Deutsche Bahn

Bahn frei für Tempo-Strecke von Hannover nach Bielefeld

Deutschland-Takt: Aus Berlin fließt das erste Geld zur Ausarbeitung der neuen ICE-Strecke. Zur weiteren Gestaltung sollen im kommenden Jahr die Bürger mitreden

Schnell wie der Blitz: Der ICE auf Strecke. | © picture alliance/dpa

08.07.2019 | 09.07.2019, 06:07

Bielefeld. Die Bahn will zwischen Nordrhein-Westfalen und Berlin schneller werden. Dazu steht zwischen Hannover und Bielefeld eine neue ICE-Trasse auf der Agenda – die Züge sollen hier mit Tempo 300 fahren. Für erste Detailplanungen gibt es jetzt offenbar grünes Licht.

„Ich weiß aus sicherer Quelle: In Berlin ist jetzt Geld freigegeben worden, um technische Grundlagen für eine neue Trasse ermitteln zu können", sagt Rainer Engel im Namen der Initiative Deutschland-Takt. Diese setzt sich für einen attraktiveren Schienenverkehr im Land ein und begrüßt eine schnellere ICE-Verbindung von NRW nach Berlin ausdrücklich.

Die Gründe für eine Aufwertung dieser Verbindung liegen für Engel auf der Hand: „Wir haben auf dieser Strecke das dichteste Verkehrsaufkommen Deutschlands. Die ICE sind hier im Schnitt zehn Prozent stärker besetzt, als auf allen anderen Strecken und zu Stoßzeiten sind nicht selten keine Fahrscheine mehr zu bekommen." Die Verbindung von Ruhrgebiet und Rheinland mit der Hauptstadt sei aus wirtschaftlicher Sicht eine absolut vernünftige Entscheidung. Nur schnellere Verbindungen und Taktungen könnten die Bahn hier konkurrenzfähig gegenüber Straße und Flugzeug machen.

In den nächsten 15 Jahren

Engel hält eine Realisierung des Vorhabens innerhalb der kommenden 15 Jahre für realistisch – nicht zuletzt, weil nach einem neuen Verfahren gearbeitet werde. „Die Bahn kommt nicht mit einem fertigen Entwurf um die Ecke und stellt vor, was sie machen wird. Im Gegenteil: Es werden bewusst die Bürger mit in den Dialog geholt, bevor überhaupt irgendetwas entschieden wird", sagt Engel. Sobald jetzt die technischen Grundlagen ermittelt sind, werde das Dialogformat gestartet. In der Vergangenheit hatte es Streit gegeben um die mögliche Trassenführung. Auch ein Tunnel durch den Jakobsberg an der Porta Westfalica war im Gespräch. Dadurch würde Minden von der Schnellstrecke abgeschnitten.

Damit würde sich eine Hoffnung von Gerald Schroth schon einmal erfüllen. Er ist Sprecher der vernetzten Bürgerinitiativen „Cosinus", die seit Jahren kritisch auf die Planungen zum Trassenausbau blicken. „Unser Ziel ist es nicht, am Ende alles zu verhindern", sagt Schroth. „Es geht uns darum, dass wir gehört und unsere Bedenken ernst genommen werden." So sei etwa ein ausreichender Lärmschutz zu berücksichtigen, ebenso wie das landschaftliche Bild der Region. „Die Geografie gibt uns enge Korridore vor, in denen solche Infrastrukturprojekte überhaupt verwirklicht werden können", sagt Schroth.

Die Menschen an der Strecke nicht vergessen

Neben der Bahn sei immer wieder eine Erweiterung der Autobahn im Gespräch: „Das alles zusammengenommen führt uns an unsere Kapazitätsgrenzen." Aus seiner aktuellen Sicht sei die beste Lösung ein Ausbau der bestehenden Bahntrasse. Er hoffe, dass der Bürgerdialog ein ergebnisorientiertes Format bieten werde, in dem alle Bedenken auf den Tisch kommen und die Bürger ernst genommen und gehört werden. „Die Planer dieses Großvorhabens sollten nicht vergessen, dass rechts und links des Weges auch noch Menschen leben."