Rheda-Wiedenbrück. Welterfolg dank Hühnerknochen. Hätte Franz Knöbel am Mittagstisch sein Hähnchenbein schlicht abgenagt und es dann zur Seite gelegt, vielleicht wäre sein Unternehmen dann das kleine Unternehmen geblieben, das es lange Jahre zuvor war. Aber Knöbel schaute hin, staunte über die Gelenkpfanne des Knochens - und hatte die zündende Idee für seine Kugelkopf-Dichtung. Die Erfindung hatte Zugkraft - und das Unternehmen Westfalia wurde weltbekannt.
Den Grundstein für das heutige Unternehmen „Westfalia-Automotive GmbH" hatte Johann Bernard Knöbel 1844 gelegt, als er in Wiedenbrück eine Schmiede gründete. Er baute zunächst Ackergeräte und Wagen, 1876 folgt die erste Kutsche. Sein Sohn Wilhelm übernahm den Betrieb, der zweite Sohn, Franz, erhielt das Haus und das Werkzeug, um selbst einen Betrieb aufbauen zu können. Im Sommer 1887 gründete Franz Knöbel eine neue Firma, die Fahrgeschirre, Kutschen, Jagdwagen und Schlitten baute. 1918 wird die von ihm selbst entwickelte Selbstfahrkutsche ein großer Erfolg, 1922 erschien der Name „Westfalia" erstmals im Handelsregister.
Erfinder der Anhängerkupplung mit Kugelkopf
Mit dem nächsten Franz, Hans und Gerhard übernahm 1933 die nächste Knöbel-Generation die Führung des Unternehmens. Sie bauten die Anhängerfertigung weiter aus und nutzten die neu entwickelte Kugelkopfkupplung nach Hähnchenknochen-Vorbild. Diese Verbindung von Zugwagen und Anhänger war so revolutionär, dass sie nach Westfalia-Angaben bis heute unübertroffen blieb. Westfalia gilt damit der Erfinder der Anhängevorrichtung mit Kugelkopf.
Zur Fertigung von Anhängern und Anhängekupplungen kam 1952 die Produktion von Camping-Einrichtungen für den VW-Transporter. Damit war ein neues Produkt geboren: das Wohnmobil, das Westfalia weltweit bekannt machte. Es folgten die Fertigung von Wohn-, Bestattungs- und Pferdeanhängern, der Bau des Fahrerhauses für den Mercedes-Unimog, der Kleinlieferwagen Fridolin (VW Typ 147) und der Wohnmobilausbau auch für Mercedes und Ford.
1970 entstand die millionste Anhängevorrichtung
Anfang der 60er Jahre übernahmen die Cousins Horst (Sohn von Hans Knöbel) und Werner (Sohn von Gerhard Knöbel) das Ruder. 1966 wurde die erste abnehmbare Anhängekupplung ausgeliefert, 1970 ging die millionste Anhängevorrichtung vom Band.
1999 ging die Ära der Familie Knöbel zu Ende, die Firma Westfalia-Werke GmbH & Co.KG wurde nach Produktionsbereichen aufgeteilt und es entstand neben der Westfalen-Mobil GmbH (Wohnmobileinrichtungen) und der Westfalia-Trailer-Group (Anhängerbau) die Firma Westfalia-Automotive GmbH als Hersteller von Anhängevorrichtungen und passenden Elektrosätzen.
Fahrradträger Portilo wird zum Hit
Seit 2008 wird der selbstentwickelte zusammenklappbare Fahrradträger „Portilo" ausgeliefert. In den folgenden Jahren kaufte Westfalia Automotive die Kupplungshersteller Monoflex aus Schweden und Siarr aus Frankreich. In Italien, Polen, Russland und Großbritannien entstanden Niederlassungen.
2001 hatte die Deutsche Private Equity (DPE) das Unternehmen übernommen, 2016 wurde Westfalia-Automotive schließlich Teil der Horizon Global Corporation aus Amerika, einem der weltweit führenden Anbieter von Anhänger- und Transportsystemen. Hiermit beginnt eine noch globalere Ausrichtung des Unternehmens. 2018 hatte das Unternehmen massiv Stellen abgebaut. Derzeit werden mit 700 Mitarbeitern 1 Million Anhängevorrichtungen pro Jahr produziert und das Unternehmen will weiter wachsen.