. Ziel sei es, das Familienunternehmen für die Zukunft aufzustellen. Betriebsbedingte Kündigungen hatte es zuletzt im Jahr 2013 gegeben.

Die Benteler Gruppe konzentriert sich nach dem Verkauf ihrer Sparte Stahlrohrhandel, auf ihre Kernkompetenz, das Automotive Geschäft. Der Erlös aus dem Verkauf der kleinen Sparte Stahlrohrhandel soll für Investitionen dienen.

Information

"Rolling Chassis"


Auch Branchenfremde wollen Elektroautos produzieren. Ein Start-up des chinesischen Immobilienriesen Evergrande hat für den Bau eines Elektroautos eine strategische Zusammenarbeit mit Benteler vereinbart. Benteler beliefert die Chinesen mit seinem „Rolling Chassis", eine fahrbereite Plattform für E-Autos. Das „Electric Drive System 2.0" (Fahrzeugunterbau, -rahmen, Achsen, eingebauter Elektromotor, Batteriekasten) wurde auf der IAA präsentiert. Bosch liefert dafür die elektrischen und elektronischen Komponenten wie Steuergeräte und Antriebe.